JSK-Jugendtheater begeistert nach langer Durststrecke das Publikum

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Teufel: Emilia Eberhard, Engel: Telma Müller, Sekretärin: Georgia Nastou, „Tote“: Annika Lippmann. (Foto: ah)

Auf ihre Aufführung haben die Jugendlichen des JSK-Ensembles “Fo[u]r Teen[s]” wirklich sehr lange warten müssen und auch die Proben waren alles andere als gewöhnlich. Dafür war die Freude beim Auftritt am Sonntag in der JSK-Halle umso größer und das Durchhaltevermögen und die Leistung der Jugendlichen umso beachtlicher.

Denn wie bei so vielem hat Corona auch dem Jugendtheater einen kräftigen Strich durch die Rechnung gemacht. „Es war gerade die zweite Leseprobe gelaufen, da kam der Lockdown“, erinnert sich die organisatorische Leiterin Claudia Wenhardt. Sie seien zwar sofort auf Online-Proben umgestiegen, merkten aber schnell, dass ein normales Theaterstück weder online noch mit Abstand geprobt werden kann. „Theater lebt nun mal von der Begegnung und vom Austausch“, so Wenhardt

Also entschieden die beiden Verantwortlichen zusammen mit den neun Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren für etwas ganz Neues, das gleich von Anfang an coronagerecht umgesetzt werden konnte. So entwickelten sie zusammen mit Regisseurin Franziska Langer in Improvisationsarbeit – online und teilweise in Präsenz – acht unterschiedliche Szenen und nannten es „Durchgeknallt“. Auf der Bühne sind pro Szene nur zwei, maximal vier Personen und gespielt wurde mit Abstand und teilweise auch mit Maske.

Anfang November 2020 sollte aufgeführt werden, aber es kam der nächste Lockdown dazwischen. Nur wenige Tage nach der Generalprobe mussten die Aufführungen abgesagt werden. Über den Winter ging es also mit Online-Proben weiter und erst wenige Wochen vor der Aufführung konnte wieder in Präsenz, aber ausschließlich draußen, trainiert werden.
Auch der Aufführungstag war eine echte Herausforderung: Eigentlich sollte auf der Wiese hinter der JSK-Halle im Ostring aufgeführt werden. Aber da spielte das Wetter nicht mit. Also wich das Ensemble kurzfristig in die Halle aus. Das ist aktuell jedoch nur unter strengen Auflagen möglich: Testpflicht für alle nicht Geimpften oder Genesenen. Also baute die JSK kurzfristig eine Teststraße auf, so dass alle rund 70 Zuschauer frisch getestet, geimpft oder genesen bei weit geöffneten Türen und Fenstern endlich das sehr gute Ergebnis sehen konnten.

Trotz dieser ganzen Widrigkeiten glänzten die jungen Akteure mit originellen Ideen. Da stand einmal das Virus vor Gericht und musste sich rechtfertigen. Es habe doch nur Gutes im Sinn gehabt. Die Menschen sollten wieder mehr auf sich und die Umwelt achten, war seine Verteidigung. Allerdings schien das das Auditorium nicht zu überzeugen und das Virus wurde verurteilt. Wenn man Langeweile hat, dann macht man manchmal einigen Unsinn. Für Annika Lippmann ging das nicht gut aus. Smarties hochwerfen und mit dem Mund auffangen, kennen sicher viele. Blöd nur, wenn es in die Luftröhre gerät und dort steckenbleibt. Annika fand sich dann nach ihrem Ableben überraschend in einem Büro wieder. Hier versuchten Vertreter von Himmel und Hölle festzustellen, wo sie die Ewigkeit verbringen sollte. Aber Engel (Telma Müller) und Teufel (Emilia Eberhard) bekamen sich nach ausgiebiger Befragung des Neuankömmlings in die Haare, da bei so viel „Dummheit“ keiner die frisch Verstorbene haben wollte. Bevor der Konflikt ganz eskalierte, verschwand Annika. Anscheinend war es auf der Erde noch jemandem gelungen, sie wiederzubeleben.
Während Engel und Teufel zufrieden waren, da der Streitpunkt nun weg war, bekam die Sekretärin Georgia Nastou einen hysterischen Anfall, denn sie hatte alles brav in der göttlichen Datenbank notiert und sollte nun wieder alles löschen. Es gab nur ein großes Problem: “ Ich habe keine Ahnung, wie das geht“.

Eifrig wurde am Ende für das Biotopo-Projekt des Ensembles gespendet. (Foto: ah)

Die Zuschauer amüsierten sich köstlich und belohnten mit viel Applaus. Gelungen auch die Satire auf die „Influencer“ und ihre „schwere“ Arbeit. Es sei schließlich nicht ganz einfach, die blödsinnigsten Artikel so zu präsentieren, dass die „Follower“ sie kaufen.
Köstlich amüsierte sich das Publikum auch bei Nina Lilla und Lea Schmidt, die als „wachsame“ Nachbarinnen mit Argusaugen alle Verfehlungen der Anwohner in der Gegend registrierten und genau Buch darüber führten. Am Ende der Aufführung gab es dann langanhaltenden Applaus.

Aber damit war das Ensemble noch nicht fertig, denn es hatte sich eine weitere Besonderheit einfallen lassen: Die Jugendlichen wollen einen kahlen Hügel hinter dem Maingau-Energie-Stadion am Weichsee zu einem Biotop umgestalten. Dafür sammelten sie am Ende der Veranstaltung Spenden und es kamen die stattliche Sfumme von 570 Euro zusammen. Die JSK verdoppelt die Summe und so können die Jugendlichen mit sagenhaften 1.140 Euro das Biotop anlegen!

Auf der Bühne zu sehen waren: Hanno Büttner, Emilia Eberhard, Lilly Esslinger, Nina Lilla, Annika Lippmann, Telma Müller, Georgia Nastou, Lea-Sophie Schmidt, Rebecca Wittbold. Regie: Franziska Langer.

(Text:ah)

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