Kita St. Sebastian Eppertshausen: „Es geht um die beengte Raumsituation“

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Unzufrieden mit den baulichen Gegebenheiten in der Kita St. Sebastian (v. l.): Stefanie Schultheiß, Elke Griesling, Nadine Kittelmann, Bernhard Schüpke, Veronique Braun und Vanessa Griesling. (Foto: jedö)

2019 gewann die Eppertshäuser Kita St. Sebastian den Deutschen Kita-Preis, bekam Platz eins wegen ihres pädagogischen Konzepts. Geht es um ihre bauliche Infrastruktur, wähnt sich die „Kita des Jahres“ weit weg von der Spitze.

Dies machten kürzlich bei einem Ortstermin Leiterin Veronique Braun, ihre Stellvertreterin Vanessa Griesling, Elternbeirats-Vorsitzende Nadine Kittelmann sowie Stefanie Schultheiß vom Förderverein deutlich. Auch Pfarrer Bernhard Schüpke und Elke Griesling von der Pfarrgemeinde, die Träger der Betreuungseinrichtung mit ihren 132 Kindern in fünf Kita- und zwei Krippengruppen ist, waren zugegen. Später nahm Bürgermeister Carsten Helfmann (CDU) Stellung.

Anlass für das Treffen war die deutliche und wiederholt zu vernehmende Kritik aus der Elternschaft in den vergangenen Monaten. Zu den Auslösern gehörte vorigen Sommer ein Wasserschaden im Obergeschoss des Kita-Hauses (die Bereiche für die Kita- und die Krippengruppen befinden sich in zwei verschiedenen Gebäuden, die lediglich durch einen Gang verbunden sind), in dessen Folge mehrere Räume wochen- bis monatelang nicht nutzbar waren. Aus dem Waschraum der lila Gruppe machte sich das Wasser bis in den Turnraum im Erdgeschoss breit. Dort fehlt noch heute ein Teil der Kletterwand, was ein Dreivierteljahr danach die letzte sichtbare Folge des Vorfalls ist.

Zeitweise nur zwei Toiletten für 50 Kinder

Lange fiel dadurch ein Waschraum mit Toiletten aus, so dass sich zeitweise 50 Kinder zwei Toiletten teilen mussten. Die Kita bat die Gemeinde Eppertshausen, die für den Zustand der Gebäude verantwortlich ist, um Hilfe. Die temporäre Lösung in Form einer mobilen Toilettenkabine im Garten missfiel nicht nur dem 40-köpfigen Kita-Team, sondern auch vielen Eltern: „Das Dixi-Klo ist zum Symbol geworden, dass die Absprache mit der Gemeinde nicht stimmt“, sagt Nadine Kittelmann. Darüber, ob die Kita die Gemeinde um genau diese Übergangslösung gebeten habe, gehen die Aussagen von Veronique Braun und Carsten Helfmann auseinander.

Neben dieser speziellen Phase, in der man die Turnstunden teils in die nahe Bürgerhalle verlegte und Gruppen zur Nutzung der verbliebenen Waschräume notgedrungen mischte, sehen Kita, Eltern und Pfarrgemeinde vor allem grundsätzliche Schwierigkeiten, die den Status quo der Räumlichkeiten ebenso betreffen wie die Zusammenarbeit mit dem Rathaus. „Vom Grundprinzip her geht es um die beengte Raumsituation“, betont Braun, die die Kita seit drei Jahren leitet.

So stamme das Personalzimmer aus einer Zeit, als das Team noch viel kleiner war. „Wir nutzen Abstellräume zum Essen, weil es wegen immer mehr Essenskindern immer enger wird.“ Derzeit nehmen 70 Kids ihr Mittagessen in der Kita St. Sebastian ein. Dafür hat man neben den Gruppenräumen ehemalige Abstellräume umfunktioniert. Schon seit fünf, sechs Jahren führe man immer wieder den Wunsch an, zwischen Kita- und Krippengebäude einen zusätzlichen Mehrzweckraum zu schaffen.

