Asklepios Paulinen Klinik Wiesbaden: Behandlungsmethoden bei Beckenbodenproblemen

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Dr. Christopher Wolf, Chefarzt der Frauenklinik und Geburtshilfe an der Asklepios Paulinen Klinik in Wiesbaden. (Foto: Asklepios Paulinen Klinik Wiesbaden)

Heutzutage wird im Fernsehen über fast alles gesprochen und auch die Werbung preist mittlerweile vielfältige Produkte für die intimsten Bereiche an. Trotz allem ist es für viele Menschen immer noch schwierig, sich mit bestimmten Problemen des Körpers, vor allem im Bereich des Unterleibs, auseinanderzusetzen oder gar mit anderen darüber zu reden. Fachärztinnen und Fachärzte in der Gynäkologie benötigen daher viel Empathie und ein besonderes Einfühlungsvermögen, um mit ihren Patientinnen vermeintliche Tabuthemen zu besprechen.

Das weiß auch Dr. med. Christopher Wolf, Chefarzt der Frauenklinik und Geburtshilfe an der Asklepios Paulinen Klinik in Wiesbaden. „Die Altersspanne der Patientinnen reicht von der Pubertät bis ins hohe Alter. Die Angst und das Schamgefühl sind vor allem beim ersten Arztbesuch groß. Deshalb ist unsere wichtigste Aufgabe, ein Vertrauensverhältnis zu schaffen“, erklärt der Experte. Neben Problemen in der Schwangerschaft schicken Frauenärzte ihre Patientinnen unter anderem auch wegen Blutungsstörungen, Myomen (Muskelknoten) oder Zysten an den Eierstöcken sowie zur Abklärung von Unterbauchschmerzen zu den Spezialisten nach Wiesbaden. Dort sind sie bei Dr. Wolf und seinem Team in den richtigen Händen. Der 41-Jährige ist unter anderem Spezialist im Bereich der Urogynäkologie und besonders erfahren in der minimalinvasiven und vaginalen Beckenbodenchirurgie. Um Beschwerden und Krankheiten in diesem Bereich noch besser behandeln zu können, baut Dr. Wolf aktuell gemeinsam mit anderen Spezialisten und ansässigen Urologen sowie Chirurgen ein zertifiziertes Beckenbodenzentrum an der Paulinen Klinik auf.

F: „Herr Dr. Wolf, was versteht man unter einer Gebärmuttersenkung und einer Beckenbodenschwäche?“
A: „Der Beckenboden besteht aus drei Schichten Muskulatur. Er dient dazu, die inneren Organe im Bauchraum zu halten. Darüber hinaus verschließt er das Becken nach unten und beinhaltet zudem Schließmuskel für Blase und Darm. Eine natürliche Schwachstelle des Beckenbodens in der weiblichen Anatomie ist die Scheide, denn sie bildet quasi eine Lücke in der Muskulatur. Deshalb kommt es bei Frauen viel häufiger zu Problemen in dem Bereich. Dies kann zu einer Absenkung der Gebärmutter führen, Blase und Darm können sich dann in die Scheide vorstülpen. Im Extremfall tritt die Gebärmutter durch die Scheide sogar nach außen. Eine Beckenbodenschwäche betrifft im Laufe ihres Lebens 30-50 % aller Frauen.“

F: „Können Frauen rechtzeitig spüren, dass sie eine Senkung haben?“
A: „Viele Frauen sind zunächst symptomlos. Bei einer fortgeschrittenen Senkung verspüren einige ein Fremdkörpergefühl in der Scheide. Viele Patientinnen können auch mit dem Finger ihre Gebärmutter im Scheideneingang ertasten. Unbehandelt kann es zu sogenannten Druckgeschwüren im Bereich des Gebärmutterhalses sowie zum blutigen Ausfluss aus der Scheide kommen. Da es bei einer Gebärmuttersenkung auch zusätzlich zu einer Senkung der Blase und des Enddarmes kommt, gibt es häufiger Blasenentleerungsstörungen und häufige Blasenentzündungen sowie Verstopfung oder Schmerzen beim Stuhlgang. Vereinzelt tritt auch eine Stuhlinkontinenz auf. Es kann sogar zu einem totalen Vorfall der Gebärmutter kommen, welche dann bereits von außen zu sehen ist und starke Beschwerden verursacht.“

F: „Gibt es irgendwelche Ursachen und Risikofaktoren, die zum Entstehen dieser Krankheit führen?“                                                                                                     A: „Unter anderem können schwere körperliche Arbeit, viele oder schwere vaginale Geburten, Übergewicht oder chronischer Husten, etwa durch das Rauchen, sowie allgemeine Bindegewebsschwäche die Gefahr erhöhen.

F: Kann man einer Beckenbogenschwäche und Gebärmuttersenkung vorbeugen?
A: „Ausreichend Bewegung und Sport sind immer gut – allerdings lieber Schwimmen und Radfahren statt Joggen und Trampolinspringen. Nach einer Geburt sind spezielle Rückbildungskurse und Beckenbodengymnastik dringend zu empfehlen, um die wichtige Muskulatur wieder in die Ausgangslage zu bringen.“

F: „Wenn nun die Diagnose der Gebärmuttersenkung gestellt wird, welche Behandlungen stehen dem Arzt zur Verfügung?“
A: „Erste Anzeichen sollte man frühzeitig ansprechen. Oftmals lassen sich dann viele Probleme noch ohne operativen Eingriff behandeln. Man muss zum Beispiel eine beginnende Blasenschwäche nicht einfach hinnehmen und sich ausschließlich auf die Hygieneartikel aus der Fernsehwerbung verlassen. Die Behandlung richtet sich nach dem jeweiligen Stadium der Senkung und dem Alter der Patientin. Neben dem bereits angesprochenen speziellen Training gibt es weitere risikoarme Heilverfahren wie etwa eine lokale Hormon-Behandlung, die eine Stärkung der Schleimhaut bewirkt oder auch die Pessar-Therapie. Wenn die konservativen Methoden nicht ausreichen, müssen wir gegebenenfalls operieren. Man kann beispielsweise bei bestimmten Formen der Harninkontinenz die abgesenkte Harnröhre mit einem Bändchen anheben. Über den vaginalen Zugangsweg können die Beckenbodenstrukturen, die sich gesenkt haben, in ihre ursprüngliche Lage zurückgebracht werden. Mit einer Straffung der Scheidenwand drängen wir die Vorwölbung der Blase und des Darms zurück. Oft ist es auch notwendig die Gebärmutter, die gesenkt ist, zu entfernen. Dies geschieht entweder durch die Scheide oder minimalinvasiv durch eine Bauchspiegelung. Bei manchen Patientinnen wird mit Hilfe eines Netzes der Beckenboden wieder stabilisiert. Das ist eine elegante und risikoarme Möglichkeit, um das Scheidenende oder die verbleibende Gebärmutter mittels einer Bauchspiegelung wieder anzuheben. Die Behandlung muss immer ganz individuell auf die Patientin abgestimmt werden. Für die Anamnese und Untersuchung sollte man sich deshalb viel Zeit nehmen und offen über die bestehenden Probleme reden.“

(Text: PM Asklepios Paulinen Klinik Wiesbaden)

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