Auch in Rodgau treibt es die Menschen zu Solidaritätsbekundungen auf die Straße

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Solidarität mit der Ukraine auf dem Jügesheimer Rathausplatz. (Foto: ah)

Etwa 200 Menschen waren auf den Platz vor dem Rathaus Jügesheim zusammen gekommen, um ihre Solidarität mit den Menschen in der Ukraine zu zeigen und gegen den völkerrechtswidrigen Überfall durch die russische Armee zu protestieren.

„Putin hat grundlos die Ukraine überfallen und es gibt immer mehr Opfer auf beiden Seiten. Ganz grundlos sei der Überfall eigentlich nicht, denn Putin fürchtet die Entscheidung der Ukrainer, sich für eine freiheitliche Demokratie entschieden haben und das allein empfindet er als Gefahr für sein System der Unterdrückung“, erklärt Dr. Rudolf Ostermann, Vorsitzender des Vereins für multinationale Verständigung Rodgau (munaVeRo), der zu dieser Veranstaltung eingeladen hatte. Die Friedenspolitik, die in vielen Jahren versucht habe, zwischen Ost und West zu vermitteln und der es gelungen sei, zumindest ein Minimum an Vertrauen aufzubauen, sei durch Putin mit einem Schlag zunichte gemacht und der Schaden, den er angerichtet habe, werde in Europa und weltweit von langer Dauer sein. Was gerade in der Ukraine geschehe, sei eine Bedrohung für ganz Europa.

Allerdings funktioniere dadurch  die Gemeinschaft wieder. Europa zeige sich einig wie lange nicht mehr und damit habe Putin wohl nicht gerechnet. Alle müssten auch in der nächsten Zeit die Solidarität bewahren und beweisen und müssten auch wirtschaftliche Nachteile in Kauf nehmen, um den Menschen dort zu helfen. Länder, die bisher keine Flüchtlinge aufnahmen, sind jetzt bereit dazu. Allerdings sollten andere Flüchtlinge denselben Schutz erfahren.

„Wir haben uns über die letzten Jahrzehnte an diesen Frieden gewöhnt”

Auch Bürgermeister Jürgen Hoffmann dankte allen, die hier ihre  Solidarität und den Wunsch nach Frieden zeigten. „Wir haben uns über die letzten Jahrzehnte an diesen Frieden gewöhnt. Wir kenne alle den Spruch: Frieden schaffen ohne Waffen und wir dachten alle, wir hätten es geschafft und sicher“, so Bürgermeister Hoffmann. Aber jetzt sei alles anders und mit einem Schlag zumindest unsicher. Europa war das Synonym für Frieden  und sei jetzt Schauplatz eines unmenschlichen Angriffskrieges und macht uns fassungslos. Ein „Nein“ zum Krieg könnte man sagen, aber es gebe einen, der nicht mehr empfänglich für Worte sei und das koste täglich viele Menschen das Leben. Es werde in der kommenden Zeit eine Veränderung kommen, die uns weh tun werde und auch wirtschaftliches Leiden. Aber wir sollten es als Solidarität sehen. Direkte Kontakte zeigten, wie dramatisch die Situation und „wie nah“ sie sei.

Fassungslos sei er gewesen, so Kevin Massoth (SPD): Ich konnte es am Anfang nicht glauben, dass der Krieg in Europa wieder Fuß gefasst hat. Eine demokratische und freie Nation wurde von Putin überfallen, nur aus Furcht vor einer stabilen Demokratie in Osteuropa. Die Ukrainer zahlen den Preis für diese Furcht.“ Putins Krieg richte sich zwar auf die Ukraine, aber in Wahrheit sei es ein Krieg gegen die Demokratie in ganz Europa. Diktaturen habe man gewähren lassen, habe sich nicht zuständig gefühlt und die Einschläge kamen immer näher und seien nun vor unserer Haustür. „Wir können unsere Solidarität zeigen. Dies ändert zwar nicht diesen Krieg, aber hilft den Ukrainern, da sie wissen, dass wir hinter ihnen stehen. Ein Leben in Frieden und Freiheit sollte kein Privileg sein, sondern ein Menschenrecht“.

Jetzt sei es Zeit, sich für eine Seite zu entscheiden

Großen Dank für die Solidarität, äußerte auch eine fünfköpfige Gruppe Ungarn, die aber in der Ukraine geboren wurden: „Man hört bei diesem Krieg immer von Russland und der Ukraine, aber wir haben in diesem Landesteil mit vielen Minderheiten zusammengelebt, ob Ungarn, Ukrainer, Tschechen, Slowaken oder auch Juden und wir haben nie einen Krieg miteinander gehabt“. Es werde oft betont, dass man beide Seiten hören solle, aber jetzt sei es Zeit, sich für eine Seite zu entscheiden.

Berührend war auch die Aussage von zwei Jugendlichen, die erklärten, dass sie sich bisher nur über die Social-Media-Kanäle informierten, aber hier Dinge erfahren haben, die dort gar nicht oder anders dargestellt werden und sich vorgenommen haben, sich umfassender zu informieren.

Winno Sahm (Grüne) wies darauf hin, dass es leider nicht nur ein Krieg von Putin sei, sondern dass er auch Unterstützung durch einen übersteigerten Nationalismus Unterstützung erfahre. Verstörend sei das totale Versagen der russisch–orthodoxen Kirche, die besonders bei der großen Menge der Bevölkerung auf dem Lande einen großen Einfluss habe und die bei einem solch verbrecherischen Angriffskrieg schweige – und sich inzwischen der Argumentation von Putin angeschlossen habe. Somit sei diese Kirche auch für den Angriffskrieg mitverantwortlich.

(Text: ah)

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