„Zwölf Jahre Vollgas“ und ein klarer Schnitt

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Bis zum letzten Tag am Schreibtisch: Bürgermeister Jürgen Hoffmann. (Foto: sit)

Eine Bürgermeister-Ära in Rodgau endet: Jürgen Hoffmann geht nach zwei Amtsperioden als Rathauschef in den Ruhestand

Nach zwölf Jahren endet in diesen Tagen die Amtszeit von Bürgermeister Jürgen Hoffmann (SPD). Der langjährige Rodgauer Bürgermeister wird am 8. Juni offiziell verabschiedet. Für seine Heimatstadt Rodgau war er schon vor seiner Zeit als Stadtverwaltungschef aktiv: als Stadtverordneter, ehrenamtlicher Stadtrat und Betriebsleiter der Rodgauer Stadtwerke. Nun macht Jürgen Hoffmann einen Schnitt. Gerade zurück aus Puiseaux, wohin er an einer Fahrt des Arbeitskreises in die Partnerstadt teilgenommen hatte, erzählt er im Interview mit der „Rodgau Zeitung“ von der Zeit in diesem besonderen Amt.

Aus welchen Gründen haben Sie sich dafür entschieden, nicht mehr als Bürgermeister für Rodgau zu kandidieren?

„Ich bin der festen Überzeugung, dass einen Menschen zwölf Jahre in diesem Amt stark fordern. Da muss man den richtigen Schlusspunkt finden. Und der war für mich zum jetzigen Zeitpunkt genau richtig. Dieser Auffassung war ich übrigens schon vor der Corona-Pandemie, die natürlich noch einmal eine besondere Herausforderung darstellte.“

Waren Sie überrascht, als Max Breitenbach und nicht der langjährige Erste Stadtrat Michael Schüßler zu Ihrem Nachfolger gewählt wurde?

„Zunächst einmal, ich habe mich gerne für Michael Schüßler im Wahlkampf eingesetzt. Eine Bürgermeisterwahl ist immer eine Persönlichkeitswahl und Bestandteil unserer Demokratie. Ich war natürlich gespannt, wie die Wahl ausgehen wird. Letzten Endes treffen die Wählerinnen und Wähler die Entscheidung und die werde ich nicht bewerten.“

Wie würden Sie Ihre zwölfjährige Amtszeit beschreiben?

„Es waren zwölf Jahre Vollgas, Leidenschaft und die Möglichkeit, Ideen gemeinsam mit politischen Partnern umzusetzen. Eine tolle Zeit! Jeder Tag als Bürgermeister ist eine Wundertüte. Es gab unglaublich viele Projekte. Für mich war der Entschluss der Stadtverordnetenversammlung, Rodgau weiterzuentwickeln, ein Auftrag, den es zu erfüllen galt. Allein die Bau- und Gewerbegebiete wie J41, D27, H17, J50 und W18, die umgesetzt werden konnten. Aber auch im Bereich Kitas und Wohnungsbau freue ich mich über die positive Entwicklung, ebenso in Sachen Gesundheitsversorgung mit dem Medzentrum in Dudenhofen. Auch der Stadtumbau in diesem Stadtteil, der unter Beteiligung der Bürgerschaft geplant wird, läuft gut.“

Welches herausragende Ereignis bleibt Ihnen besonders in Erinnerung?

„Das Stadtjubiläum zu 40 Jahre Rodgau, das wir mit allen Partnerstädten feiern konnten. Dass das Jubiläum von den Vereinen so getragen wurde, war schon eine tolle Geschichte.“

Welche Projekte/Entscheidungen fielen schwerer als andere?

„Das ist immer dann der Fall, wenn Projekte oder Entscheidungen bei Bürgern auf Unverständnis treffen oder gar abgelehnt werden. Häufig wird aber in der ersten Wahrnehmung etwas kritisch gesehen, was sich dann doch positiv entwickelt. Als Beispiel möchte ich die städtische Kita 14 in der alten Schule in Dudenhofen nennen: Umbau und vor allem die Gestaltung des Außenbereichs wurden kritisch betrachtet. Als alles fertig war, war dann doch einiges an positivem Feedback zu hören. Das freut einen.“

Was werden Sie aus Ihrer Zeit als Rathauschef besonders vermissen?

„Das muss ganz klar ‚wen‘ heißen. Und das sind die Menschen hier, die Kolleginnen und Kollegen, die politischen Partner in der Kooperation und Stadtverordnetenversammlung. Ich habe mich mit Parteikollegen wie auch mit allen anderen demokratischen Kräften sehr gerne ausgetauscht. Ich hatte nie das Gefühl, von einer Seite unfair behandelt worden zu sein. Das war immer ein faires Miteinander. Ich kann mich nicht beschweren.“

Was würden Sie Ihrem Nachfolger aus Ihren Erfahrungen raten, hätte er Sie um Tipps für das Bürgermeisteramt gebeten?

„Erfahrungen muss jeder selbst machen. Ich gebe da keine klugen Ratschläge. Das soll aber nicht heißen, dass Max Breitenbach und ich uns nicht in den vergangenen Monaten ausgetauscht hätten. Ich wollte eine ordentliche Übergabe.“
Werden Sie den Rodgauern kommunalpolitisch erhalten bleiben?
„Wenn man aus der Rolle des Bürgermeisters herausgeht, sollte man nicht in anderer Rolle versuchen, Einfluss zu nehmen. Das ist meine persönliche Auffassung. Ich mache da einen Schnitt, das ist wichtig, finde ich. Also: ein klares Nein!“

Was kommt für Jürgen Hoffmann nach der Zeit als Bürgermeister?

„Familie ist mir wichtig und sie wird ganz klar erst einmal wieder Vorrang haben.“

Vielen Dank für das Gespräch und wir wünschen alles Gute für den Ruhestand!

Den wird Jürgen Hoffmann sicherlich zu nutzen wissen. Schon lange ist bekannt, dass er passionierter Tauchsportler und begeistert vom Reisen ist. Seiner Heimatstadt Rodgau wird der 61-Jährige aber auf jeden Fall in vielerlei Hinsicht verbunden bleiben.

(Text: sit)