Rödermark: Einblicke in ein halbes Jahrhundert NABU-Geschichte

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Während der Feier gab es mehrere Ehrungen für langjährige Mitgliedschaft, von links: Vorsitzender Rüdiger Werner, Andrea Pfäfflin vom NABU-Landesvorstand, Wolfgang Lammers (40 Jahre Mitglied), Peter Oemler (25 Jahre), Edith Obmann (40 Jahre), Monika Bärwalde-Schneiders (25 Jahre), Elke Müller (25 Jahre, zusätzlich silberne Ehrennadel), Rudi Reichenbach (25 Jahre), Daniela Riesner (25 Jahre), Bruno Naggatz (40 Jahre), Helmut Stadtmüller (40 Jahre), Marie-Luise Braun (40 Jahre), Heinz-Peter Montwe (40 Jahre) und Diedrich Meyn vom NABU-Vorstand. (Foto: PS)

Ortsgruppe feiert 50. Geburtstag nach

Sogenannte „Plus“-Jubiläen werden derzeit in der Region ja nicht selten gefeiert. Eigentlich ist auch die Rödermärker Ortsgruppe des Naturschutzbundes bereits 2021, als die Coronamaßnahmen eine angemessene Feier verhinderten, 50 Jahre alt geworden. Der runde Geburtstag wurden am Sonntag unter dem Motto „50 plus 1“ mit einer akademischen Feier im Kulturhallenfoyer und einer sehenswerten Ausstellung nachgefeiert.

Der NABU-Vorsitzende Dr. Rüdiger Werner nahm die Besucher während seiner Rede mit auf eine Reise durch die fünf Jahrzehnte lange Geschichte der NABU-Ortsgruppe, die am Anfang gar nicht NABU hieß: Am 1. Juli 1971 wurde von 27 Personen die Ortsgruppe des Deutschen Bundes für Vogelschutz (DBV) gegründet, die Umbenennung in Naturschutzbundes erfolgte erst 1990. Federführend bei der Gründung waren die Familien Weber und Merget, die bereits in den Jahren zuvor als Experten für die heimische Vogelwelt bekannt waren und somit über die negative Bestandsentwicklung vieler Vogelarten als Folge von Flurbereinigungen, Entwässerung und einer stark zunehmenden Siedlungs- und Verkehrsfläche im Bilde waren. Um hier besser Gegensteuern zu können, wurde die Ortsgruppe, deren erster Vorsitzender Franz Merget wurde, gegründet. In der Anfangszeit gehörte Greifvogelschutz zu den wichtigsten Tätigkeiten. So fuhr etwa regelmäßig eine Gruppe aus Ober-Roden zu Horstbewachungen nach Süddeutschland oder ins Elsass, um vor allem die Brutstätten des Wanderfalkens zu schützen.

Der NABU-Vorsitzende Rüdiger Werner blickte in seiner Rede auf die Geschichte der Ortsgruppe zurück. (Foto: PS)

Rüdiger Werner erinnerte in seiner Rede auch an die ersten naturkundlichen Wanderungen, die ab 1972 angeboten wurden. Der spätere Wanderwart Heinz Krikser, der dieses Amt 30 Jahre lang inne hatte, und seine Ehefrau Lieselotte, die lange das NABU-Mandolinen- und Gitarrenorchester leitete, waren von Anfang an dabei. Das Ehepaar Krikser verstarb im vergangenen Jahr kurz nacheinander. Erinnerungen wurden am Sonntag unter anderem wach, als ehemalige Mitglieder des vor 15 Jahren aufgelösten Mandolinen- und Gitarrenorchesters, das Anfang der achtziger Jahre fast 60 Mitglieder hatte, unter der Leitung von Petra Schrod, der Tochter von Heinz und Lieselotte Krikser, gemeinsam spielten.

Das größte Projekt, das der NABU-Kreisverband unter dem Vorsitz von Werner Weber, der auch viele Jahre lang Ortsvorsitzender war und 2013 verstarb, in seiner Geschichte gestemmt hat, war das Waldwiesenprojekt in Rödermark. Zwischen 1996 und 2008 wurden hunderte Flächen bearbeitet. Alles mit dem Ziel, verbuschte und brachliegende, an bewaldete Flächen angrenzende Wiesen wieder in eine extensive landwirtschaftliche Nutzung zu bringen. Rüdiger Werner konnte am Sonntag Werner Webers Frau Gerda und Tochter Silke unter den Gästen begrüßen.

1987 überschritt die DBV-Ortsgruppe die Mitgliederzahl von 300 und war für einige Jahre die größte Ortsgruppe in Hessen. Aktuell hat der NABU Rödermark sogar 516 Mitglieder und zählt damit zu den zeh mitgliederstärksten Vereinen in Rödermark. Zu dieser hohen Zahl haben auch verschiedene Haustürwerbeaktionen beigetragen. „Aber auch die Initiativmitgliedschaften haben in den letzten zwei Jahren deutlich zugenommen“, konnte Rüdiger Werner der Zeit der Pandemie, in der sich viele Menschen wieder mehr mit der Natur beschäftigt hätten, auch etwas Positives abgewinnen.

„Gibt weiterhin viel zu tun“

„Es gibt weiterhin viel zu tun im Naturschutz“, meinte Werner, der auch die Biotoppflege als wichtige Tätigkeit des NABU Rödermark hervor hob, etwa mit Blick auf das Artensterben. „Aber es gibt auch immer wieder Erfolgsgeschichten, die einen motivieren weiter zu machen“, so Werner, der als Beispiele die Wiederansiedlung des Weißstorches nannte. In den vergangenen fünf Jahren hat das Storchenpaar an der Kläranlage 14 Junge zur Welt gebracht. „Wir als NABU wollen die Herausforderungen annehmen und unseren Beitrag zu einer besseren Zukunft leisten.“

Vorstandsmitglied Diedrich Meyn, der durch das Programm führte, konnte am Sonntag am Rednerpult unter anderem Landrat Oliver Quilling, Bürgermeister Jörg Rotter, Andrea Pfäfflin vom NABU-Landesvorstand, Werner Popp vom Vereinsring und Brigitte Beldermann von der AL für Grußworte am Rednerpult begrüßen. Die Feierstunde wurde auch dazu genutzt, langjährige Mitglieder zu ehren. Für 40jährige Mitgliedschaft wurden Wolfgang Lammers, Edith Obmann, Bruno Naggatz, Helmut Stadtmüller, Marie-Luise Braun und Heinz-Peter Montwe ausgezeichnet. Seit 25 Jahren gehören Elke Müller, die zusätzlich für ihre Verdienste als langjähriges Vorstandsmitglied und treibende Kraft hinter den Kinder- und Jugendgruppen die silberne Ehrennadel des NABU überreicht bekam, Peter Oemler, Monika Bärwalde-Schneiders, Rudi Reichenbach und Daniela Riesner Mitglied dem NABU an.

Zum Abschluss des offiziellen Programms gab es zwei Vorträge von Doris Lerch („Insektensterben – heimische Wildpflanzen als Teil der Lösung“) und von Diedrich Meyn („Vögel in der Rödermärker Gemarkung“). Nach einem kleinen Imbiss lockte die Ausstellung zur Geschichte des NABU Rödermark die Besucher an.

(Text: PS)