*Update* Nach 10 Jahren: Tupperware verlässt Eppertshausen und geht nach Polen

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Das weithin sichtbare Tupperware-Logo an der größten Halle im Eppertshäuser „Park45“ - die Halle gehört einer Investorengruppe, Tupperware Deutschland ist dort noch bis Ende Juni Mieter einer Teilfläche - wird bald verschwinden. Der amerikanische Mutterkonzern konzentriert die europäischen Logistikstandorte künftig in Polen und Belgien. (Foto: jedö)

Ende Juni ist im „Park45“ Schluss / 19 Mitarbeiter betroffen / Unternehmen: „Werden damit wettbewerbsfähiger“ / Bürgermeister: „War nicht der ganz große Gewerbesteuer-Zahler“

Schlechte Nachrichten für den Wirtschaftsstandort Eppertshausen: Das Logistikzentrum der Tupperware Deutschland GmbH gibt seinen Sitz im „Park45“ auf und verlagert sein Geschäft nach Polen. Das Unternehmen war vor zehn Jahren von Messel nach Eppertshausen gezogen und gehörte zu den ersten Firmen im damals gerade eröffneten Gewerbegebiet. Dort ist Ende Juni Schluss.

Entsprechende Informationen unserer Zeitung bestätigt das Unternehmen auf Anfrage in einer schriftlichen Stellungnahme: „Die Entscheidung, unseren Betrieb im Logistikzentrum Eppertshausen zum 30. Juni 2022 einzustellen, ist uns alles andere als leicht gefallen“, heißt es von Tupperware Deutschland, das zum amerikanischen Mutterkonzern Tupperware Brands gehört und in der Bundesrepublik künftig nur noch mit rund 60 Mitarbeitern am Standort Frankfurt vertreten sein wird. Schließlich, so das Unternehmen, sei man „vielen langjährigen und sehr geschätzten Kolleginnen und Kollegen für ihre stets hervorragende Arbeit außerordentlich dankbar“.

Dies schützt die derzeit noch 19 festangestellten Mitarbeiter in Eppertshausen aber nicht vor der Zäsur. Aus Mitarbeiterkreisen heißt es, bis auf zwei Personen hätten alle ihre Kündigung erhalten. Geschäftsleitung und Betriebsrat haben inzwischen einen Sozialpan ausgehandelt; beim Gros der Beschäftigten dürfte es auf eine Abfindung hinauslaufen. Laut Unternehmen hatte Tupperware im „Park45“, wo man Teilmieter einer großen Halle, die einer Investorengruppe gehört, ist, zu Spitzenzeiten bis zu zwei Dutzend Festangestellte. Darüber hinaus setzte man auf die Dienste von Leiharbeitern, so dass für die Tupperware-Logistik in Eppertshausen bis zu 40 Personen gleichzeitig tätig waren.

Bürgermeister Carsten Helfmann (CDU) bestätigt, dass er vor wenigen Tagen ebenfalls über den baldigen Wegzug von Tupperware informiert worden sei. Dies schmerze vor allem aus Imagegründen, so der Rathaus-Chef – schließlich habe es sich um eins der bekanntesten Unternehmen der Gemeinde gehandelt. Was nicht nur wegen des weithin und bis auf die Bundesstraße 45 sichtbaren Firmenlogos galt, sondern vor allem wegen der in vielen Haushalten verbreiteten Produkte (zum Beispiel Schüsseln, Dosen und Behälter) und des außergewöhnlichen Vertriebswegs („Tupper-Partys“). Hinsichtlich der „harten“ Wirtschaftsdaten sei der Weggang für die Kommune zu verkraften, ordnet Helfmann den Tupperware-Abschied ein: „Sie waren für Eppertshausen hinsichtlich der Mitarbeiterzahl nicht der ganz große Arbeitgeber und auch nicht der ganz große Gewerbesteuer-Zahler.“

Dennoch hinterlässt Tupperware im größten der Eppertshäuser Gewerbegebiete zunächst eine Lücke. Ein benachbartes Unternehmen hat laut Helfmann bereits die Fühler nach jener Fläche, die Tupperware im Sommer zwischen Einstein-, Büssing- und Tupperstraße (zu Ehren des Unternehmens hatte die Gemeinde eine der Straßen im „Park45“ so benannt) freigibt, ausgestreckt.

Während derlei Veränderungen in Eppertshausen noch anstehen, hat Tupperware Brands den Umzug nach Polen hinter den Kulissen von langer Hand vorbereitet. „Diese strategische Entscheidung ist das Ergebnis einer sorgfältigen Analyse“, schreibt das Unternehmen. Man habe weltweit „die Lieferketten genau analysiert, um festzustellen, ob die derzeitigen Strukturen den heutigen und zukünftigen Bedürfnissen der Verbraucher entsprechen“.

Ergebnis: „Die Art und Weise, wie wir unser Geschäft betreiben, ist heute anders als
in der Vergangenheit. Die Kunden erwarten eine schnellere Lieferung der Produkte und
einen effizienteren Service. Wir müssen die richtigen Werkzeuge, Prozesse und Strukturen
anbieten, um unsere Kunden auch zukünftig bestmöglich bedienen zu können. Leider trägt
dazu der Betrieb im Logistikzentrum Eppertshausen langfristig nicht mehr bei.“ Deshalb beliefere man die Kunden ab Juli europaweit nur noch aus dem polnischen Kattowitz und von einem Standort in Belgien. „Wir sind davon überzeugt, dass wir damit wettbewerbsfähiger werden und den Service kontinuierlich verbessern können.“

Aus der Belegschaft kommt derweil Kritik zum radikalen Unternehmensumbau. Trotz hoher Gewinne habe man das Personal in Deutschland schon in den vergangenen beiden Jahren stark reduziert. Aktuell liege die Motivation der Mitarbeiter in Eppertshausen am Boden.

(Text: jedö)