Smarter Hochwasserschutz: Pilotprojekt im Naturfreibad “Großer Woog” in Darmstadt

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Symbolbild Hochwasser (Foto: analogicus auf Pixabay)

Testbetrieb für innovative Plattform für Wassermanagement, die Krisenstäbe im Ernstfall mit zentralen Informationen versorgen soll / HEAG kooperiert mit Darmstädter Start-up e.Ray Europa GmbH

Extreme Hochwasserereignisse machen immer wieder deutlich: Städtische Katastrophenstäbe müssen deren lokale Verläufe kennen, um rechtzeitig und angemessen reagieren zu können. Wie ortskonkrete Informationen verlässlich erhoben, netzunabhängig und live an Verantwortliche weitergeleitet werden können, untersucht das von der HEAG initiierte Projekt „Echtzeit-Daten für frühzeitige Flutwarnungen“.

Hierbei arbeitet die Stadtholding eng mit dem Start-up e.Ray Europa GmbH zusammen. Das Darmstädter Jungunternehmen hat mit dem WAMO 300 eine satellitengestützte, solarbetriebene Wassermanagementplattform entwickelt, die seit kurzem im Großen Woog im Einsatz ist. WAMO 300 ist im Boden verankert und schwimmt auf der Wasseroberfläche. Unabhängig von der Pegelhöhe misst die 2,2 Meter lange Plattform kontinuierlich den Wasserstand. Ihre Daten überträgt sie in Echtzeit per Satellit, zum Beispiel in das LoRaWAN-Netz, das auch funktioniert, wenn Internet und Mobilfunk im Krisenfall ausgefallen sind. So soll eine digitale Datenbasis als Entscheidungsgrundlage für Krisenstäbe entstehen, die die Informationen des Deutschen Wetterdienstes und der hessischen Hochwasservorhersagezentrale ergänzt.

Das Vorhaben ist Teil des vom Bundesinnenministerium geförderten Projekts „Schlaues Wasser Darmstadt – Smart City Projekte für eine integrierte Stadtentwicklung und Klimaresilienz“, das gemeinsam von Wissenschaftsstadt Darmstadt, der HEAG und der Digitalstadt Darmstadt GmbH durchgeführt wird. Zu dessen Hintergrund sagt Oberbürgermeister Jochen Partsch: „Wir werden neue Ansätze für den Umgang mit Wasser in der Wissenschaftsstadt Darmstadt bis 2027 konzipieren und umsetzen, um auch diesen Sektor noch besser an aktuelle und zukünftige Herausforderungen des Klimawandels anzupassen. Digitale Innovationstechnologien sind aus unserer Sicht Schlüsselinstrumente, mit denen wir unsere Ziele erreichen können.“

Die HEAG-Vorstände Prof. Dr. Klaus-Michael Ahrend und Dr. Markus Hoschek betrachten das Projekt mit e.Ray Europa noch aus einer anderen Perspektive: „Die Förderung junger Darmstädter Unternehmen bei der Entwicklung ihrer Geschäftsmodelle ist uns ein wichtiges Anliegen. Wir freuen uns daher, mit e.Ray ein Darmstädter Start-up bei der Umsetzung ihres Pilotprojekts unterstützen zu können. Die Flutkatastrophe im Ahrtal hat gezeigt, das im Bereich intelligenter Hochwasserschutz aber auch im Gewässermanagement noch großes Entwicklungspotenzial vorhanden ist.“ Dass e.Ray Europa dazu einen Beitrag leisten kann, davon ist Geschäftsführer Sebastian Lemke überzeugt: „Im System können individuelle Pegelstände für Warn- und Alarmstufen definiert werden. Steigt die Gewässerhöhe entsprechend an, informiert WAMO 300 Behörden, welche dann Schutzmaßnahmen einleiten können. Auch Informationen zu Niedrigwasser sind hilfreich, um auch auf Trockenheit vorbereitet zu sein.“

Die Pilotphase des Projekts endet im Mai. Anschließend werden dessen Ergebnisse evaluiert und geprüft, ob beziehungsweise wie es fortgesetzt werden kann. „Um den Hochwasserschutz im Stadtgebiet systematisch betrachten zu können, ist denkbar, das smarte Hochwasserwarnsystem im nächsten Schritt auf der Modau, auf dem Ruthsenbach und den Hochwasserrückhaltebecken Erich-Kästner-See und Brentanosee zu testen“, so OB Jochen Partsch.

Denn WAMO kann mehr als Hochwasserschutz. Eine weitere Herausforderung stellt die Belastung der Gewässer mit Cyanobakterien dar; um diesen entgegenzuwirken, können Sonden für die Messung und Verbesserung der Wasserqualität eingesetzt werden.

Mehr über das Projekt „Schlaues Wasser – Smart City Projekte für eine integrierte Stadtentwicklung und Klimaresilienz“ erfahren Interessierte auf www.darmstadt.de/standort/stadtentwicklung-und-stadtplanung/schlaues-wasser-darmstadt.

(Text: PM Wissenschaftsstadt Darmstadt)