Altheim: Am Kappenabend auch an die Ukraine gedacht

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Altheim Helau! Rund 60 verkleidete Fastnachter kamen zum Kappenabend des TSV Altheim. Ingo Lankes (im Spiderman-Kostüm) trat als Bauchredner auf. (Foto: jedö)

TSV Altheim führt kleine Sitzung durch und will Teil des Erlöses an Kriegsopfer spenden / Drei Vorträge mit Birgit Gerbershagen

Darf man, will man, sollte man Fastnacht feiern, während andernorts in Europa gerade ein Krieg ausgebrochen ist? Diese Entscheidung traf in den vergangenen Tagen hierzulande jeder für sich – denn staatliche Auflagen zur Narretei gab es nur hinsichtlich Corona. Der TSV Altheim und rund 60 Gäste im Vereinsheim beantworteten die Frage am Samstagabend mit „ja“: Mit einem Kappenabend unter der 2Gplus-Regel führte der Turn- und Sportverein eine der wenigen Präsenzsitzungen dieser Kampagne weit und breit durch.

Am Donnerstag, als der russische Einmarsch in die Ukraine begann, entschied der TSV-Vorstand, seine Veranstaltung trotzdem durchzuziehen. Die Idee dazu war erst drei Wochen vorher auf der „Wintergaudi“ des Vereins geboren worden. Wie so oft seit einiger Zeit, wenn die Altheimer auf ihrem Sportgelände etwas auf die Beine stellen, gehört Birgit Gerbershagen zu den zentralen Personen: Sie ist im TSV-Vorstand für den Bereich Events zuständig und geizt diesbezüglich weder mit Einfällen noch tatkräftiger Organisation.

Birgit Gerbershagen und Olaf Herd traten unter anderem als Engel auf. (Foto: jedö)

Unter anderem vom TSV-Vorsitzenden Olaf Herd hat Gerbershagen – die in Dieburg wohnt, über eine Freundin zum Altheimer Verein kam und dort ehrenamtlich längst viel leistet – Rückendeckung. Was auch für den Kappenabend galt: „Die Kassen sind klamm“, wies Herd zum einen auf die finanzielle Notwendigkeit für den TSV Altheim hin. Nach zwei mageren Corona-Jahren mit vielen Absagen von Gesellschaften, die das Vereinsheim gemietet hatten, muss man schlicht irgendwie aus eigener Kraft Geld zu verdienen, wenn die Anlage in Schuss und der Verein lebendig bleiben soll. Zumal weder Betriebskosten noch Infrastruktur Rücksicht auf Pandemie oder Krieg nehmen: „Gerade mussten wir beide Kühlräume reparieren lassen“, sagte Herd. Eine Investition, die nicht aufgeschoben werden konnte und bei der dem Verein auch keine staatliche Corona-Hilfe nutzt. Für Amateurvereine fällt die bei näherem Hinsehen ohnehin meist marginal aus und wartet erst hinter hohen bürokratischen Schranken.

Spenden für Ukraine-Nothilfe

Zum anderen skizzierten Herd und Gerbershagen am Samstag auch die Gratwanderung, die sie mit dem Kappenabend meistern wollten: Die fastnachtliche Selbstwirksamkeit ließen sie sich von einem Imperialisten nicht zerstören, vergaßen zugleich aber nicht, dass nur ein paar hundert Kilometer entfernt viel Leid geschieht. Man sei nicht nur in Gedanken bei den Menschen in der Ukraine – und jenen, die schon aus ihrer Heimat geflüchtet sind -, sondern wolle den Kappenabend auch in konkrete Hilfe überführen: Neben einer Spendenbox hatte der TSV Altheim entschieden, den Kriegsopfern auch einen Teil des Erlöses aus dem Verkauf der Speisen und Getränke zukommen zu lassen. An wen und auf welchem Weg das demnächst genau geschehen wird, ist noch offen. An Abnehmern für das im Münsterer Ortsteil närrisch erwirtschaftete Geld dürfte indes kein Mangel herrschen.

In dieser Gemengelage versuchte Macher und Gäste des Kappenabends, ein bisschen ausgelassen zu sein. Vorab waren alle Plätze der kostenlosen Veranstaltung reserviert worden, „es gab dann zwar ein paar kurzfristige Absagen, die krankheitsbedingt waren, aber keine wegen des Kriegs in der Ukraine“, berichtete Gerbershagen. Sie war nicht nur Organisatorin, sondern auch tragende Säule des Programms: In drei der vier Vorträge wirkte sie, die Erfahrung von Kappenabenden der Dieburger Haxnknacker hat, selbst mit.
Zwei Zwiegespräche führte sie dabei mit Olaf Herd – einmal verkleideten sich beide als Engel, ein anderes mal als Putzfrauen. Die Roßdörferin Silke Weber und Gerbershagen mimten zwei „Sporttussis“ und taten dies (genehmigt) auf Grundlage eines Vortrags, den die früheren Dieburger Sitzungsikonen Bettina Steinmetz und Petra Herrmann-Kahle einst gehalten hatten. In Ingo Lankes gab ein Bekannter Gerbershagens zudem einen Bauchredner, der seine Stimme mit minimaler Mundbewegung der Stoffratte Mats lieh.

(Text: jedö)

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