Magistrat Offenbach besorgt über Coronalage

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(Symbolfoto: Pixabay)

Anders als im Herbst 2020, als Offenbach lange Zeit in der bundesweiten Spitzengruppe lag und teilweise sogar auf Platz 1 deutschlandweit, ist Offenbach derzeit noch weit entfernt von den bundesweiten Spitzenwerten und Inzidenzzahlen, wie sie aktuell überall in Sachsen, in weiten Teilen Bayerns sowie in Teilen Baden-Württembergs, Thüringens und Brandenburgs vorherrschen.

„Das ist der Grund, warum wir bisher auf Alleingänge verzichtet und uns im Hessenrahmen bewegt haben. Man muss aber ganz deutlich aussprechen: Auch bei uns ist die Lage schon jetzt ernst und es droht eine dynamische, schwierige Entwicklung“, betont Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke mit Blick auf die exponentielle Ausbreitung des Virus.

Oberbürgermeister Schwenke verweist darauf, dass Offenbach seit Wochen in Hessen in der Spitzengruppe liegt und oft sogar die höchsten Werte in Hessen verzeichnet. „Die Lage in den Kliniken droht in den kommenden Wochen sehr ernst zu werden, was auch Folgen haben wird für die Behandlung anderer Krankheiten als Covid19. Wer sich nicht impfen lässt, trifft eben nicht nur eine Entscheidung für sich selbst, die Konsequenzen müssen immer alle mittragen. Um hier noch Schlimmeres verhindern zu können, müssen neue Maßnahmen her.“ Aus Offenbacher Perspektive sei klar: „Es müssen sich mehr Menschen impfen lassen. Es muss mehr so genannte Booster-Impfungen geben. Und ohne neue einschränkende Maßnahmen, vor allem in Innenräumen, wird es nicht gelingen, diese vierte und bisher größte Welle zu brechen. Eine 3G-Pflicht am Arbeitsplatz und das Recht für Arbeitgeber, den Impfstatus zu erfahren, sind mitten in einer globalen Pandemie längst überfällig“, konkretisierte Schwenke exemplarisch und forderte den Bundesrat auf, morgen dem heutigen Beschluss des Bundestags zuzustimmen.“

Gemeldete Inzidenz geringer als tatsächliche Fallzahlen

Bürgermeisterin und Gesundheitsdezernentin Sabine Groß betont den Ernst der Lage: „Es liegt an uns allen zu reagieren, solange wir noch eine Chance haben, auf die besorgniserregende Dynamik Einfluss nehmen zu können. Auch in unserem Stadtgesundheitsamt kommen wir wie überall in Deutschland trotz aller Unterstützung und Personalverschiebung nicht mehr nach. Die tatsächlichen Fallzahlen übersteigen daher noch die Anzahl der gemeldeten Inzidenzen. Deshalb muss auch die Frage weiterer Kontaktbeschränkungen diskutiert werden, denn wir sollten – solange wir es können – alle Instrumente nutzen, die verhindern können, dass am Ende Maßnahmen kommen müssen, die unsere Wirtschaft und damit die Existenz vieler Menschen hart treffen würden.“ Aus Sicht von Gesundheitsdezernentin Groß können Geimpfte und Genesene, von denen deutlich weniger Risiken ausgehen, nicht mit Ungeimpften gleichgestellt werden: „Das Modell 2G oder besser 2G+ (Genesen/Geimpft plus Schnelltest) insbesondere in Innenräumen ist für mich ein sinnvolles Mittel, um das Leben weiter organisieren zu können und gleichzeitig das Infektionsrisiko überall dort wieder einzudämmen, wo viele Menschen zusammentreffen. Darüber hinaus legen wir jetzt alle Kraft auf mehr Impfungen. Mein dringender Appell geht an alle Menschen in dieser Stadt, sich bei ihrem Hausarzt oder in der Impfstation im Bernardbau impfen zu lassen, egal ob Erst-, Zweit- oder Drittimpfung. Wir haben in unserer Impfstation aktuell eine sehr hohe Nachfrage und das nicht nur aus Offenbach. Seit Öffnung der Impfstation haben wir 2716 Menschen geimpft und davon waren 1292 nicht aus Offenbach.“ Drittimpfungen sind notwendig, weil der Impfschutz mit der Zeit nachlässt und nach sechs Monaten nicht mehr in so hohem Maße gewährleistet ist wie direkt nach der Impfung. „Geimpfte werden hier durch 2G+ geschützt und schützen wiederum Kinder unter zwölf Jahren, die noch nicht geimpft werden können. “

