„100 Wilde Bäche für Hessen“: Land Hessen unterstützt Renaturierung des Hainbach in Offenbach

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Hainbach (Foto: Anarabert auf WikipediaCommons)

Ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Schwammstadt Offenbach

Der Hainbach fließt von Gravenbruch kommend zwischen Tempelsee und Lauterborn durch Offenbach. Ab dem Spessartring führt ihn sein Weg durch einen Kanal bis in den Main. Der Bachlauf ist vor vielen Jahren begradigt und in der Stadt überbaut worden. Das schränkt wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen ein. Das will die Stadt Offenbach am Main nun ändern. „Wir wollen die ökologisch hochwertigen Bachauenwaldstandorte erhalten und in Teilen wiederherstellen. Mit Hilfe des Landes haben wir die Chance, einen Abschnitt des Hainbachs naturnah umzugestalten“, stellt Bürgermeisterin Sabine Groß zu der erfolgreichen Bewerbung für das Programm „100 Wilde Bäche für Hessen“ durch das Amt für Umwelt, Energie und Klimaschutz heraus.

Der Hainbach ist nun einer von 100 hessischen Bächen, die modellhaft renaturiert werden. Als Unterstützungsleistung stellt das Land Hessen mit der Hessischen Landgesellschaft mbH den Kommunen einen Dienstleister zur Seite, der sie vom ersten Planungsschritt bis hin zur Umsetzung der Renaturierungsmaßnahme unterstützen wird. Außerdem werden die Kosten gemäß der „Richtlinie zur Förderung von Maßnahmen zur Gewässerentwicklung und zum Hochwasserschutz“ mit einer Förderquote von bis zu 95 Prozent vom Land gefördert.
Projektleiterin Christina Beyer vom Amt für Umwelt, Energie und Klimaschutz freut sich über die Aufnahme des Hainbachs in das Förderprogramm: „Mit der Unterstützung der Hessischen Landgesellschaft kommt das Projekt gut voran und es wird realistisch, das von uns gesteckte Ziel zu erreichen: den Hainbach auf knapp zwei Kilometern am Oberlauf im Stadtwald in den nächsten drei Jahren zu renaturieren.“ Die Stadt Offenbach kommt mit der Renaturierungsmaßnahme ihrer Verpflichtung nach, gemäß der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie ihre Flüsse und Bäche bis 2027 in einen guten ökologischen Zustand zu versetzen. Ziel ist es dabei vor allem, typische Gewässerlebensräume zu erhalten oder wiederherzustellen und die an das Wasser gebundene biologische Vielfalt zu fördern.

Hainbach „erheblich verändert“

Der Hainbach ist auf etwa 35 Prozent seiner Gesamtlänge stark verändert, in Rohre verlegt oder überbaut. Ende 2019 wurde in Hessen der Hainbach mit sieben weiteren Gewässern als „erheblich verändert“ ausgewiesen. „Im bebauten Stadtbereich ist die Verbesserung der Gewässerstruktur und Rückbau menschlicher Eingriffe nicht mit einem vertretbaren Aufwand zu realisieren“, erläutert Heike Hollerbach, Amtsleitung im Amt für Umwelt, Energie und Klimaschutz. Dies gilt insbesondere für lange und vollständig verrohrte Gewässerabschnitte. „Am Oberlauf des Gewässers und in den verbliebenen Auenbereichen können strukturelle Verbesserungen ökologisch wertvolle Lebensräume für Tiere und Pflanzen und vor allem für den Hochwasserschutz relevante Funktionen liefern.“

Nach EU-Wasserrahmenrichtlinie befindet sich der Planungsbereich auf einem 1,7 Kilometer langen Gewässerabschnitt (Flusskilometer 3,4 bis 5,1) im Stadtwald südlich der Stadthalle. Die Strukturmaßnahme startet am sogenannten Parkplatz „Nasses Dreieck“ und führt am Gelände der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Offenbach am Main – Stadt e.V. (AWO) vorbei bis zum Müllerweg.

„Eine strukturelle Verbesserung am Gewässer kann nur erreicht werden, wenn auch das Umfeld betrachtet wird. So ist zum Beispiel das Landschaftsschutzgebiet zwischen Waldstraße, Dreiherrnsteinweg, Schäferbornweg und AWO-Gelände Bestandteil eines übergeordneten städtischen Biotopverbundes. Es besteht nach geltendem Landschaftsplan ein vorrangiger Handlungsbedarf, das ökologisch wertvolle Gebiet zu erhalten und die Wertigkeit zu verbessern. Die Renaturierung in diesem Abschnitt liefert dabei einen großen Beitrag und trägt dazu bei, dass die Stadt Offenbach durch die Anbindung des Gewässers an die vorhandenen Altlaufstrukturen und Hangsickerquellen wichtige Rückhalteräume bei Hochwasser schafft“, betont Heike Hollerbach.

Hilfe gegen Überschwemmungen

Alexander Jeschke, stv. Amtsleiter und Bereichsleiter für die Untere Wasserbehörde weist darauf hin, dass die Renaturierung zudem ein weiterer Baustein auf dem Weg Offenbachs hin zur Schwammstadt ist: „Die Aufweitung des Gewässerbetts und (Wieder-) Herstellung von Mäandern (ein geschwungenes Gewässerbett) schafft größere Rückhalteräume und längere Wasserverweilzeiten in der Fläche. Das hilft in Teilen auch gegen Überschwemmungen und trägt damit durch stärkere Verdunstung zur Kühlung bei und ist damit auch eine Maßnahme zur Anpassung an den Klimawandel.“

Das Amt für Umwelt, Energie und Klimaschutz plant in der zweiten Jahreshälfte einen Workshop. Bei diesem können interessierte Bürgerinnen und Bürger ihre Ideen für die Renaturierung des Hainbachs einbringen.

Weitere Informationen: https://www.offenbach.de/leben-in-of/umwelt-klima/Wasser___Boden/renaturierung-des-hainbachs.php

https://de.wikipedia.org/wiki/Hainbach_%28Main%29

(Text: PM Stadt Offenbach)