Abriss des Münsterer Hallenbads ist beschlossen

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Es ist offiziell: Das Münsterer Hallenbad wird abgerissen. (Foto: jedö)

CDU, FDP und ALMA-Die Grünen wahren Neubau-Hoffnung / SPD glaubt nicht daran / Nächste Aufgaben: Konzept und Finanzierung

Das Aus für das alte, 1971 eröffnete Münsterer Hallenbad ist besiegelt: Mit den Stimmen von CDU, FDP und ALMA-Die Grünen beschlossen die Gemeindevertreter in ihrer Sitzung am Montagabend vor 50 Zuhörern in der Kulturhalle, die Sanierung des technisch und substanziell maroden Gebäudes zu den Akten zu legen und es abzureißen. Die Hoffnung auf den Bau eines neuen Hallenbads hielten die Mandatsträger aller Couleur derweil am Leben.

Dies galt auch für die SPD, die teils gegen das sofortige Ende der mittlerweile auf mindestens acht bis zehn Millionen Euro taxierten Sanierungspläne votierte beziehungsweise und sich mit weiteren Gemeindevertretern enthielt. Den Genossen kam der Beschluss zu schnell, obwohl in der Hallenbad-Kommission auch ihre Vertreter noch den Schlussstrich unters alte Bad hatten ziehen wollen. Inzwischen sagt die SPD öffentlich aber am deutlichsten, was sich die anderen Fraktionen in dieser Klarheit höchstens hinter vorgehaltener Hand auszusprechen trauen: „Wir rechnen fest damit, dass im weiteren Verlauf ein potenzieller Neubau seitens der Verantwortlichen in Rathaus und Politik als wirtschaftlich nicht machbar eingestuft wird“, so SPD-Vertreter Christian Steinmetz. Deshalb war die Fraktion der Ansicht, das alte Bad am Montag noch nicht final zu beerdigen, sondern weiter Sanierungsoptionen zu prüfen.

Sanierungsbestrebungen nicht mehr zielführend

Damit blieb die SPD jedoch allein. CDU, FDP und ALMA-Die Grünen beendeten mit ihrer Mehrheit fürs Erste eine der attraktivsten wie teuersten freiwilligen Leistungen, die die Gemeinde im vergangenen halben Jahrhundert aufrecht erhalten hatte. Christdemokraten, Liberale und Alternative Liste einte, dass sie das Festhalten an Sanierungsbestrebungen als nicht mehr zielführend erachteten. CDU-Fraktionschef Thorsten Schrod etwa sagte nach der Sitzung: „Ich habe in der Kommission für den Erhalt des alten Bads gekämpft, musste mich aber eines Besseren belehren lassen.“ Für den FDP-Fraktionsvorsitzenden Jörg Schroeter wäre eine Sanierung „geradezu unverantwortlich“. Für eine „Komplettsanierung“ nannte er sogar den Betrag von 13,9 Millionen Euro. Julian Dörr zitierte für ALMA-Die Grünen den parteilosen Bürgermeister Joachim Schledt: Eine Sanierung sei nach den Empfehlungen der Sachverständigen und der Vorarbeit der Kommission „absolut realitätsfern“.

Das alte Bad also wird verschwinden – aber nicht allzu schnell. „In diesem Jahr wird es sicher nicht abgerissen“, blickte Bürgermeister Schledt am Dienstagvormittag voraus. „Der Abriss würde 600 000 Euro kosten, und das Thema Asbest ist dabei noch nicht berücksichtigt.“ Zudem sei diese Summe nicht im Münsterer Haushalt 2022 eingestellt. Womit zumindest die Kita „Sonnenblume“, die mit ihren beiden Gruppen das Hallenbad als Interimsdomizil nutzt, fürs Erste dort bleiben kann. Im Rathaus befasse man sich aber schon länger auch mit einem Ersatzquartier, so Schledt. Einen Standort, den er noch nicht nennen wollte, habe man bereits ins Auge gefasst.

Gemeindevertreter wollen gerne weiterhin Hallenbad in Münster

Allen Akteuren war am Montagabend trotz unterschiedlicher Prognosen gemein, dass sie in Münster weiterhin gern ein Hallenbad sähen. Alle erwähnten freilich auch, dass dies unter dem Vorbehalt der Finanzierbarkeit stehe. Welche monetäre Hilfe für die nicht allzu finanzstarke Gemeinde tatsächlich mehr als nur ein frommer Wunsch sein könnte – als Hoffnungsträger werden neben Fördergeld von Bund und Land immer wieder der Landkreis, die Nachbarkommunen, Unternehmer im Rahmen einer Teilprivatisierung oder die Bürger über Crowdfunding-Beiträge angeführt -, wird die Zeit zeigen.

Mit der Herkulesaufgabe, einen Neubau konzeptionell und wirtschaftlich zunächst zu evaluieren, beauftragten die Gemeindevertreter am Montag schließlich einstimmig den Gemeindevorstand. Zugleich beschlossen sie, die Informationen aus der Kommission zu veröffentlichen, die Bürger beispielsweise im Rahmen einer öffentlichen Informationsveranstaltung direkt über das Thema auf dem Laufenden zu halten und nach möglicher Erarbeitung einer Neubau-Variante die Option eines Bürgerentscheids zu prüfen.
Schon der Weg zu einer finanziell halbwegs realistischen Variante wird indes hart und steinig. Fest steht jetzt auch, dass es selbst im Optimalfall mindestens vier, fünf weitere Jahre dauern wird, bis man in Münster wieder schwimmen kann. Geschlossen ist das alte Bad, das nie wieder öffnen wird, seit Sommer 2018.

(Text: jedö)

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