MGV Münster feiert “Rudel SingSang” mit Tom Jet

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Für Stimmung auch ohne den aktuellen Sommerhit „Layla“ sorgten Entertainer Tom Jet (r.) und Bassist Dieter Schmidt auf Einladung des MGV Münster auf der SV-Terrasse. (Foto: jedö)

Hand aufs Herz: Wie oft haben Sie selbst schon verruchte Textzeilen à la „Ich war 16 – und sie 31 („Und es war Sommer“ von Peter Maffay), „Veronika, der Lenz ist da“ (Comedian Harmonists) oder den „Skandal im Sperrbezirk“ (Spider Murphy Gang) über die leichte Dame Rosi mitgeträllert? Während derlei bisher ins deutsche Kulturgut überging und im Rap oft ohnehin eine ganz andere verbale Gangart herrscht, erregt im Jahr 2022 der Sommerhit „Layla“ die Gemüter. Der klang am Donnerstagabend auf der Terrasse des SV Münster, wohin der Männergesangverein zum „Rudel SingSang“ mit Tom Jet geladen hatte, nur indirekt an. Auf den derzeit wohl meistdiskutierten Party-Song der Republik verzichtete der Entertainer aus Mühlheim.

Der gebürtige Offenbacher, der eigentlich anders heißt, war mit Gitarre, Bildschirm für die Anzeige der mitzusingenden Texte und Bassist Dieter Schmidt nach Münster gekommen. Dort wollte der MGV den Abend als Prolog seines dreitägigen Weinfests (Freitag bis Sonntag) eigentlich in der SV-Halle veranstalten. Kurzfristig, erst am Abend vorher, entschied man sich zur Verlagerung des aerosolträchtigen Events nach draußen. Die hohen Corona-Zahlen hätten den Ausschlag dafür gegeben, erläuterte MGV-Vorstandsmitglied Wolfgang Pistauer.

Veranstaltung spontan zum Open Air gemacht
Die 60 Gäste beim „Rudel SingSang“ waren weniger als vom MGV Münster erhofft. Die, die gekommen waren, hatten aber sichtlich Spaß. (Foto: jedö)

Der ein oder andere Ticketinhaber erfuhr das erst vor Ort, was angesichts des milden Sommerabends in Sachen Kleidung kein Problem war. Auch akustisch und hinsichtlich des Bildschirm-Kontrasts funktionierte das spontane Open Air problemlos. Bei den Gästen stieß die sicherere Variante an der frischen Luft durchaus auf Zustimmung. Womöglich wären noch mehr als die 60 Rudelsänger gekommen, hätte die Öffentlichkeit früher von der Verlagerung des Ereignisses nach draußen erfahren. „Wir hatten mit 100 Leuten gerechnet“, sagte Pistauer. Unter denen, die gekommen waren, waren auffällig wenige MGVler und auch kaum Mitglieder des Sportvereins.

„Relativ viele sind hingegen von außerhalb gekommen“, berichtete Wolfgang Pistauer stattdessen. Er wusste dabei genau, wovon er sprach, hatte er im Vorfeld doch viele Eintrittskarten persönlich zu den Käufern nach Hause gefahren. Eventuell sei einigen auch noch von einer früheren Hochsommer-Veranstaltung mit 200 Leute in der SV-Halle in Erinnerung geblieben, dass die Location damals ziemlich stickig war. Die Sommerferien dürften ebenfalls ihr Scherflein zum verhaltenen Zuspruch beigetragen haben.

Verzicht auf Sommerhit „Layla“

Die, die da waren, hatten aber sichtlich ihre Freude und ließen sich beim Mitsingen nicht lumpen. Eine Frau hatte Rhythmusgerät mitgebracht und unterstützte Tom Jet und seinen Kompagnon sogar ein wenig instrumentell. Die Sexismus- und Geschmacksdebatte um „Puffmama Layla“, die „schöner, jünger, geiler“ ist (und im Video der Interpreten DJ Robin und Schürze selbstironisch von einem Mann gespielt wird), riss die Stimmungskanone kurz sozialkritisch an, ließ das Lied an diesem Abend aber aus, wie es auch so mancher Festveranstalter entschieden hat.

Hinter dem „Ring of Fire“ von Johnny Cash, dem „Kleinen grünen Kaktus“ von den Comedian Harmonists oder „Westerland“ von den Ärzten konnten sich indes alle Beteiligten des schönen Abends bedenkenlos versammeln. Auch wenn man es streng genommen ebenfalls als herabwürdigend bezeichnen könnte, wenn die letztgenannte Band die Einwohner der Sylt-Gemeinde als „genauso blöd wie ich“ tituliert und das schon Millionen Menschen mit in die Welt getragen haben …

(Text: jedö)