Odenwaldklub Eppertshausen feiert die Sonnenwende am Failisch-Kreisel

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Johannisfeuer des OWK Eppertshausen. (Foto: OWK Eppertshausen)

Das uralte Brauchtum der Sommersonnenwende oder des Johannisfeuers

Wenn am Freitagabend, 24. Juni, ab 20 Uhr an der aufgesetzten Holzpyramide am Eppertshäuser Failisch-Kreisel  wieder nach langer Zeit musiziert, getanzt und gefeiert wird, machen sich die meisten Anwesenden keine Gedanken darüber, dass es sich um einen langen Brauch handelt. Über ein halbes Jahrhundert an verschiedenen Standorten wird diese von der Ortsgruppe dies gefeiert.

Das Brauchtum der Sommersonnenwende hat seinen Ursprung vor allem im germanischen Volksglauben. Die Sommersonnenwende, der längste Tag und die kürzeste Nacht mit dem höchsten Stand der Sonne, war ein wichtiger Einschnitt im bäuerlichen Jahreszyklus. War im Frühjahr der Regen dem Wachstum der Knospen und Früchte förderlich, so sollte von nun an die Sonne die Ernte reifen lassen. Der katholischen Kirche war ein solch heidnisches Brauchtum zuwider. Als Verbote nicht fruchteten, wurde das Sonnwendfest christianisiert und mit dem Geburtstag Johannes des Täufers am 24. Juni verknüpft. Aus dem Sonnwendfeuer wurde allmählich das Johannisfeuer.

So wurde auch das Sammeln der Johanniskräuter untersagt, die gegen Dämonen und Unheil bei Mensch und Vieh im Feuer verbrannt wurden. Vielerorts sind diese auch noch als „Werzborre“ noch bekannt und geläufig. In einem Brief beschwerte sich der Sandbacher Pfarrer Flick im Jahre 1582 bei der gräflich-erbachschen Regierung über die „schändliche Abgötterei“ beim Johannisfeuer im Breuberger Land. Manns- und Weibspersonen tanzen drei Abende ums Feuer bis um Mitternacht, treiben große Schand und Mutwillen, zerstreuen letztlich die ausgelöschten Kohlen gegen die Feldfrucht, welches für Hagel, Ungewitter und allerlei Schäden sonderlich gut sein soll.

Für die ländliche Jugend war es eine willkommene Abwechslung gemeinsam zu feiern. Das „Feuerspringen“ war nicht nur Belustigung, sondern mancherorts von tieferer Bedeutung. Früher galt es zwischen Mädchen und Burschen beim gemeinsamen Sprung als Verlöbnis. Zeitweise wurde der Johannistag in einigen Regionen unterbunden, in vielen Orten wie im Dieburger Land, bei Fürth und Hirschhorn und im Ried hielt er sich aber noch lange. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde dieses germanische Brauchtum gerne wieder aufgegriffen und ideologisch instrumentalisiert.

Die Sonnenwendfeiern der neuen Zeit verdanken ihr Entstehen oft dem Einfluss der Heimatvertriebenen, die aus Gebieten kamen in denen dieses Brauchtum noch stark gepflegt wurde. Die neue Sinnsuche, oft mit esoterischem Hintergrund oder aus einfacher Feierlaune zur Begrüßung des Sommers in Form eines unbeschwerten Festes, sind heute Beweggründe dieses tiefverwurzelte Fest wieder aufleben zu lassen. Ein Beispiel liefert dabei die Ortsgruppe des Odenwaldklubs Eppertshausen, die über fünf Jahrzehnten unbeschwert mit Musik und Tanz, gemeinsam mit dem benachbarten Wanderfreunden aus Münster, diese Nacht begeht mit vielen Teilnehmern und einem prächtigen Holzstapel von rund sechs Metern Höhe.

Noch zwei Hinweise: Man bittet an diesen Abend darum, dass die Eltern darauf achten, dass die Kinder nicht auf den angrenzenden Getreidefeldern spielen und die nahen Obstbäume zerpflücken. Der Verein hat viel Zeit und Geld investiert, darum erwartet man, dass keine eigenen Getränke und Speisen mitgebracht werden.

(Text: PM OWK Eppertshausen)