50 Jahre Odenwaldkreis: Lebendige Gegenwart, spannende Historie

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Kreistagsvorsitzender Rüdiger Holschuh (v.l.), Landrat Frank Matiaske und Konstantina Koch aus der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der Kreisverwaltung präsentieren die frisch gedruckte Publikation zum 50. Kreisjubiläum. (Foto: Odenwaldkreis)

Den Odenwaldkreis in seiner heutigen Form gibt es seit 50 Jahren. Sein „Geburtstag“ ist der 1. August – an jenem Tag trat im Jahr 1972 das „Gesetz zur Neugliederung des Landkreises Erbach“ in Kraft. Sie war Teil einer Gebietsreform, die damals ganz Hessen betraf. Seither trägt der Odenwaldkreis auch seinen Namen. Aus diesem Anlass hat die Kreisverwaltung mit großer Unterstützung der zwölf Städte und Gemeinden und des Kreisarchivs ein Buch herausgegeben, das der Kreistagsvorsitzende Rüdiger Holschuh und Landrat Frank Matiaske vor der Kreistagssitzung in Reichelsheim vorgestellt haben.

Holschuh und Matiaske dankten allen, die am Zustandekommen an der 150 Seiten starken Publikation beteiligt waren. Holschuh sagte: „Das Buch zeigt auf, dass die Gebietsreform kein Selbstzweck war, sondern starke Kommunen und einen handlungsfähigen Kreis zum Ziel hatte.“ Das spiegelten auch die Kreistagsdebatten jener Jahre wider. Die Umbenennung des „Landkreises Erbach“ in „Odenwaldkreis“ sei richtig gewesen, denn das stärke die Identifikation der hier lebenden Menschen mit ihrer Region bis heute.

Als ein „zentrales Ergebnis“ der Gebietsreform nannte Matiaske die Tatsache, dass der Odenwaldkreis eigenständig geblieben sei. „Das ist bis heute eine gute Grundlage dafür, auf den Kreis zugeschnittene Impulse zu setzen.“ Ländliche Räume wie der Odenwaldkreis haben nach der festen Überzeugung des Landrats „eine gute Zukunft, für die wir allerdings auf vielen Feldern aktiv arbeiten müssen“.

(Foto: Odenwaldkreis)

Schwerpunkt des Buches ist die Präsentation aller zwölf Städte und Gemeinden in Texten und Bildern. „In den Beiträgen, die einen sehr guten Eindruck der vielfältigen kommunalen Familie im Odenwaldkreis vermitteln, steckt sehr viel Arbeit“, sagte Konstantina Koch von der Pressestelle der Kreisverwaltung. „Ich danke allen Autorinnen und Autoren sowie allen weiteren Mitwirkenden herzlich für ihr großes Engagement.“ Koch war hauptverantwortlich für die Konzeption und Redaktion des Buchs. Gestaltet wurde es von ihrer Kollegin Saskia Hofmann.

„Eingerahmt“ wird die Darstellung der Städte und Gemeinden von einem Grußwort des Kreistagsvorsitzenden und des Landrats sowie von zwei historisch geprägten Kapiteln. Das erste wirft ein Licht auf die Umsetzung der Gebietsreform vor 50 Jahren, die durchaus mit Konflikten verbunden war. Geschildert werden auch das Vorgehen des damaligen Landrats Gustav Hoffmann sowie die politischen Debatten im Kreistag.

Die Neuordnung der Städte und Gemeinden geschah teils ohne großes Aufsehen, teils gab es jedoch Protest gegen die Pläne der Landesregierung. Außerdem wurden die Kreisgrenze verändert: Fränkisch-Crumbach und Brensbach kamen aus dem Landkreis Dieburg zum Odenwaldkreis. Holschuh und Matiaske sagten, der Streit von damals sei heute nicht mehr immer nachvollziehbar, aber in der engen Beziehung der Menschen mit ihrer Kommune, ihrem Landkreis begründet gewesen, „was letztlich ein positives Zeichen ist“.

Als Zeitzeuge kommt in dem Buch Philipp Loos zu Wort, seinerzeit Bürgermeister von Fränkisch-Crumbach. Er berichtet über die damalige Situation und sein Handeln als Rathauschef: „Das war eine aufreibende Zeit.“ Dass über Themen wie Wirtschaft, Schule, Tourismus oder Naturschutz schon vor 50 Jahren intensiv diskutiert wurde, zeigt eine Zusammenstellung von Zeitungstexten vom 8. September 1972.

Das zweite geschichtliche Kapitel schildert die Ursprünge des Odenwaldkreises im 19. Jahrhundert und die „Geburtsstunde der modernen Kreisverwaltung“ im Jahr 1822. Somit kann der Odenwaldkreis nicht nur auf eine 50-, sondern auch auf eine 200-jährige Geschichte zurückblicken. Das 19. Jahrhundert war voller Umbrüche und Neuanfänge in Politik, Verwaltung und Gesellschaft – wozu nicht zuletzt auch die Inbetriebnahme der Odenwaldbahn gehörte, die wichtig für den Aufschwung der ganzen Region war.

Das Buch liegt im Landratsamt, Michelstädter Straße, Erbach, sowie in den Rathäusern aus und kann zum Preis von 15 Euro erworben werden. Für den 5. Oktober ist zudem eine Festveranstaltung geplant, zu der nähere Informationen nach den Sommerferien folgen.

(Text: PM Odenwaldkreis)