Maßnahmen gegen Motorradlärm am Feldberg

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(Symbolfoto: Christel SAGNIEZ auf Pixabay)

Der Große Feldberg ist unter Motorradfahrerinnen und -fahrer ein beliebtes Ausflugsziel. Doch so schön die kurvenreichen Straßen dorthin sind, so belastend sind sie mitunter für die Anwohnerinnen und Anwohner und die Natur. Seit Jahren gibt es Beschwerden über Raserei und Lärm.

2019 wurde eine Versuchssperrung der Feldbergzufahrten im Frühjahr und Herbst für jeweils zehn Tage durchgeführt. Für die Auswertung des Verkehrsversuchs beauftragte der Hochtaunuskreis die ivm GmbH (Integriertes Verkehrs- und Mobilitätsmanage-ment Region Frankfurt Rhein Main). Erster Kreisbeigeordneter Thorsten Schorr möchte den Feldberg für alle Bürger*innen offenhalten, aber dennoch: „Der Feldberg ist vom Motorradlärm besonders betroffen. Gerade die Ortsdurchfahrten sind für viele Städter die bevorzugte Strecke für die Ausflugstour in die Feldbergregion. Allein in unserem Landkreis sind über 12.959 Zweiräder zugelassen. Eine rücksichtsvolle Fahrweise ist ein Gebot der Zeit. Ein großer Teil der Motorradfahrer hält sich daran, leider gibt es jedoch vor allem an Wochenenden viele Ausnahmen und dadurch eine re-gelmäßig enorme Lärmbelastung. Doch auch Anwohnerinnen und Anwohner wie auch Erholungssuchende wollen unsere schöne Landschaft genießen. Unser Ziel ist, dass viele Menschen die Vorzüge des Feldbergs genießen können. Um das weiter gewährleisten zu können, sind bei den Nutzerinnen und Nutzern Kompromisse gefragt.“

(Foto: Hochtaunuskreis)

Im Zeitraum vom 11. Mai bis zum 19. Mai 2019 und vom 7. September bis zum 15. September 2019 wurden im Rahmen eines Verkehrsversuchs ausgewählte Streckenabschnitte zur östlichen Zufahrt zum Feldberg für Motorradfahrerinnen und -fahrer gesperrt. Die Sperrung wurde als Verkehrsversuch durchgeführt mit dem Ziel, zu testen, ob und in welchem Rahmen durch die Sperrung von Strecken, die Belastungen und Auswirkungen, die insbesondere in der Motorradsaison an den Wochenenden und Feiertagen durch die Motorradverkehre auftreten, im Feldberggebiet reduziert werden können. Vornehmlich stechen Motorräder aber auch Sportwagen aus dem Hintergrundrauschen des fließenden Verkehrs heraus und dominieren die lokale Geräuschkulisse. Was für die Fahrerinnen und Fahrer oftmals ein toller Sound ist, wird von Anwohnerinnen und Anwohnern sowie Touristinnen und Touristen oft als unerträglicher Lärm wahrgenommen.

Am Montag, den 1. November haben Erster Kreisbeigeordneter Thorsten Schorr und Heike Mühlhans Geschäftsführerin der ivm GmbH die Auswertung zum Verkehrsversuch „Motorradsperrung am Feldberg“ den Interessenvertretungen der Anwohner*innen und der Motorradfahrer*innen vorgestellt. Von den Kommunen nahmen gemeinsam mit Schmittens Bürgermeisterin Julia Krügers, Glashüttens Bürgermeister Thomas Ciesielski und Oberursels Erster Stadtrat Christof Fink an den Gesprächen mit den Interessenvertretungen teil. Martin Heinig vom TÜV Hessen, der den Verkehrsversuch mit Geräuschmessungen begleitet hat, Erster Polizeihauptkommissar Thomas Dietrich von der Polizeidirektion Hochtaunus sowie Peter Riegel, stellvertretender Fachbereichsleiter Ordnungs-, Straßenangelegenheiten und Verwaltungsservice, standen als fachliche Ansprechpartner zur Verfügung. Ziel des Landkreises und der beteiligten Kommunen (Oberursel, Glashütten, Königstein, Kronberg, Schmitten, Weilrod) ist es, den Verkehrslärm zu verringern. Die Auswertung des Verkehrsversuches hat ergeben, dass an den Tagen mit Sperrung eine deutliche Re-duzierung des Motorradaufkommens auf den gesperrten Streckenabschnitten erzielt wurde. Entlastungen durch die Sperrung ergaben sich insbesondere für die Schmittener Ortsteile Oberrei-fenberg, Hegewiese und Arnoldshain.

Die gesperrten Streckenabschnitte wiesen auch weiterhin eine Anzahl von Motorradfahrten auf, die nicht allein auf Anwohnerinnen und Anwohner des Bereiches zurückgeführt werden kann. Zudem ha-ben die Sperrungen nicht grundsätzlich zu einer signifikanten Reduktion des Motorradaufkommens in der Feldbergregion geführt. Der Motorradverkehr hat sich auf die nicht gesperrten Zufahrtsstrecken zum Feldbergplateau über das Rote Kreuz verlagert. Das führte sogar zu einer Erhöhung der Anzahl der Motorradfahrten an den Tagen mit Sperrungen.

