Rödermark: Mobile Dusche fürs durstige Grün

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Wässern mit der Devise "So viel wie nötig und so wenig wie möglich". (Foto: Stadt Rödermark)

Pflanzen-Bewässerung unter KBR-Regie ist ein Balance-Akt / Klimawandel sorgt für „große Herausforderungen“

Ein kühles, erfrischendes Brausebad auf vier Rädern rollt durch Rödermark – und der Clou bei der Sache: Der Duschkopf lässt sich mit einem Schwenkarm direkt zur durstigen „Kundschaft“ beordern. Ran an den Baumstamm und den Pflanzkübel, mit sprühendem Strahl über das Staudenbeet… So sieht’s aus, wenn Thorsten Rücker und seine Kollegen das orangefarbene Gießfahrzeug mit dem 3.000-Liter-Wassertank von Station zu Station manövrieren, einer wohldurchdachten Route folgend. Denn kostbares Nass, um die warmen und manchmal auch verdammt heißen Tage im späten Frühjahr, Sommer und frühen Herbst möglichst ohne Dürre-Kollaps zu überstehen, benötigen in erster Linie die ein- bis dreijährigen Jungbäume im Stadtgebiet. Derzeit sind 138 potenzielle Schattenspender, die noch in den Kinderschuhen stecken, auf dem Bewässerungsplan verzeichnet. Doch auch die sensible Flora in 90 Kübeln und die besagten Stauden, rund 2.500 an der Zahl, brauchen in regelmäßigen Abständen eine flüssige Zuwendung.

Die Kommunalen Betriebe (KBR) kümmern sich neben vielen anderen Dingen auch um diesen Service, der für Rödermark unter optischen und ökologischen Aspekten von Bedeutung ist. Blühende Farbtupfer, Sauerstoff spendende Blätterdächer sowie Tummelplätze für Insekten: Die gibt es eben nur dann, wenn in der Jahreszeit mit hohem Temperatur-Niveau gezielt Überlebenshilfe geleistet wird. „Großflächiges Rasensprengen ist nicht drin, es wäre unmöglich, das zu schaffen. Wir konzentrieren uns auf punktuell ausgewählte Standorte, die angefahren und mit Gießwasser versorgt werden. Dabei gilt mit Blick auf die Flüssigkeit die Devise ‚So viel wie nötig und so wenig wie möglich‘“, betont Thorsten Heberer, der Leiter des städtischen Betriebshofes. Er weiß um das Spannungsfeld in Zeiten des Klimawandels. „Verschwendet kein Wasser“, rufen die Mahner. „Lasst unser Öko-Fundament nicht noch weiter erodieren“, fordern die Warner – und irgendwie haben beide Seiten gute Argumente. Balance ist also gefragt, Handeln mit Augenmaß. Und Arbeitskräfte, die ihre Handgriffe beherrschen und verlässlich zur Stelle sind, immer dann, wenn künstlicher Regen benötigt wird: Ohne die funktioniert natürlich gar nichts.

Arbeit mit Fingerspitzengefühl

Thorsten Rücker, der seit 18 Jahren für die KBR im Einsatz ist, hat das nötige Fingerspitzengefühl, um das Gieß-Mobil ans „grüne Objekt“ zu lenken. Er hantiert professionell mit Dreh- und Kippschaltern, behält Anzeigen und Pegelmarkierungen im Auge, weiß um die nötige Dosierung. „Ein Pflanzkübel bekommt im Schnitt 30 bis 40 Liter pro Tour, ein Baum wird mit 100 bis 200 Litern versorgt. Wenn es nur sporadisch regnet, sind wir trotzdem aktiv. Auch ein kurzes Gewitter reicht in der Regel nicht aus, um den Wasserbedarf auf einer eng begrenzten Fläche zu decken. Deshalb sind wir im Sommer eigentlich permanent gefordert“, weiß Rücker zu berichten.

Sein Kollege Heberer liefert die dazu passende, durchaus imposant klingende Zahl: Zwei Fahrzeuge mit Wassertanks starten vom Betriebshof zu ihren Rundfahrten und bringen im Schnitt 30.000 Liter pro Tag zu den besonders bedürftigen Gewächsen. Beachtung finden auch Bäume, die mitunter schon vier, fünf oder ein paar mehr Jahresringe auf ihren Stämmen haben, aber trotzdem zur Jahresmitte zu schwächeln beginnen, wenn die Trockenheit extreme Ausmaße annimmt. „Für diese Kategorie gibt es ab und zu eine Extra-Portion Wasser. Das handhaben wir flexibel“, erläutert der Betriebshof-Chef und spricht ganz allgemein von „großen Herausforderungen“, die in Anbetracht der klimatischen Veränderungen zu meistern seien.

„Gerade der Starkregen beispielsweise, der kann mittlerweile in den einzelnen Rödermark-Stadtteilen sehr unterschiedliche Ausmaße annehmen. Darauf müssen wir achten und unsere Gießtouren gegebenenfalls auch mal kurzfristig umplanen, je nachdem, welche Ecken im Stadtgebiet gerade stärker oder schwächer mit Wasser von oben bedacht wurden“, erzählt Heberer. Seine Hinweise: Getestet werde der Einsatz von Wassersäcken, die an Baumstämmen über einige Tage hinweg dosiert Flüssigkeit ans Holz und ins Erdreich sickern lassen. Und Jungbäume mit einem weißen Farbanstrich, der den Stammschutz gegen das Sonnenlicht verstärke, seien inzwischen schon ein vertrauter Anblick. Kurzum: Das Thema „Pflege des Stadtgrüns“ gleicht einem bunten Puzzle. Jedes Mosaiksteinchen zählt, jeder Tropfen ist kostbar. Die mobile Dusche auf vier Rädern verursacht viel Aufwand, doch der lohnt sich durchaus. Heberer bilanziert: „Eine 100-prozentige Erfolgsquote gibt es natürlich nicht. Aber die allermeisten Bäume und Pflanzflächen, die wir bewässern, kommen dank dieser Hilfe ganz gut durch den Sommer.“

(Text: PM Stadt Rödermark)