Rödermärker Stadtverordnetenversammlung macht Weg frei für „funktionalen Ortskern“

109
Einer der Wünsche, den der Masterplan enthält: Der Platz zwischen Kulturhalle und altem Feuerwehrhaus soll besser nutzbar gemacht werden. (Foto: PS)

Viel Zustimmung zum Masterplan / Kritik von FDP und SPD an einzelnen Punkten

Ohne Gegenstimmen hat die Stadtverordnetenversammlung den Weg frei gemacht für die Umgestaltung des „funktionalen Ortskerns“ – so wird das Areal zwischen Rathaus und Kulturhalle bezeichnet. Kritische Stimmen gab es dennoch: FDP und SPD enthielten sich bei einzelnen Unterpunkten des Masterplans, der mehrere Einzelstudien bündelt. Die CDU/AL-Koalition und die Freien Wähler stimmten allen Punkten zu.

Die Umsetzung soll unter Inanspruchnahme der Fördermittel aus dem Programm „Stadtumbau in Hessen“ innerhalb der nächsten Jahre erfolgen. Die Umgestaltung des Areals des „funktionalen Ortskerns“ bildet einen der Schwerpunkte der Gesamtmaßnahme „Ortskern Ober-Roden“. Der Masterplan empfiehlt unter anderem den Abriss des „Jägerhauses“ am Eingang zur Trinkbrunnenstraße, das (noch) der Stadt gehört. Eine Sanierung des Eckgebäudes lohnt sich aufgrund der hohen Kosten nicht. Für den Neubau soll ein Investor gesucht werden, der das Erdgeschoss gastronomisch nutzt und somit den Rathausplatz zusätzlich belebt. Bei diesem Neubau sollen die stilistischen Elemente des Jägerhauses, insbesondere die charakteristische Fliesenoptik, beibehalten werden. Die Trinkbrunnenstraße soll im Bereich des Rathausplatzes für den Verkehr geschlossen werden, im hinteren Bereich der Straße würde dann die Einbahnregelung wegfallen.

Beim alten Feuerwehrhaus, das derzeit als Jugendzentrum genutzt wird, liegt zwar ein großer Sanierungsstau vor. Dank vorhandener Grundsubstanz sind hier aber Sanierungs- und Umbauarbeiten sinnvoll. Es ist nach der Sanierung eine multifunktionale Nutzung, etwa für Vereine und Gruppen oder die Stadtverordnetenversammlung, angedacht.

Der Platz zwischen Kulturhalle, altem Feuerwehrhaus und Volksbank soll besser nutzbar gemacht werden. Ersatz für die Parkplätze der Volksbank – so eine der angedachten Lösungen – könnten auf der Fläche der alten Häuser Dieburger Straße 29 („KiR-Haus“) und 31 entstehen. Diese gehören der Stadt und sollen abgerissen werden. Neben Parkplätzen bliebe auch Raum für einen besseren und barrierefreien Zugang von der Hauptstraße zur Kulturhalle. Eine weitere mögliche Lösung könnte eine Erweiterung der Kulturhallen-Tiefgarage sein, die zudem die Option eröffnen würde, auf den Grundstücken der alten Häuser die Bebauung in Form einer gemeinnützigen Einrichtung anzudenken.

Mit den Beschlüssen schreibe man „städtebauliche Geschichte“ für den Ortskern Ober-Roden, lobte Gerhard Schickel (AL/Grüne) den Masterplan. Positiv hob Schickel zudem eine breite Bürgerbeteiligung hervor. Der Bereich zwischen Rathausplatz und Kulturhalle werde massiv aufgewertet und zu einem Schmuckstück. Der Masterplan sei ein guter Kompromiss. Ähnlich sah es Florian Brehm (CDU): „Das haben wir gemeinsam gut hinbekommen.“ Alle Beteiligten hätten engagiert an den Beschlussvorschlägen mitgearbeitet.

Jürgen Breslein (Freie Wähler) wies darauf hin, dass die Baukosten in den beiden vergangenen Jahren jeweils um zehn Prozent gestiegen sind. Mit weiteren Kostensteigerungen müsse man rechnen. Wenn der Förderrahmen nicht entsprechend erhöht wird, müssen auch die geplanten Baumaßnahmen in Ober-Roden angepasst werden. Der Magistrat müsse daher jährlich einen Statusbericht abgeben und möglicherweise Korrekturen vornehmen.

Gülbahar Karademir-Altun (SPD) hält die Errichtung von Parkplätzen an einer solch exponierten Stelle, wie es die Abrissflächen der beiden Häuser darstellen würden, für nicht mehr zeitgemäß. Karademir-Altun zweifelte daran, dass der Magistrat alle Möglichkeiten für den Ersatz der Stellplätze der Volksbank ernsthaft geprüft hat. Alternativen seien etwa die Erweiterung der Kulturhallen-Tiefgarage oder Stellflächen im Gleisdreieck. Die SPD enthielt sich daher bei diesem Punkt. „Das Gesamtkonzept finden wir aber gut“, so Gülbahar Karademir-Altun.

In der Vorlage stehe zwar nichts, was die FDP auf keinen Fall mittragen könne, sagte Dr. Rüdiger Werner. Dennoch gebe es an einigen Stellen Grund zur Kritik. So seien etwa die Ergebnisse der Machbarkeitsstudien zum Jäger- und dem alten Feuerwehrhaus lediglich der Verwaltung und nicht der Stadtverordnetenversammlung vorgelegt worden. Die Verwaltung habe die Ergebnisse der Studien für sich interpretiert und eine Vorlage mit mehreren Optionen erarbeitet. „Wir hätten uns gerne ein eigenes Bild gemacht“, sagte Werner. Zudem seien bei zentralen Fragen um die künftige Aufteilung des Kulturhallenvorplatzes und des alten Feuerwehrhauses noch zu viele Fragen offen, als dass man bereits eine Grundsatzentscheidung treffen könne. Dass das JUZ an diesem etablierten Standort bald Geschichte sein könnte, womöglich noch bevor der geplante Ersatzbau am Badehaus fertig ist, sah Werner ebenfalls kritisch.

Bürgermeister Jörg Rotter warf der FDP Ideenlosigkeit vor. Vieles werde zerredet. Vielmehr gehe es jetzt aber darum, Ausrufezeichen zu setzen.

(Text: PS)