Frankfurt schafft mit neuem Koordinierungsbüro städtische Schaltzentrale direkt im Bahnhofsviertel

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(Symbolfoto: Pixabay)

Erfolgreiche Kooperation der Stadträtinnen Voitl, Rinn und Stadtrat Majer

Mit einem neuen Koordinierungsbüro schafft Frankfurt künftig eine städtische Schaltzentrale mitten im Bahnhofsviertel. Dieses bereits im Koalitionsvertrag vereinbarte Projekt ist der nächste Baustein der Stadtregierung, um die Situation im Bahnhofsviertel nachhaltig zu verbessern und schnell auf immer wieder neue Herausforderungen in dem sich stetig wandelnden Viertel eingehen zu können. „Im rund um die Uhr pulsierenden Bahnhofsviertel ist die Balance für ein Miteinander immer wieder neu herzustellen. Dies kann nur durch eine übergreifende Zusammenarbeit aller Beteiligten und das Einbinden aller Interessensgruppen dort gelingen“, sind sich Sozialdezernentin Elke Voitl, Sicherheitsdezernentin Annette Rinn und Gesundheitsdezernent Stefan Majer einig.

Das Büro hat bereits seine Arbeit aufgenommen und sich bei einigen Initiativen im Bahnhofsviertel vorgestellt. Zunächst noch in einer Zwischenlösung untergebracht, wird die städtische Stelle noch in diesem Jahr permanente Räume beziehen und dort auch Sprechzeiten anbieten. Bis dahin sind die Mitarbeitenden über ihre E-Mail-Adressen ansprechbar und können bei Bedarf Termine vereinbaren.

Enge Kooperation zwischen den Ämtern und Dezernaten und hin zu den Menschen vor Ort

„Mit dem Koordinierungsbüro verfolgen wir weiter konsequent einen zukunftsfähigen Weg der Stadtverwaltung: enge Kooperation zwischen den Ämtern und Dezernaten und hin zu den Menschen vor Ort. Nur so können wir in einer immer komplexer werdenden Welt sinnvoll für die Bürger:innen arbeiten. Es gibt keine eine und vor allem keine schnelle Lösung für das Bahnhofsviertel – aber wir rücken mit dem Koordinierungsbüro näher ran, vernetzen besser und werden reaktionsschneller. Unser bereits umgesetzter Corona-Aktionsplan mit Beteiligten quer durch die Stadtverwaltung ist ein erfolgreiches Beispiel für diesen Weg“, sagt Stadträtin Voitl. Die Kooperation von 23 Ämtern und verschiedenen Dezernaten unter der Federführung des Jugend- und Sozialamtes mündete im ersten Schritt in rund 140 konkrete Projekte, welche die Folgen der Pandemie für die Frankfurterinnen und Frankfurter abmildern sollen.

„Gemeinsam gehen wir in der Stadtverwaltung neue Wege. Wir haben jetzt eine zentrale städtische Anlaufstelle im Viertel. Diese arbeitet einerseits verwaltungsintern, wird aber auch zentrale städtische Ansprechpartnerin für die zahlreichen Initiativen und Bürger:innen im Viertel sein“, sagt Gesundheitsdezernent Majer. „Durch eine unkomplizierte und unbürokratische Zusammenarbeit soll die umfangreiche Expertise innerhalb unserer Stadtverwaltung zur Verbesserung der Situation im Viertel gezielt eingebracht werden. Dafür arbeitet das Koordinierungsbüro eng mit den im Bahnhofsviertel agierenden Ämtern, wie dem Drogenreferat und dem Gesundheitsamt, aber auch mit der Stabsstelle Sauberes Frankfurt, dem Straßenverkehrsamt oder der Wirtschaftsförderung zusammen“, sagt der Stadtrat.

Neben der Rolle als Seismograph für Entwicklungen im Viertel soll die Arbeit des Büros auch in konkreten Verbesserungen münden. „Das Koordinierungsbüro schlägt eine wichtige Brücke zwischen Ordnungs- und Sozialpolitik, denn die Herausforderungen müssen übergreifend bearbeitet werden“, sagt Sicherheitsdezernentin Annette Rinn. „Uns ist es wichtig, dass sich alle im Bahnhofsviertel sicher fühlen. Deshalb haben wir auch nochmal die Kräfte der Stadtpolizei verstärkt.“

Nachfolgend einige Fragen und Antworten zu dem neuen Koordinierungsbüro und seinen Aufgaben:
Was sind die genauen Aufgaben des neuen Koordinierungsbüros im Bahnhofsviertel?

Das Büro ist wie eine städtische Schaltzentrale direkt im Viertel und hat drei Aufgabenbereiche: Zum einen sind die Mitarbeitenden dort zentrale städtische Ansprechpersonen für Anliegen und Ideen zur Verbesserung der Situation im Frankfurter Bahnhofsviertel. Zum anderen sollen über das Büro die bereits auf vielen verschiedenen Ebenen stattfindenden Prozesse für eine Verbesserung der Gesamtsituation im Viertel unterstützt und zusammengeführt werden. Und dann soll das Büro noch mit seiner zentralen Lage und seinen Kontakten schnell neue Entwicklungen erkennen und darauf reagieren können. In vielen anderen Frankfurter Stadtteilen hat die Stadt bereits mit dem Konzept des Quartiersmanagements gute Erfolge für mehr Zusammenhalt im Viertel erzielt. Die Aufgaben des Koordinierungsbüros gehen aber weit darüber hinaus, da das Bahnhofsviertel in Frankfurt ein spezielles Viertel mit besonderen Herausforderungen ist. Deshalb ist das Büro beispielsweise auch mit drei Stellen statt wie im Quartiersmanagement üblich mit einer Stelle besetzt.