Der Verkehrsversuch hat ergeben, dass die Anzahl der Motorradfahrten über den Tag nicht gleichverteilt ist, sondern im Tagesverlauf Belastungsspitzen mit bis zu 120-140 Motorradfahrten in der Stunde aufweist. In den Spitzenstunden kommen damit mindes-tens alle 30 Sekunden ein Motorrad. Auf den Ausweichstrecken haben die Streckensperrungen nicht grundsätzlich zu einer signifikanten zeitlichen Umverteilung der Belastungsspitzen geführt. Auf den gesperrten Strecken hat sich die Zahl der Motorradfahrten jedoch verringert und die auf den Strecken verbleibenden Motorradfahrten sind gleichmäßiger über die Tagesstunden verteilt. Die Unfallzahlen zeigen keinen Rückgang an Unfällen im Feldberg-gebiet und auch keine wesentliche Veränderung des Unfallge-schehens bei den Motorrädern zwischen 2019 und den Vorjahren (ohne Sperrung). Dies gilt auch für die Ausweichstrecken.

In Bezug auf die Minderung der Lärmemissionen liefert das TÜV-Gutachten anhand durchgeführter Messungen an ausgewählten Punkten Hinweise darauf, wie sich eine verminderte Anzahl an Motorrädern auf die Geräuschemissionen auswirkt. Die Pegel nehmen bei einer Streckensperrung für Motorräder an den Messpunkten rechnerisch um 1,8 dB(A) bis 4,3 dB(A) ab. Die im Gutach-ten real gemessenen Differenzen in den Messungen vor Ort liegen in Bereichen zwischen 5,6 und 12,8 dB(A). Eine Differenz von 3 dB (A) entspricht einer hörbaren Veränderung. Eine Reduktion von 10 dB(A) entspricht einer Halbierung der Lautstärke. Die im Rahmen des Verkehrsversuchs ermittelten Effekte reichen aus verkehrsrechtlicher Sicht nicht aus, um eine dauerhafte Sperrung der Strecken oder des gesamten Feldberggebietes für Motorräder begründen zu können.

Um dem Lärmproblem zu begegnen und dem Ruhebedürfnis der Anwohnerinnen und Anwohner, den Erholungssuchenden im Feldberggebiet und den Freizeitverkehren Rechnung tragen zu können, wurde seitens der ivm GmbH empfohlen und gemeinsam mit den betroffenen Kommunen abgestimmt, dass im Sinne einer „Lärmpause“ im Sommerhalbjahr an ausgewählten Wochenenden eine temporäre Sperrung der Zufahrt im Feldberggebiet umzusetzen. So bleibt mit der Sperrung der bereits im Verkehrsversuch gesperrten Strecken das Feldberggebiet und vor allem das Feldbergplateau auch für Motorradfahrer*innen grundsätzlich erreichbar, allerdings nur auf den alternativen Routen. Damit die Maßnahmen die gewünschten Wirkungen entfalten, sind Kontrollen zur Einhaltung des Fahrverbotes für Motorräder an den gesperrten Strecken erforderlich.

Der Hochtaunuskreis folgt der Empfehlung und wird von April bis Oktober eine Streckensperrung immer am zweiten Wochenende eines Monats durchführen. An „langen Wochenenden“, wenn ein Feiertag auf einen Montag oder einen Freitag des Sperrwochenendes fällt, wird die Lärmpause auf den Feiertag ausgeweitet. Für die von der Verlagerung betroffenen Gebiete Niederreifenberg und Königstein entlang der B8 wird die Umsetzung von erweiterten Geschwindigkeitsbegrenzungen über die Ortsgrenzen hinausgeprüft, die dafür Sorge tragen, dass die Lärmbelastungen durch Be-schleunigungsvorgänge am Ortsausgang in nicht bewohnte/bebaute Gebiete verlagert werden. Einige Geschwindigkeitsbegrenzungen außer Orts wurden bereits angeordnet und umgesetzt. Zudem werden im Rahmen der regelmäßigen Verkehrsschauen gemeinsam mit den beteiligten Straßenverkehrsbehörden und der Polizei weitere Maßnahmen geprüft.
Alle Beteiligten sind sich einig, dass diese Lösung einen guten Kompromiss für die verschiedenen Interessengruppen darstellt. Die Region wird nicht grundsätzlich für Motorräder gesperrt, gleichzeitig wird jedoch dem Bedürfnis der Anwohner*innen und Erholungssuchenden nach mehr Ruhe durch die Lärmpausen entgegengekommen.

Hintergrundinformation

Auch in den letzten Jahren wurden Impulse gesetzt und wichtige Erfolge erzielt. So wurde bereits vor und hinter der Großen Kurve Rüttelstreifen angebracht, die den Verkehr bremsen, und ihren Beinamen „Applauskurve“ verlor die spitze Kehre, weil der dortige Parkplatz inzwischen für Biker gesperrt ist. Sie finden damit weniger Publikum für Schräglage mit funkenschlagenden Fußrasten. Bis diese Schilder dauerhaft standen und nicht mehr abgesägt wurden, war es ein zäher Kampf. Auch die ersten Tempo-80-Schilder der Stadt Oberursel entlang der Kanonenstraße waren sogleich schwarz übermalt. Die Stadt Oberursel kontrolliert die Einhaltung regelmäßig, und auch die Polizei ist ständig präsent.

(Text: PM Hochtaunuskreis)

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