Energiekrise: Mit diesen Sofortmaßnahmen reagiert Eppertshausen

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Eine der Eppertshäuser Energiesparmaßnahmen: Im großen Saal der Bürgerhalle, der unter anderem für Fastnachtsveranstaltungen genutzt wird, soll die Lufttemperatur von 20 auf 18 Grad gesenkt werden - obwohl dort nicht mit Gas, sondern mit Holzpellets geheizt wird. (Foto: jedö)

Vor allem Sportzentrum, Bürgerhalle, Rathaus, Feuerwehr und die Kitas sind betroffen

Mit der Abschaffung des Warmduschens in seinen Sporthallen hat der Landkreis Darmstadt-Dieburg vor wenigen Tagen eine symbolträchtige Antwort auf die momentane Energiekrise in Deutschland mit unsicherer Gasversorgung und explodierenden Preisen für Gas und Strom gegeben. Außerdem hatte der LaDaDi die 23 Kreiskommunen aufgefordert, ihrerseits Maßnahmen zu benennen (und schnellstmöglich umzusetzen), wie die Städter und Gemeinden ihren Energieverbrauch zu reduzieren gedenken. In Eppertshausen hat sich auf Vorschläge der Verwaltung hin der Gemeindevorstand auf einige Punkte verständigt, die sofort oder in den nächsten Monaten realisiert werden sollen. Da die Gemeindevertreter diese Maßnahmen in ihrer letzten Sitzung vor den Sommerferien reglos zur Kenntnis genommen haben, steht der Anwendung in den meisten Fällen nichts mehr im Weg. Dennoch kommen wesentlich höhere Mehrkosten auf die Gemeinde zu.

Besonders plastisch lässt sich das am Beispiel der Eppertshäuser Kläranlage vorrechnen. Für diese sind im aktuellen Haushalt 90 000 Euro für Strom eingestellt. Da Eppertshausen zusammen mit 17 anderen Kreiskommunen Strom und Gas via Entega zum tagesaktuellen Preis über die European Energy Exchange AG – die Energiebörse in Leipzig – bezieht, hat es keine längerfristige Preissicherheit, wie sie zum Beispiel Privatkunden bei Abschluss eines Ein- oder Zweijahresvertrags mit ihrem Anbieter kennen.

„Jetzt sagt natürlich jeder: Hätten wir nur mal einen Festpreis ausgemacht“, schildert Bürgermeister Carsten Helfmann (CDU) das Dilemma. Den Krieg in der Ukraine habe aber niemand vorhersehen können und unter normalen Umständen sei man mit der gewählten Lösung wahrscheinlich billiger gefahren. Schließlich sichert sich der Energieanbieter einen Festpreis kalkulatorisch durch einen Aufschlag ab.

Stromfresser Kläranlage sorgt für Zehntausende Euro Mehrkosten
Aus den Duschen im Eppertshäuser Sportzentrum soll auch weiter warmes Wasser kommen. Grund: Das Wasser dort wird mit selbst erzeugter Solarenergie erwärmt. (Foto: jedö)

Derzeit geht man im Eppertshäuser Rathaus von Stromkosten aus, die in diesem Jahr 40 Prozent über dem Ansatz liegen. Allein im Stromfresser Kläranlage müsste man also fast 40 000 Euro mehr für diesen Posten ausgeben. Das macht auch den Löwenanteil des Stroms in den kommunalen Liegenschaften aus. Zum Vergleich: Rathaus, Bürgerhalle, Sportzentrum (Halle und Flutlicht), Feuerwehr-Stützpunkt sowie die beiden Kitas St. Sebastian und Sonnenschein verbrauchten bisher gemeinsam Strom für rund 52 000 Euro pro Jahr. Hier schlügen 40 Prozent mehr also „nur“ mit rund 20 000 Euro zu Buche.
Fünf der sechs genannten Objekte – in der Bürgerhalle wird mit Holzpellets geheizt und das Wasser erwärmt – verschlangen zusammen bisher zudem jährliche Gaskosten in Höhe von 34 000 Euro. Zu beachten ist außerdem, dass im Sportzentrum das Warmwasser in der Halle mit einer Solaranlage erzeugt wird. Deshalb soll das Duschen mit warmem Wasser sowohl in der Bürgerhalle als auch im Sportzentrum erstmal weiter möglich sein, weil dafür kein Gas benötigt wird. Wenngleich die Gesamtausgaben der Gemeinde Eppertshausen für Gas bisher niedriger waren als für Strom, könnte sich das durch die noch stärker explodierenden Gaspreise angleichen. Unter dem Strich geht Helfmann von zusätzlichen Energiekosten „im sechsstelligen Bereich“ aus.

Heizungen werden später angestellt

Was will die Gemeinde nun aber tun? Zunächst will sie die Heizungsanlagen in ihren Objekten (ausgenommen vermietete Objekte wie die 75 Gemeindewohnungen, wo höhere Energiekosten auf die Mieter umgelegt werden) zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr anstellen. In der Übergangszeit soll unter anderem im Rathaus die Heizfunktion der eingebauten Luft-Luft-Aggregate genutzt werden. In der Sporthalle und Bürgerhalle will man die Lufttemperatur von derzeit 20 auf 18 Grad senken. Den Tischtennis-Spielern würden beispielsweise 15 Grad reichen, die Turner hätten aber einen höheren Wärmebedarf, skizziert Helfmann, dass der Teufel oftmals im Detail steckt.

In der Fahrzeughalle der Feuerwehr werde die Temperatur ab sofort gar auf zehn Grad abgesenkt. In der Trauerhalle des Friedhofs werde sie sich künftig auf „15 bis 18 Grad“ belaufen. Die Außenbeleuchtungen von Rathaus und Kirche St. Sebastian werden abgeschaltet, im Rathaus neue Thermostate zur Optimierung der Wärmesteuerung in den Büros eingebaut. Zudem soll aus den Waschbecken zumindest vorerst nur noch kaltes Wasser kommen.

Perspektivisch plant die Gemeinde außerdem, in der Adventszeit 2022 auf die Weihnachtsbeleuchtung an der Hauptstraße zu verzichten. Die Bürger will man mit regelmäßigen Pressehinweisen dazu anregen, ungenutzte Räume nicht mehr zu heizen und in bewohnten Räumen die Temperatur etwas zu senken. Noch mit der Entega auf technische Machbarkeit zu klären sei die Idee, ob man die Straßenbeleuchtung generell von 70 auf 50 Watt reduzieren könne. Bislang geschieht das erst um 23 Uhr. Kein warmes Wasser zum Duschen mehr gibt es ab sofort in der Mehrzweckhalle, die dem Landkreis gehört (und in den nächsten Jahren an selber Stelle neu errichtet werden soll).

(Text: jedö)