Wer ist für das Büro verantwortlich und was passiert als nächstes?

Das Koordinierungsbüro Bahnhofsviertel ist direkt der Dezernentin für Soziales, Jugend, Familien und Senior:innen, Elke Voitl, unterstellt. Das Team des Koordinierungsbüros besteht aus drei städtischen Mitarbeitenden: Silja Polzin, Dirk Herwig und Angela Freiberg. In dem neuen Büro vereinen sich langjährige Erfahrungen im Quartiersmanagement, in der Organisation von bürgerschaftlichen Beteiligungsformen und Erfahrungen im Umgang mit komplexen Interessen- und Problemlagen. Silja Polzin hat zuletzt im Gesundheitsamt die Stabsstelle Gut Geht’s geleitet, ein stadtweites Projekt zur Prävention und Gesundheitsförderung, und bringt langjährige Erfahrungen aus der sozialen Stadtteilentwicklung und dem Quartiersmanagement mit. Dirk Herwig kommt aus dem Präventionsrat in das Büro und bringt langjährige Erfahrung in der Kriminalprävention mit. Mit Angela Freiberg wird ab 1. März eine erfahrene Quartiersmanagerin zum Team stoßen, die derzeit für das Diakonische Werk im Quartiersbüro in Preungesheim arbeitet.

Zunächst müssen die Mitarbeitenden im Viertel erst einmal ankommen und Kontakt zu den wichtigsten Akteuren knüpfen. Im Vordergrund der ersten Wochen wird eine sachliche Bestandsanalyse der komplexen Problemlagen aber auch des vielfältigen Engagements und der zahlreichen Hilfsangebote im Bahnhofsviertel stehen.

Warum braucht es das Koordinierungsbüro?

Die Herausforderungen im Frankfurter Bahnhofsviertel bestehen schon lange und sind komplex. Sie reichen von Drogen, Prostitution über Kriminalität, Alkohol und Vermüllung bis hin zu Gentrifizierung, Immobilienleerstand und Problemen der Gewerbetreibenden. Das ist nicht über Nacht und vor allem nicht einfach lösbar. Die neue Stadtregierung arbeitet bereits seit mehr als einem Jahr dezernats- und ämterübergreifend an neuen Strategien und hat sich für zwei Ansätze entschieden. Vergangenen Herbst startete ein kurzfristiges Maßnahmenpaket, was die akut schwierige Lage in dem Viertel verbessert. Hierzu zählen beispielsweise die zusätzliche Öffnung des Nachtcafes während des Tages, die Schaffung von Tagesruhebetten und die Ausweitung der Öffnungszeiten von Tagesaufenthaltsmöglichkeiten, zusätzliche Dusch- und Waschmöglichkeiten für suchtkranke und obdachlose Menschen, die Aufstockung der vorhandenen Notschlafplätze in den Einrichtungen im Bahnhofsviertel und im Eastside in der Schielestrasse sowie zwei zusätzliche Stellen für OSSIP Streetwork.

Die Schaffung des Koordinierungsbüros ist Teil des mittel- und langfristigen Ansatzes, die Situation im Viertel für alle nachhaltig zu verbessern und eine Balance zwischen den verschiedenen Interessensgruppen herzustellen. Dafür mussten geeignete Menschen und Räume gefunden und eine Strategie entwickelt werden.

Wo ist das Büro zu finden und wie kann ich es erreichen?

Das Koordinierungsbüro ist derzeit interimsmäßig in der Niddastrasse 49 im dritten Stock untergebracht. Andere Räumlichkeiten im Erdgeschoss werden derzeit gesucht, damit das Büro bürgernah im Viertel präsent ist. Es wird regelmäßige Sprechstunden geben. Derzeit sind die drei Mitarbeitenden erreichbar über die E-Mail-Adresse bahnhofsviertelbuero@stadt-frankfurt.de.

Was plant die Stadt Frankfurt sonst noch im Bahnhofsviertel?

Das Büro ist nur ein Baustein in der langfristigen Strategie für Verbesserungen im Viertel. Unter der Federführung des Drogenreferates läuft derzeit beispielsweise eine genaue Bestands- und Bedarfsanalyse, um Versorgungslücken in der Sucht- und Obdachlosenhilfe zu identifizieren und Hilfen noch passgenauer anbieten zu können. Aus der Crack-Tagung im vergangenen Herbst sind Handlungsempfehlungen entstanden, die das Drogenreferat derzeit prüft und für Frankfurt passend umsetzen wird. In Zusammenarbeit mit anderen deutschen Städten bereitet das Drogenreferat zudem einen Antrag für ein Modellprojekt zur medikamentösen Behandlung von Crack-Abhängigkeit vor. Im Bereich Verkehr wird das Bahnhofsviertel vorgezogen bei der Kennzeichnung von verbindlichen Abstellplätzen für E-Scooter.

Es entsteht zudem derzeit ein neues Hygienecenter im Bahnhofsviertel, für das in diesen Tagen die Container aufgestellt und für den Betrieb bereitgemacht werden. Ab März stehen dann Toiletten und Duschen zur Verfügung. Weiter wird auch die Zahl der Notübernachtungsbetten noch erhöht.

Doch die Verantwortung für Verbesserungen im Viertel liegt nicht bei der Stadt allein, sie ist in vielen Bereichen auf die Mitarbeit der Nachbarkommunen oder die Unterstützung von Bund und Land angewiesen. Mit all diesen überregionalen Behörden gibt es einen regen Austausch, damit rechtliche Rahmenbedingungen unter anderem für den Kleinhandel von Drogen in den Einrichtungen oder verbesserte Zugänge zur Substitution geschaffen werden.

(Text: PM Stadt Frankfurt)