Offenbach: Projekt “Active Mom” erleichtert langzeitarbeitslosen Müttern den (Wieder)- Einstieg ins Berufsleben

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(Symbolfoto: Endho auf Pixabay)

Vor sieben Jahren entwickelte das Kommunale Jobcenter der Stadt Offenbach in Zusammenarbeit mit der Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) gGmbH ein Kursangebot mit dem Ziel, die große Gruppe langzeitarbeitsloser Mütter mit Migrationshintergrund in Offenbach in den regionalen Arbeitsmarkt einzugliedern.

Finanzielle Unterstützung kommt vom Europäischen Sozialfonds. In „Active Mom“, so der Titel des Projektes, sollen die Fähigkeiten der Teilnehmerinnen, selbstständig und selbstbewusst im Arbeitsmarkt zu agieren, gestärkt und verstetigt werden. Die unterschiedlichen kulturellen und gesellschaftspolitischen Hintergründe sowie die Chancen des Arbeitsmarktes werden erläutert. Gleichzeitig werden auch die Erwartungen, die besonderen Bedürfnisse und Voraussetzungen der Teilnehmerinnen einschließlich ihrer jeweiligen familiären Situation und der Betreuung ihrer minderjährigen Kinder berücksichtigt.

„Ich finde es besonders wichtig, dass sowohl seitens der FAW als auch seitens der MainArbeit die Teilnehmerinnen ermutigt werden, auch für nichttraditionelle Arbeitsstellen offen zu sein“, kommentiert Martin Wilhelm, Sozialdezernent der Stadt Offenbach. Hierzu können Branchen zählen, in denen Frauen eher unterrepräsentiert sind, wie das Handwerk oder der Sicherheitsbereich oder neuere, innovative Sektoren wie die Umweltbranche.

Kreativität gefragt
Rosalie Beyer, Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) gGmbH unterstützte Michalina bei der Vermittlung in das Wilhelm-Thomin-Haus in Rödermark. (Foto: Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) gGmbH)

FAW-Seminarleiterin Rosalie Beyer ermutigte auch Michalina Neumann (Name geändert) kreativ zu sein in der Wahl ihres zukünftigen beruflichen Weges. 1981 in Polen geboren, kam Michalina als Kind nach Deutschland. Nach dem Hauptschulabschluss orientierte sie sich auf dem Ausbildungsmarkt und begann eine Ausbildung zur Frisörin. Aus persönlichen Gründen konnte sie den Abschluss nicht absolvieren. Aufgrund ihrer erlangten Kenntnisse und ihrem natürlichen Vermögen sich mit Menschen zu beschäftigen, hat sie aber lange im Frisörhandwerk gearbeitet und wollte ihren Umgang mit Menschen, der ihr sehr wichtig ist, intensivieren. Zunächst dachte sie an die Unterstützung Jugendlicher oder junger Erwachsener und engagierte sich ehrenamtlich in der Obdachlosenhilfe.

Gleichzeitig absolvierte Michalina eine zehnmonatige Weiterbildung im Bereich der Alltagsbegleitung und Pflegehilfe. Alltagsbegleiterinnen und Alltagsbegleiter arbeiten mit Menschen, die psychisch und geistig herausgefordert sind. So lernte Michalina Neumann, ihren zu betreuenden Personen ein qualifiziertes Unterstützungsangebot zur Bewältigung des alltäglichen Lebens anbieten zu können. Die Begleitung, Aktivierung und sinnvolle Beschäftigung stehen hier im Mittelpunkt. Alltagsbegleiterinnen und Alltagsbegleiter, die dementiell veränderten Menschen ambulant oder in Alten- und Pflegeeinrichtungen in ihrem persönlichen Umfeld assistieren, benötigen grundlegende Kenntnisse über das Krankheitsbild, Hauswirtschaft und Altenpflege sowie gute kommunikative Fähigkeiten. Außerdem ist ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen, Kreativität, Flexibilität und Geduld gefragt. All dies ist Michalina Neumann in der Zusammenarbeit mit ihrem Klientel ebenfalls sehr wichtig. Zudem zeigte sich sehr schnell, dass sie sehr gut in der Lage ist, die Betroffenen bei ihren alltäglichen Aktivitäten zu unterstützen und deren Lebensqualität zu erhöhen.

Alternative Bewerbungsstrategien

Begleitet von Rosalie Beyer erprobte sich Michalina Neumann seit ihrem Eintritt in „Active Mom“ im Januar 2022 in den Bereichen Schulbegleitung und Betreutes Wohnen. Da die Angebote für eine nachhaltige Anstellung in diesem Bereich nicht möglich waren, entwickelten Michalina Neumann und Rosalie Beyer in Absprache mit der MainArbeit alternative Bewerbungsstrategien, die sie zur Behindertenhilfe der Stadt und des Kreises Offenbach führten. Im Wilhelm-Thomin-Haus in Rödermark bot die Leitung der Einrichtung Michalina Neumann die Möglichkeit einer Hospitation, um herauszufinden, ob ein Quereinstieg als Betreuungskraft für die 18 Bewohnerinnen und Bewohner des 2017 neu gebauten Hauses möglich sei. Alle Beteiligten einigten sich schnell, so dass ein Arbeitsvertrag ab Juli geschlossen wurde. Michalina Neumann freut sich auf die sie erfüllende berufliche Herausforderung in Vollzeit. Die Behindertenhilfe in Stadt und Kreis Offenbach e.V. hat für ihr Haus in Rödermark eine engagierte, kreative und einfühlsame neue Mitarbeiterin gewonnen und die Bewohnerinnen und Bewohner des Wilhelm-Thomin-Hauses eine kompetente Ansprechpartnerin und Unterstützerin.

(Text: PM Stadt Offenbach)