Biontech entschleunigt den Impfbetrieb: Ein Erlebnisbericht

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Foto: Canva

57,7% der Hessen wurden mindestens einmal gegen Covid-19 geimpft. Seit dem vergangenen Wochenende zähle auch ich dazu. Vom Ablauf im Impfzentrum und wie die Auswahl des Impstoffes diesen verlangsamt.

Es ist kurz vor 16 Uhr am Sonntag (11.07.); die Sonne scheint unnachgiebig auf die Bänke vor dem Pfungstädter Impfzentrum. Auf ihnen sitzen mehrere Menschen, die augenscheinlich ebenfalls darauf warten, endlich den Impfstoff gegen das Corona-Virus zu erhalten. Direkt fällt auf: Es handelt sich bei Ihnen ausschließlich um ältere Zeitgenossen. Vermutlich liegt der Altersdurchschnitt bei etwa 65. Rege unterhalten sich die Impflinge über Corona, Impfungen und den Stress des letzten Jahres, bis einer nach dem anderen in das Gebäude eintritt.

Mit zittriger Hand warte auch ich auf die Spritze. Seit über zwei Monaten priorisiert, ist es nun doch ziemlich nervenaufreibend. Kurz vor der im Vorfeld genannten Uhrzeit befinde ich mich im Wartebereich. Impfpass, Ausweis, Impfterminbeleg, Krankenkassenkarte und einen Ausfüllbogen zu vorheriger Medikation, Allergien und Ähnlichem angeln hier alle aus ihren Taschen. Dann wird man gebeten, sich die Hände zu desinfizieren. Im eigentlichen Gebäude angekommen, werden nacheinander alle Eintretenden auf vier Schalter verteilt eingecheckt. Für die, die es nicht konnten, werden die verschiedenen Ausfüllbögen gedruckt – das frisst allerdings Zeit.

Aber auch etwas anderes entschleunigt den Impfbetrieb. Nahezu jeder, der am Schalter steht, stellt die selbe Frage: “Aber ich bekomme schon Biontech und nicht Astrazeneca oder?” Frustrierend zu hören ist das schon. Schließlich warten Millionen – vor allem junge Menschen – darauf, endlich geimpft zu werden, um in ihr normales Leben, die Schule oder Uni und aus dem Homeoffice wieder ins Büro zurückkehren zu können. Doch vielen von ihnen wird das Vakzin Astrazenca nicht empfohlen, zu groß scheinen die Risiken. Aufgrund des schlechten Rufs verzichten aber diejenigen auf eine Astrazeneca-Impfung, bei denen die Nutzen-Risiko-Abwägung „eindeutig zu Gunsten der Impfung“ ausfällt, also die über 60-Jährigen. Weil sie auf andere Impfstoffe bestehen, wird die Wartezeit auf einen Impftermin für alle anderen länger.

Auch hier wartet man noch eine ganze Weile in einem von zwei dafür konzipierten Räumen – einer für Erstimpfungen und einer für die, die ihre zweite Impfung erhalten. Der Impfstoff müsse erst vorbereitet werden. Dann wird man abgeholt. Eine sympathische, junge Frau begleitet mich in ein Untersuchungszimmer, wo sie die verbleibende Wartezeit dazu nutzt, meine Dokumente erneut zu prüfen und im Detail über die Impfung zu sprechen. Obwohl mir ein ärztliches Gespräch zuvor nicht nötig vorkam, ist es doch sehr beruhigend, noch einmal mit jemandem zu sprechen. Die Impfung an sich geht schnell und unkompliziert. Kein “1, 2, ..3” und kein verstechen. Schnell sitzt man wieder woanders.

Nämlich im Beobachtungsraum, wo 15 Minuten darauf gewartet wird, ob die frisch Geimpften vielleicht doch irgendwelche Reaktionen zeigen. Mir schmerzt nur mein Arm – das ist normal. Er ist ziemlich schwer, aber tut nicht mehr weh, als bei jeder anderen Impfung auch. In den Tagen verzichte ich auf Kaffee und Alkohol, achte darauf genug zu trinken und zu schlafen und lasse meinen Körper den Rest selbst erledigen. Als ich das Impfzetrum verlasse, bin ich erleichtert. Der erste Schritt in die Normalität ist geschafft.

Zu mir:

Ich bin 19 Jahre alt, Studentin im vierten Semester und arbeite nach einem viermonatigem Praktikum nun als Aushilfe beim Rhein Main Verlag.

(Text: as)

 

 

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