Alle Vorhaben der Stadt Offenbach werden künftig auf klimatische Auswirkungen geprüft

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(Symbolfoto: jplenio auf Pixabay)

Aufgrund der schon heute spürbaren Folgen des Klimawandels wird die Stadt Offenbach ab sofort alle ihre Vorhaben auf mögliche Auswirkungen auf das Klima überprüfen. „Politik und Verwaltung stehen in der Verantwortung, dass sich die Stadt gegen die Folgen des Klimawandels wappnet und bestenfalls auf Vorhaben verzichtet, die den Klimawandel und dessen Auswirkungen noch weiter verschärfen“, erläutert Bürgermeisterin und Umweltdezernentin Sabine Groß den Beschluss von Magistrat und Stadtverordnetenversammlung, der am 21. Juli in Kraft getreten ist. Dieser sieht vor, dass alle Anträge des Magistrats einen öffentlich zugänglichen Bericht zur Klimarelevanz enthalten müssen. Damit soll noch vor einer Beschlussfassung deutlich werden, ob das Vorhaben einen eher positiven, negativen oder neutralen Einfluss auf das Klima hat. Alle Organisationseinheiten sind verpflichtet, ein entsprechendes Formular vorab auszufüllen und bei Bedarf mit dem Amt für Umwelt, Energie und Klimaschutz abzustimmen.

„Aktuell wird sehr deutlich, wie wichtig es ist, dass wir auch auf kommunaler Ebene Klimaschutz und Klimaanpassung aktiv angehen. Viele Menschen leiden in diesem Sommer unter der großen Hitze. In Portugal gab es bereits mehr als 1.000 Hitzetote, die sommerlichen Waldbrände werden immer häufiger und verheerender, die Landwirte müssen Ernteausfälle hinnehmen und der Grundwasserspiegel sinkt wegen fehlender Niederschläge immer weiter. Wichtig ist daher, dass wir handeln und das Gute ist, dass wir den Klimaveränderungen etwas entgegensetzen können, wenn wir konsequent agieren“, sagt Groß. Auch in Offenbach sind die Folgen bereits zu spüren: Viele Bäume im Stadtgebiet mussten aufgrund von Wassermangel bereits gefällt werden und der Zweckverband Wasserversorgung Stadt und Kreis Offenbach ruft zum Wassersparen auf, da dem steigenden Bedarf nicht durch einen Anstieg des Lieferumfangs von Wasser entgegnet werden kann. „Der Klimawandel gefährdet durch Hitzestress, Starkregen, Dürre oder invasive Arten auch in Offenbach die Lebensqualität und Gesundheit der Menschen. Die Bäume und Grünflächen leiden unter der Hitze und Trockenheit und wir müssen damit rechnen, dass fehlende Niederschläge zunehmend unsere Trinkwasserversorgung beeinträchtigt.“

Klimawandel verursacht Schäden und hohe Kosten

Um diesen und weiteren Folgen entgegenzuwirken hat die Stadt Offenbach als eine der ersten Kommunen überhaupt ein Klimaanpassungskonzept erarbeitet. Zu den Maßnahmen, die seitens der Stadt umgesetzt werden zählen unter anderem die Entsiegelungsrichtlinie und die Niederschlagswassersatzung. Beide Vorhaben sehen vor, dass mehr Niederschlagswasser in den Boden versickern kann, um den Grundwasserspiegel perspektivisch wieder erhöhen zu können. „Diese Maßnahmen sollen dabei helfen, Offenbach zu einer sogenannten Schwammstadt zu machen. Wir wollen auf diese Weise weniger Regenwasser in die Kanalisation ableiten, sondern dieses zur Anhebung des Grundwassers und zur Bewässerung von Pflanzen nutzen.“ Weiterhin hat Offenbach im Mai 2022 den Gründungsprozess für eine Klima-Allianz gestartet, in der Aktivitäten unterschiedlichster Gruppen und Institutionen koordiniert werden sollen. Bis zur offiziellen Gründung eines Vereins im Oktober 2022 sollen in mehreren Veranstaltungen Akteure mobilisiert und vernetzt sowie Projektideen entwickelt werden. „Wir legen hierfür ein unkompliziertes lokales Förderprogramm auf, das Klimaschutzaktivitäten aus und für Offenbach unterstützt“, so Groß. Auch der jetzige Beschluss ist Teil des Klimakonzeptes 2035 – das Verfahren zur Klimarelevanzprüfung soll nach einem Jahr durch das Amt für Umwelt, Energie und Klimaschutz evaluiert werden.

Groß betont: „Wir erwarten durch die Klima-Prüfung Klarheit darüber, mit welchen Auswirkungen zu rechnen ist. Diese Erkenntnisse wollen wir nutzen, um unser Handeln für mehr Klimaschutz und –anpassung darauf abstimmen zu können.“ In Investitionen im Bereich Klimaschutz und Klimaanpassung erkennt die Bürgermeisterin und Umweltdezernentin im Übrigen einen wirtschaftlichen Mehrwert: „In der vergangenen Woche wurde eine Studie im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums veröffentlicht. Aus den Erhebungen geht hervor, dass in den vergangenen 22 Jahren in Deutschland jährlich im Schnitt mindestens 6,6 Milliarden Euro an Schäden durch Extremwetterergebnisse entstanden sind. Das entspricht über den gesamten Zeitraum einer dramatischen Höhe von knapp 145 Milliarden Euro. Jeder Euro, der in Klimaschutz und Klimaanpassung investiert wird, verringert sehr viel teurere Schäden durch den weiter zunehmenden Klimawandel.“

(Text: PM Stadt Offenbach)