Um bessere Klimatisierung gebeten
In dieser ehemaligen Abstellkammer essen die Kinder der lila Gruppe. Erwachsene müssen in diesem Raum des Obergeschosses des Kita-Gebäudes den Kopf einziehen. Nicht erst im Hochsommer wird es dort zudem sehr heiß. (Foto: jedö)

Seit zwei, drei Jahren bitte man bereits um eine bessere Klimatisierung gerade der Obergeschosse, wo es nicht erst im Hochsommer unerträglich heiß werde. „Die Verwaltung muss früher aufstehen und ihre Hausaufgaben machen“, fordert Elke Griesling. Man müsse stets bedenken, „dass Handwerker in einer Kita nicht im laufenden Betrieb arbeiten können und stattdessen abends und am Wochenende kommen müssen“. Auch Kittelmann kritisiert schwerfällige Entscheidungs- und Umsetzungsprozesse: „Sie sind zu langsam und zu unbeweglich. Ich verstehe, dass man für alles Formulare braucht. Ich mache das im Elternbeirat jetzt aber schon seit fünf Jahren – und die Themen haben sich nicht geändert.“ Braun nimmt den Bauhof der Gemeinde, der kleinere Reparaturen selbst vornimmt, von der Kritik aus: „Das funktioniert inzwischen gut.“

„Wir sind da schon ein bisschen überrascht“, sagt derweil Carsten Helfmann, als ihn der Autor dieser Zeilen nach dem Ortstermin (bei dem ein ebenfalls eingeladener Mitarbeiter der Verwaltung kurzfristig hatte passen müssen) mit der Kritik aus der Kita konfrontiert. In Sachen Handlungsschnelligkeit der Gemeinde führt er ein Beispiel aus dieser Woche an: „Wir haben am Dienstag um 7.53 Uhr eine E-Mail mit vier Themen erhalten. Um 8.52 Uhr ging unsere E-Mail mit dem Auftrag an den Bauhof raus. Am Mittwoch um 11.35 Uhr kam die E-Mail, dass die Aufträge erledigt sind. Wie soll es denn noch schneller gehen?“
Wie beschrieben, kritisiert die Kita aber nicht die Unterstützung bei den alltäglichen Kleinigkeiten, sondern in erster Linie die aus ihrer Sicht unbefriedigende Planung und Umsetzung der geschilderten Großvorhaben. Zur Klimaanlage sagt der Bürgermeister: „Die Verzögerung stimmt. Die Klimaanlage steht im Haushalt, die Angebote sind eingeholt. “ Man prüfe allerdings noch Fördermöglichkeiten für Luftfilteranlagen mit Kühlfunktion – hier winke ein Investitionszuschuss in Höhe von 60 Prozent. Dass ein „Pavillon“ zwischen Kita- und Krippenhaus schon „seit fünf, sechs Jahren ein Wunsch der Kita St. Sebastian“ sei, bestätigt auch der Verwaltungschef. „Aus unterschiedlichen Gründen wurde es noch nicht umgesetzt. Hauptgrund ist der Brandschutz, denn es wäre eine Verbindung zwischen den beiden Gebäudeteilen, die als getrennte Bauabschnitte genehmigt sind.“ Neben den Kosten sei der Aspekt des Wegfalls eines Teils des Außengeländes zu beachten.

Dann spannt Helfmann den großen Bogen der Entwicklung des Betreuungsangebots in Eppertshausen, die bald auch das Platzproblem in der Kita St. Sebastian lösen soll: „Unser Ziel ist, mit dem Bau einer dritten Kita in den beiden bestehenden Kitas St. Sebastian und Sonnenschein jeweils einen jetzigen Gruppenraum in eine Mensa umzubauen. Pro Einrichtung verringert sich durch die dritte Kita die Zahl der Kinder um 25, so dass vorhandene Gruppenräume anders genutzt werden können.“ Eine Umwidmung eines Gruppenraums in eine Mensa auch in der Kita St. Sebastian hätte zudem den Charme geringer Umbaukosten. Schon jetzt dürfe die Kita St. Sebastian die Gruppenräume im Übrigen zum Essen nutzen, wenn sie das wolle, fügt er hinzu.

(Text: jedö)