Stadt Offenbach will Verkehrswende vorantreiben

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(Symbolfoto: S. Hermann und F. Richter auf Pixabay)

Eine abgestimmte Verkehrsplanung, die neue Formen der Mobilität und strategische Zielsetzungen zum Beispiel beim Klimaschutz und der Luftreinhaltung berücksichtigt, ist Ziel des Verkehrsentwicklungsplans 2035 (VEP 2035) für Offenbach am Main. Nach dem Grundsatzbeschluss im Januar 2021 durch die Stadtverordneten und dem anschließenden europaweiten Ausschreibungsverfahren hat der Magistrat am 7. Oktober die Vergabe der Planungsleistung an ein Ingenieurbüro beschlossen.

Wie Verkehrsdezernent Paul-Gerhard Weiß mitteilt, soll der nun im Detail auszuarbeitende VEP 2035 dem veränderten Mobilitätsverhalten Rechnung tragen: „Wie sich Menschen in der Stadt fortbewegen, unterliegt einem ständigen Wandel. Der neue Verkehrsentwicklungsplan berücksichtigt die heutigen und künftigen Mobilitätsbedürfnisse. Dabei ist zu denken an Elektromobilität, den Ausbau des Radverkehrs, Sharing-Angebote sowie die Verknüpfung mit dem Öffentlichen Nahverkehr. Das Ziel, weniger CO2 und Luftschadstoffe durch Verbrennungsmotoren zu produzieren, nimmt eine wichtige Rolle im neuen Plan ein. Es geht dabei immer auch darum, eine Kehrtwende beim stetig wachsenden Autoverkehr zu erreichen. Nur durch die Nutzung alternativer Angebote kann ein Verkehrskollaps in der Stadt verhindert werden.“

Ziele und Strategien für die nächsten 15 Jahre

Der Verkehrsentwicklungsplan ist ein strategisches Werk, das Ziele und Strategien für die verkehrliche Ausrichtung der Stadt in den nächsten 15 Jahren festlegt. „Der VEP ist die neue Grundlage für alle Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Verkehrsinfrastruktur in Offenbach und Mobilitätsangebote in den kommenden Jahren“, so Weiß. „Er soll die Lebensqualität der Offenbacherinnen und Offenbacher in ihrer Stadt durch den besonderen Fokus auf Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit steigern.“

Als Grundlage für die Ausarbeitung des neuen Verkehrsentwicklungsplans dienen die Fortschritte, die mit dem vorangegangenen und bisher noch gültigen Verkehrsmanagementplan 2015 (VMP 2015) erzielt wurden. Der VMP 2015 war im Jahr 2007 entwickelt und aufgestellt worden. So wurden in den vergangenen Jahren beispielsweise über 80 Prozent aller darin formulierten Maßnahmen für den Radverkehr umgesetzt. Zu den Verbesserungen für Radfahrende, um schneller, einfacher und sicherer ans Ziel zu kommen, zählen bauliche Radwege und Erleichterungen beim Queren von Kreuzungen, zusätzliche Fahrrad-Angebotsstreifen und die Öffnung von Einbahnstraßen und der Fußgängerzone für den Radverkehr. Auch das Projekt BikeOF mit seinen Fahrradstraßen sowie der Ausbau des Mainradweges sind Maßnahmen, die wesentliche Zielsetzungen des VMP 2015 verwirklichen. Ebenfalls die Ziele des VMP erfüllten der mittlerweile fast vollständig abgeschlossene barrierefreie Ausbau aller Bushaltestellen im Stadtgebiet sowie die aktuell in der Umsetzung befindliche Erneuerung der Steuergeräte von Ampelanlagen für eine Verflüssigung des Verkehrs.

Im Zuge sich weiter entwickelnder Technologien und der angestrebten Verkehrswende sind nun aber auf Seiten der Kommunen Anpassungen der eigenen Planungen erforderlich. Der neue Verkehrsentwicklungsplan 2035 soll sich sehr stark an den Mobilitätsbedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger innerhalb der nächsten 15 Jahre ausrichten. Verkehrsthemen werden in einer integrierten Sichtweise, also unter Einbezug aller Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer betrachtet, um den heutigen und künftigen Anforderungen gerecht zu werden. Themenfelder, die im VEP 2035 behandelt werden, sind unter anderem: Umweltauswirkungen unter Einbezug von Klimaschutz, Lärm, Luftschadstoffen und Flächenverbrauch, alternative Mobilitätskonzepte, die auch E-Mobilität und Sharing-Angebote aufgreifen, oder die Digitalisierung des Verkehrs, die sich unter anderem auf digitale Informationssysteme, digitale Verkehrssteuerung und die Förderung intermodaler Mobilität bezieht.

Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger

Die Erstellung des VEP 2035 erfolgt federführend durch das Referat für Verkehrsplanung im Amt für Stadtplanung, Verkehrs- und Baumanagement in Zusammenarbeit mit einem Planungsbüro. „Einen großen Wert legen wir dabei auf eine breite Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger, damit diese in unterschiedlichen Formaten einen direkten Einfluss auf die verkehrliche Entwicklung in ihrer Stadt nehmen können“, kündigt Verkehrsdezernent Weiß an. „Wir wollen dabei unter anderem wissen, was die Menschen benötigen, damit sie bereit sind, beispielsweise auf das Auto zu verzichten und sich nachhaltig in der Stadt zu bewegen.“ Geplant ist unter anderem eine zentrale Anlaufstelle: Im Projektbüro kann sich die Bevölkerung informieren, Fragen stellen und Hinweise geben. Darüber hinaus werden auf Stadtteilebene mehrere Mobilitätsforen vor Ort abgehalten. Das bedeutet, dass beispielsweise ein mobiles Projektbüro in die jeweiligen Stadtteile fährt und die Bürgerinnen und Bürger vor Ort in die Erstellung des Plans mit einbezieht. Die breite Öffentlichkeit soll dabei möglichst alltagsnah und nachhaltig in den Erarbeitungsprozess integriert werden, wobei sie auch zum Mitmachen animiert werden soll.

Als sichtbares Ergebnis des Verkehrsentwicklungsplans 2035 werden Maßnahmen(-pakete) entwickelt, die in den darauffolgenden Jahren umgesetzt werden. Für die Erarbeitung des VEP 2035 konnten im Rahmen des Förderprogramms „Saubere Luft“ des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) Fördergelder in Höhe von 300.000 Euro eingeworben werden. Die Gesamtkosten für die Erstellung des VEP 2035 belaufen sich dabei insgesamt auf rund 544.000 Euro. Da die Stadt an die Richtlinien und Zeitfenster des Fördergebers gebunden ist, soll die Erstellung des Plans Ende 2022 abgeschlossen werden. Die Maßnahmen zur Umsetzung des Verkehrsentwicklungsplans werden in kurzfristige (bis 2025), mittelfristige (bis 2035) und langfristig umzusetzende Maßnahmenpakete (bis 2050) gebündelt.

(Text: PM Stadt Offenbach)

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