Einzäunung des Weihnachtsmarktes ab Sonntag

Ordnungsdezernent Paul-Gerhard Weiß betont: „Es ist angesichts der zunehmenden Infektionsdynamik wichtig, dass wir jetzt nicht in Panik geraten. Nicht immer orientieren sich die öffentlichen Debatten am tatsächlichen, objektiven Risiko. Wenn jede Stadt hektisch eigene Regeln macht, führt das für die Menschen zu Verunsicherung und Durcheinander ohne jede Wirkung. Bestes Beispiel sind die aktuell viel diskutierten Weihnachtsmärkte: Wenn eine Stadt keinen macht, gehen die Menschen eben in die Nachbarstadt. Das ist ähnlich wie letztes Jahr die Frage, wie viele Menschen in der Gastronomie an einem Tisch sitzen dürfen. Dann sind die Menschen eben in die Nachbarstadt gefahren.“ Ordnungsdezernent Weiß macht deutlich, dass ein Weihnachtsmarkt unter freiem Himmel unverändert vertretbar ist. „Die Frage ist am Ende immer, in welcher Situation kann er wie stattfinden. Und hier war das Konzept des Offenbacher Weihnachtsmarktes von Anfang an mit Absicht darauf ausgelegt, flexibel reagieren und jederzeit Zugangskontrollen einführen zu können: Deswegen wurde der Markt so aufgebaut wie er jetzt steht. Auf diese Weise kann der Veranstalter das Gelände sehr kurzfristig einzäunen. Das werden wir jetzt angesichts der zu erwartenden weiter steigenden Fallzahlen auch machen, um die Möglichkeit zu haben, den Zugang zu reglementieren.“

Mit einer Zugangssteuerung an den Eingängen des Weihnachtsmarktes können Kontrollen auf dem Veranstaltungsgelände selbst dann entfallen. „Das ermöglicht uns, die Stadtpolizei wieder verstärkt für Kontrollen in geschlossenen Räumen, zum Beispiel in Restaurants und Bars, einzusetzen. Das halte ich in dieser Lage für sehr wichtig“, ergänzt Weiß. Geplant ist die Einzäunung des Weihnachtsmarktes für kommenden Sonntag: „Dann ist der Markt aufgrund des Totensonntags ohnehin geschlossen, sodass er am Montag dann eingezäunt wieder öffnen kann. Welche Zugangsregeln dann festgelegt werden, dazu wollen wir zunächst die grundsätzliche Ausrichtung der Entscheidungen von Bund und Ländern heute und morgen abwarten.“

Beratung nach Entscheidung des Landes Hessen

Der Offenbacher Verwaltungsstab, zu dem neben den anderen drei Magistratsmitgliedern auch Stadtkämmerer und Sozialdezernent Martin Wilhelm zählt, wird unmittelbar nach der Entscheidung des Landes Hessen beraten, welche Auswirkungen diese Entscheidungen für Offenbach haben und wo die Stadt gegebenenfalls noch Details regeln muss. „Wir werden wie immer alle uns vorliegenden Informationen nutzen und genau abwägen, wie und wo wir auf die Situation in Offenbach spezifisch reagieren müssen“, so Gesundheitsdezernentin Groß. Die Vertreterinnen und Vertreter der Presse wird die Stadt Offenbach nächste Woche am Tag nach den Entscheidungen des Landes Hessen in einer virtuellen Pressekonferenz informieren, kündigt OB Schwenke an. Das Amt für Öffentlichkeitsarbeit wird den Termin kurzfristig bekanntgeben.

(Text: PM Stadt Offenbach)

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