Infiziert mit dem Glasvirus

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Bis zum 15. August stellt Sylvia Baumer ihre Glaskunst bei „Theater & Nedelmann“ aus. (Foto: PS)

Oliver Nedelmann freute sich am Sonntagvormittag in seiner Begrüßung bereits über die zweite Ausstellungseröffnung innerhalb weniger Wochen im Hof des Wohnzimmertheaters. „In den 17 Jahren davor hatten wir keine Vernissage, jetzt gleich zwei in diesem Sommer.“ Nach der Joe-Ausstellung präsentiert nun im Rahmen des Kultursommers Rödermark bis einschließlich 15. August Glaskünstlerin Sylvia Baumer unter dem Titel „Eintrübung und Zuversicht“ eine Auswahl ihrer Werke, die größtenteils in den zurückliegenden 18 Monaten entstanden sind.

Sylvia Baumer ging in ihrer Eröffnungsrede unter anderem auf die Auswirkungen der Pandemie auf die örtlichen Künstler ein, die plötzlich keinen Raum mehr hatten, um ihre Werke zu präsentieren und weitgehend auf Publikum verzichten mussten. Kunst und Kultur brauche aber die Öffentlichkeit. „Wir wollen gesehen werden, wir wollen diskutieren, wir brauchen den Austausch mit den Menschen“, so Baumer. In ihrem Bekanntenkreis gebe es etliche Kulturschaffende, die während der Corona-Zeit mangels Zukunftsperspektive mit ihrer künstlerischen Tätigkeit aufgehört haben. Auch sie selbst sei während Corona ratlos gewesen, als eine Veranstaltungsabsage nach der anderen kam.

Die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen hatten für Sylvia Baumer die Frage aufgeworfen, ob sie unter diesen Bedingungen weiter Kunstobjekte fertigen will. Nach einer Phase des Stillstands und der Antriebslosigkeit hat der Wunsch, etwas zu gestalten jedoch die Oberhand gewonnen. Ängste und Unsicherheit haben jedoch für eine bestimmte Zeit die Auswahl von Farben und Formen in der Gestaltung beeinflusst. Objekte wurden farblos und in der Form reduziert. Am Ende habe sich aber doch die Farbe durchgesetzt, meinte Sylvia Baumer, die vor Corona und jetzt wieder „unheimlich gerne“ mit Farben arbeitet.

Zu sehen sind bei der Ausstellung unter anderem kleine Heißluftballons. Die sind entstanden vor dem Hintergrund der in der Corona-Zeit oft vorherrschenden Sehnsucht, mal wieder reisen zu dürfen. (Foto: PS)

Seit drei Jahren arbeitet Sylvia Baumer mit Glas, das bei über 800 Grad zu Kleinskulpturen, Bildern, Schmuck, Schalen und zahlreichen Kleinobjekten verschmolzen wird. Zu sehen sind unter anderem kleine Heißluftballons. Die sind vor dem Hintergrund der in der Corona-Zeit oft vorherrschenden Sehnsucht entstanden, mal wieder raus zu kommen und auf Reisen zu gehen. Gegen Corona gebe es nun Impfstoffe, gegen die Infektion mit dem „Glasvirus“ dagegen nicht. „Ich bin infiziert und süchtig, mit Glas zu arbeiten“, scherzte Sylvia Baumer. Sie hat mittlerweile zahlreiche Kurse belegt, zuletzt auch online. Mittlerweile bietet sie auch selbst Glaskurse an. Die Einnahmen aus den Verkäufen bei der Ausstellung wird Sylvia Baumer an die Flutopfer spenden, da es wichtig sei, dort Solidarität zu zeigen.

Die Vernissage fand unter musikalischer Begleitung von Marcella Hagenauer an der Ukulele und Jürgen Queissner an der Gitarre statt, die am Sonntagabend auch noch ein Konzert bei den Nedelmanns gaben. Sie spielen am 22. August auch noch einmal in größerer Besetzung im Garten der Familie Oberfranz in der Egerländer Straße. Oliver Nedelmann war am Sonntag mit dem bisherigen Verlauf des Kultursommers, an dem sich auch das Alternative Zentrum, der Jazzclub und der Dinjerhof beteiligen, zufrieden. Im Theater finden die Vorstellungen derzeit grundsätzlich im Freien statt. Nur bei schlechtem Wetter geht es bei reduzierter Besucherzahl nach drinnen. Da bei den wenigen Schlechtwetterterminen nicht so viel los war, musste noch kein Besucher vor der Vorstellung wieder nach Hause geschickt werden.

(Text: PS)

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