Asklepios Paulinen Klinik Wiesbaden informiert: Behandlung der Refluxerkrankung

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(Symbolfoto: Robystarm auf Pixabay)

Prof Dr. med. Martin Hoffmann, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive Chirurgie in der Asklepios Paulinen Klinik Wiesbaden, erklärt im Interview die Refluxerkrankung und stellt Behandlungsmöglichkeiten vor.

Was ist eigentlich Reflux?
Prof. Hoffmann: Das Wort Reflux bedeutet zurücklaufen. Es beschreibt sehr gut das Zurücklaufen von Magensäure in die Speiseröhre. Je nach Ausprägung kann die Säure bis in den Mund- Nasenraum aufsteigen. Die Ursache ist häufig eine Kombination aus einem so genannten „Zwerchfellbruch“, bei dem ein Teil des Magens in den Brustkorb rutscht und einer Schwäche des Schließmuskels zwischen Speiseröhre und Magen.

Macht Reflux immer Symptome?
Prof. Hoffmann: Es gibt bei einem Teil der Patienten so genannten stillen Reflux. Hierbei sind die Patienten subjektiv beschwerdefrei. Bei vielen Patienten verursacht der Reflux typische Beschwerden mit Brennen hinter dem Brustbein, insbesondere nächtlichem Hochlaufen von Säure bis in den Mundraum und bei vielen Patienten auch ein Druckgefühl im Oberbauch insbesondere nach dem Essen.

Es gibt aber auch viele unspezifische Symptome, bei denen vielleicht gar nicht immer an Reflux gedacht wird. Hierzu zählen z.B. häufiges Räuspern, chronischer Hustenreiz, Heiserkeit, Schluckbeschwerden/Kloßgefühl im Hals und Entzündungen im Hals-Nasen-Ohrenbereich. Aus diesem Grund stellen sich diese Patienten häufig zunächst beim Lungenfacharzt oder Hals-Nasen-Ohrenarzt vor.

Prof Dr. med. Martin Hoffmann, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive Chirurgie in der Asklepios Paulinen Klinik Wiesbaden. (Foto: Asklepios Paulinen Klinik Wiesbaden)

Ist Reflux eine gefährliche Erkrankung?
Prof. Hoffmann: Jeder Mensch hat völlig normale seltene Refluxepisoden. Problematisch wird es, wenn es zu einem Umbau der Schleimhaut der unteren Speiseröhre zu einer Barrettschleimhaut kommt. Ursache ist eine chronische Speiseröhrenentzündung. Hieraus kann in seltenen Fällen eine Krebserkrankung der unteren Speiseröhre entstehen. Bei chronischen unklaren Beschwerden oder längeren typischen Beschwerden sollte daher immer eine ärztliche Vorstellung erfolgen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die deutliche Einschränkung der Lebensqualität durch die Refluxerkrankung. Viele Patienten haben trotz teils strikter Diät weiterhin regelmäßige Refluxepisoden. Dies führt zu Angst vor der Nahrungsaufnahme und Einschränkungen des Soziallebens. Andere Patienten berichten von häufigem nächtlichen Erwachen durch die hochgelaufene Säure trotz Schlafen mit erhöhtem Oberkörper.

Wie wird Reflux behandelt?
Prof. Hoffmann: Zunächst erfolgt eine genaue Diagnostik. Hierzu gehört eine Spiegelung der Speiseröhre und des Magens um mögliche Veränderungen zu erkennen. Zur genaueren Diagnostik erfolgt dann häufig eine Manometrie (Messung der Funktion von Speiseröhre und Schließmuskeln) und eine pH-Metrie (läuft Säure zurück, wieviel, bis wo steigt die Säure hoch, wann kommt es zu Reflux) erfolgen. Die Behandlung ist meistens zunächst konservativ mit Gabe von so genannten Protonenpumpenhemmern (PPI).

Wann ist eine Operation sinnvoll?
Prof. Hoffmann: Große Studien zeigen, dass bei fast 30% aller Patienten mit PPI-Therapie weiterhin Refluxbeschwerden bestehen. Gleichzeitig besteht eine deutliche Einschränkung der Lebensqualität. Andere Patienten möchten PPI nicht langfristig einnehmen. Die chirurgische Versorgung erfolgt minimalinvasiv über 4 kleine Schnitte. Während der Operation wird der Zwerchfellbruch verschlossen und eine Manschette aus einem kleinen Teil des Magens gebildet, die wie ein Ersatzschließmuskel wirkt. Eine Alternative ist die Implantation eines Magnetrings um die untere Speiseröhre (LINX) als Schließmuskelersatz. Refluxeingriffe sollten in Kliniken mit großer Erfahrung mit diesen Eingriffen durchgeführt werden.

Welche Komplikationen gibt es? Ich habe gehört, nach der Operation hat man Schluckbeschwerden und kann nicht mehr aufstoßen?
Prof. Hoffmann: Hartnäckig halten sich Erzählungen aus den Anfangstagen der Refluxchirurgie in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts und werden heute im Internet weiterverbreitet. Damals war es in der Tat zu solchen Komplikationen durch ein bewusstes einengen der Speiseröhre gekommen. Seitdem ist sehr viel Zeit vergangen, die beschriebenen Komplikationen sehen wir bei unseren Patienten nicht. Die Operationstechniken wurden, wie vieles seit dem letzten Jahrhundert, weiterentwickelt und stark verbessert. Gleichzeitig wird der Reflux durch die Operation sehr gut behandelt.

(Text: PM Asklepios Paulinen Klinik Wiesbaden)