Freie Berufswahl – jenseits von Klischees

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(Foto: Kreis Bergstraße)

Veranstaltungsreihe der Kreise Bergstraße und Odenwald will Fachkräfte dafür sensibilisieren, dass sich junge Menschen bei Ausbildung und Studium noch zu sehr von klassischen Rollenbildern beeinflussen lassen

Trotz der großen Vielfalt an Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten in Deutschland folgen Jungen und Mädchen bei der Berufswahl häufig noch klassischen Rollenmustern. Hier setzt die Veranstaltungsreihe „Berufliche Orientierung – gendersensibel und vorurteilsbewusst“ an, die der Kreis Bergstraße gemeinsam mit dem Odenwaldkreis im Rahmen der hessischen Strategie OloV (Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit im Übergang von der Schule in den Beruf) durchführt. 

„Es wäre schade, wenn wir auch in Zukunft freiwillig in den klassischen Stereotypen verharren würden. Denn dadurch geht enorm viel an Potential verloren. Jedem sollte der für ihn bzw. sie richtige Weg offen stehen“, sagte die Erste Kreisbeigeordnete des Kreises Bergstraße, Diana Stolz, in ihrem Grußwort zum Start der Reihe. Sie betonte, wie wichtig es ist, dem Thema Aufmerksamkeit zu schenken. Jungen Menschen müsse ein möglichst weites Feld für ihre Berufswahl eröffnet werden, so dass sie ihre Chancen und Talente erkennen und nutzen können.

„Tobias in die Kita und Lena in die Werkstatt!?“ – im Zeichen dieses Mottos erhielten die Teilnehmenden des Eröffnungsvortrages per Videokonferenz einen Einblick in den wissenschaftlichen Forschungsstand zum Thema. Mit Frau Prof. Dr. Marianne Friese, emeritierte Professorin für Erziehungswissenschaft an der Justus-Liebig-Universität Gießen, konnte eine ausgewiesene Expertin für das Thema Gender-Orientierung in der beruflichen Bildung gewonnen werden.

Lebensentwürfe befinden sich im Wandel

Lebensentwürfe befinden sich im Wandel und die Berufsorientierung und -wahl hat erheblich an Bedeutung gewonnen. Doch bislang ist bei der Verteilung der Geschlechter auf die Berufe noch wenig Veränderung zu verzeichnen, stellte die Referentin fest. Die Gründe hierfür seien vielfältig. Ein historischer Rückblick machte deutlich, dass die geschlechtsspezifische Aufteilung tiefe Wurzeln im Entstehen unseres beruflichen Bildungssystems im 19. Jahrhundert hat. Stereotype Vorstellungen prägen die Berufswahl nach wie vor. Dies zu verändern erfordert von allen Fachkräften, die mit der Berufsorientierung junger Menschen befasst sind, ein bewusstes und gezieltes Handeln.

In der anschließenden Diskussion der Teilnehmenden aus Schule, Berufsberatung, der sozialen Arbeit und anderen berufsbezogenen Arbeitsfeldern wurden eigene Erfahrungen in den Blick genommen und Handlungsansätze für die Praxis diskutiert. Ein Beispiel: Immer wieder zeigt sich, dass junge Menschen erst auf Umwegen zu dem für sie passenden Beruf finden, wenn dieser nicht den gängigen Klischees entspricht. Hier sind die berufsorientierenden Fachkräfte gefragt, genau hinzuschauen und junge Menschen zu ermutigen.

Die Veranstaltungsreihe wird mit praxisbezogenen Workshops fortgesetzt. Am Dienstag, 21. Juni, wird es von 14 bis 16.30 Uhr eine Online-Veranstaltung mit der Initiative Klischeefrei geben. Hier werden vielseitige Methoden und Materialien für die Beratungsarbeit und den Unterricht vorgestellt. Information unter: jugendhilfe-olov@kreis-bergstrasse.de. Anmeldungen sind noch möglich.

(Text: PM Kreis Bergstraße)