“Rücksicht macht Wege breit“ in Seligenstadt

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Auf dem Gemeinschaftsfoto: Seligenstädter Landwirte/ in: Gerhard Deller, Ortslandwirt Norbert Zöller, Daniela Herr mit Sohn Hugo, Norbert Wolf, Gerhard Horn; aus Hainburg: Hubert und Matthias Kopp, Martin Müller; aus Mainhausen: Falk Kirchner. (Foto: Stadt Seligenstadt)

Landwirte legen Piktogramme an

Seligenstädter Landwirte haben sich zusammen mit Hainburger und Mainhäuser Kollegen der Initiative „Rücksicht macht Wege breit“ des Rheinischen Landwirtschafts-Verbands e.V. angeschlossen. In den Ostkreis-Gemarkungen haben sie mit Schablonen und Kreidespray Hinweise auf Wirtschaftswege gesprüht, auf denen Landwirte und Verbraucher des Öfteren aufeinandertreffen. „Rücksicht macht Wege breit“ ist da zu lesen und Piktogramme zeigen einen Fahrradfahrenden, einen Landwirt auf einer Landmaschine sowie einen Hundespaziergänger einträchtig nebeneinander. Die gut sichtbar auf den Boden gesprühten Hinweise sollen für gegenseitiges Verständnis werben.

„In den letzten Jahrzehnten hat sich die Nutzung der Wege in den Feldfluren auch im Ballungsraum Rhein-Main stark gewandelt. Waren die heute als „Außenbereiche“ bezeichneten Gebiete früher ausschließlich landwirtschaftlich genutzt, dominieren heute oft Radfahrer, Spaziergänger und Hundehalter die Feldgemarkung. Besonders bei der Nutzung der Feldwege – egal, ob asphaltiert oder als Wiesenweg – gibt es immer öfter unangenehme Situationen. Es drängt sich uns Landwirten oft der Eindruck auf, dass der landwirtschaftliche Verkehr auf den Feldwegen nur als lästiges Hindernis gesehen wird. So fallen dann auch die Reaktionen aus. Viele Radfahrer, Spaziergänger oder auch Hundeführer bleiben bei entgegenkommendem landwirtschaftlichem Verkehr auf den Wegen und erwarten, dass der Landwirt mit seinen Maschinen auszuweichen hat“, umfasst Ortslandwirt Norbert Zöller die Situation.

Das landwirtschaftliche Wegenetz wurde im Rahmen der Flurbereinigung (in Seligenstadt im Jahr 1961) als Zuweg zu den landwirtschaftlichen Nutzflächen angelegt. Dazu wurde jedem Flächeneigentümer ein bestimmter Prozentsatz von seiner Fläche abgezogen und dann als Feldwegenetz ausgewiesen. Die Kommunen sind als Eigentümer jeweils für die Unterhaltung der Feldwege zuständig. Diese sind normalerweise in einer Breite von fünf Metern angelegt. Ein Teil der Wege ist circa drei Meter breit asphaltiert und beidseitig mit einem Bankett versehen. Die Landwirte müssen mit ihren in den letzten Jahrzehnten größer gewordenen Maschinen idealerweise auf den gut ausgebauten Wegen ihre Felder zur Bewirtschaftung anfahren. Das geht mit der Bodenbearbeitung los, über Aussaat, Düngung, Pflege bis zur Ernte und ist damit praktisch ganzjährig der Fall.

Besonders zur Erntezeit handeln die Fahrer der Landmaschinen oft unter witterungsbedingtem Zeitdruck. „Für entgegenkommende oder zu überholende Radler oder Fußgänger wäre es ein Leichtes, einen Schritt zur Seite zu gehen. Aber oft muss dann der Mähdrescher, oder der breit beladene Strohwagen, auf das Bankett oder das benachbarte Feld ausweichen“, bedauert Landwirt Zöller. Die hier nun aufgesprühten Piktogramme sollen dazu beitragen, dass die Führer der Landmaschinen bei Begegnungsverkehr die Möglichkeit haben, beim Vorbeifahren an Freizeitnutzern den erforderlichen Sicherheitsabstand einzuhalten. Die Landwirte tragen ihren Teil durch Reduzierung der Fahrgeschwindigkeit bereits bei.

„Wir sind alle froh, dass bei uns noch regionale Nahrungsmittel in guter Qualität erzeugt werden. Daher sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, die Landwirte in ihrem Tun nicht unnötig zu blockieren. Mit ein bisschen Rücksicht ist für jeden Platz, ob er seiner Arbeit oder seiner Freizeitbeschäftigung nachgeht. Die Stadt Seligenstadt unterstützt diese Aktion sehr gerne und wir hoffen, dass die Piktogramme Wirkung zeigen“, so Erster Stadtrat Michael Gerheim.

(Text: PM Stadt Seligenstadt)