Schülerinnen und Schüler der Heinrich-Böll-Schule Rodgau in Polen

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Schülerinnen und Schüler der HBS Rodgau vor dem ehemaligen Eingang der Schindler-Fabrik in Krakau. (Foto: HBS Rodgau)

„Jetzt weiß man, wie wertvoll ein Leben ist“

Ein abwechslungsreiches Kultur- und Freizeitprogramm erlebten 37 Schülerinnen und Schüler aus dem Jahrgang 9 der Heinrich-Böll-Schule Rodgau in Polen. Unter der Leitung von Britta Stehle und Andreas Winterhalder verbrachten sie die fünftägige freiwillige Studienfahrt zum Thema ‚Widerstand gegen die Nazi-Terrorherrschaft im 2. Weltkrieg – Engagement heute (UN-Agenda 2030)‘ am ersten Tag in der Krakauer Altstadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.

Am nächsten Tag gab es zunächst eine Führung im ehemaligen Ghetto von Krakau und danach im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Krakauer Fabrik von Oskar Schindler. Dort ist eine Dauerausstellung zur Okkupation und Besatzungszeit Krakaus durch die Deutschen (1939-1945) zu sehen. Schindler wurde spätestens durch den Film ‚Schindlers Liste‘ weltberühmt, weil er in seiner Fabrik in Krakau, welche er später nach Brünnlitz verlegte, etwa 1200 Menschen jüdischen Glaubens als Zwangsarbeiter beschäftigte und sie dadurch vor der Ermordung durch die SS rettete.

Am Nachmittag besuchten die HBS-Schüler dann das ehemalige Konzentrations-und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, in welchem über 1,1 Millionen Menschen, darunter mindestens 25 Prozent Kinder und Jugendliche, von den Deutschen umgebracht wurden.

Die Nachbesprechung dieses Tages fand am folgenden Tag in der internationalen Jugendbegegnungsstätte in dem polnischen Dorf Krzyzowa (dt. Kreisau) statt, welches vor 1945 zu Deutschland gehörte. Eine Auswahl an Schülermeinungen zum Nazi-Terror:
„Ich fand es krass, dass so etwas passieren konnte.“ (Lukas Mahr)
„Sehr erschreckend. Wusste, dass es schlimm war, aber es mit eigenen Augen zu sehen war noch mal etwas anderes.“ (Neo Mahr)
„Ich bin regelrecht entsetzt von der Menschheit damals.“ (Lenn Coehlo)
„Jetzt weiß man, wie wertvoll ein Leben ist.“ (Behroz Shafaye)

Darüber hinaus beschäftigten sich die Jugendlichen mit den Themen Deutsch-polnische Versöhnung und Widerstand gegen die Nazidiktatur mit dem Schwerpunkt ‚Kreisauer Kreis‘, welcher sich während des 2. Weltkrieges dreimal heimlich in Kreisau traf, um über ein Deutschland nach der Nazi-Diktatur zu diskutieren. 21 Mitglieder unter Führung von Helmuth James von Moltke und Peter Yorck von Wartenburg bildeten diesen besonderen Gesprächskreis, viele von ihnen wurden später von den Nazis mit dem Tode bestraft.
1989 fand in Kreisau die deutsch-polnische Versöhnungsmesse statt, an welcher der damalige deutsche Bundeskanzler Helmuth Kohl und der polnische Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki sich umarmten als Zeichen des Friedens zwischen beiden Ländern.

Eine Auswahl an Stichpunkten, die den Schülern aus diesen Workshops in Erinnerung geblieben sind: Definition von Widerstand /Mut und Versöhnung –Polen hat eine bewegte Geschichte – Kniefall von Willy Brandt – Pakete aus der DDR – Widerstand lohnt sich – Versöhnungsmesse – Versöhnung ist ein langer Prozess.

Am vorletzen Tag stand der Besuch der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Friedenskirche in Schweidnitz sowie ein gemeinsames Sportprogramm mit ukrainischen Kindern und Jugendlichen auf dem Programm. Derzeit finden über 70 Menschen aus der Ukraine Zuflucht in Kreisau, weil in deren Heimat ein schlimmer Krieg stattfindet.

Zum Abschluss der Woche diskutierten die Schülerrinnen und Schüler über die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, welche im Jahr 2015 von 193 Mitgliedsländern der Vereinten Nationen verabschiedet wurden. Bis 2030 soll z.B. kein Mensch mehr verhungern und alle Menschen in Frieden leben können. In dem Zusammenhang spendeten die Schüler 150 Euro für ein Schulspeisungsprojet in Dedza/ Malawi (Afrika), welches die Heinrich-Böll-Schule seit 2020 in Zusammenarbeit mit der Welthungerhilfe e.V. finanziell unterstützt. Auf dem Rückweg wurde ein Halt bei der Frauenkirche in Dresden gemacht. Die Frauenkirche steht stellvertretend für Leid, aber auch für Hoffnung nach deren Wideraufbau. Gefördert wurde die Studienfahrt durch die Hessische Landeszentrale für politische Bildung.

(Text: PM Heinrich-Böll-Schule/A.Winterhalter)