Wespen, Hornissen und Hummeln – unsere summenden friedlichen Nachbarn

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Eine Wespe an einer Blüte. Die Hauptnahrung der meisten Wespenarten besteht wie bei Bienen aus Nektar und Pollen. (Foto: Stadt Offenbach / Umweltamt)

„Blüht es bei Ihnen auch so schön?“ – fragt das Offenbacher Umweltamt. Vor der Haustür oder im Garten, die Sommerblüher wie Lavendel und Phlox öffnen ihre Blütenhauben und es summt und brummt. Besonders spannend zu beobachten – und auch noch völlig kostenlos – sind die wildlebenden Tiere: Hornissen und Hummeln oder Wildbienen. Sie stehen auch unter besonderem Schutz.

Heike Hollerbach vom Amt für Umwelt, Energie und Klimaschutz: „Wespen, Bienen und ihre Verwandten spielen eine wichtige Rolle im Naturhaushalt! Für uns als Gartenbesitzer ist von besonderem Interesse, dass sie für uns fleißige Schädlingsbekämpfer sind. Ein Volk unserer größten Wespe, der Hornisse, benötigt zur Ernährung seiner Brut sieben bis zwölf Kilogramm Insekten in einem Sommer. Auch werden viele Blütenpflanzen von Wespen bestäubt. Die Bestäubung zahlreicher Kulturpflanzen, wie die des als Viehfutter angebauten Rotklees, aber auch von Obst und Gemüse, erfolgt überwiegend durch Wildbienen und Hummeln.“

Wespen und Hornissen sind weder aggressiver noch giftiger als Honigbienen. Im Gegenteil: Das Gift der Honigbiene ist etwa um das Vierfache stärker als Wespen- oder Hornissengift. Wespen, Hornissen und Hummeln stechen nur, wenn sie sich bedroht fühlen, beispielsweise, wenn sie am Nest gestört werden, wenn sie in Achsel oder Kniekehle eingeklemmt und festgehalten werden oder in den Mund geraten. Die einzeln lebenden Wildbienen, wie die im Boden nistenden Sandbienen oder die in kleinen Maueröffnungen, Bohrlöchern oder morschem Holz nistenden Mauerbienen versuchen meist nur zu stechen, wenn man sie festhält oder sie in der Kleidung gefangen sind.

Deshalb sollten Menschen aufpassen, wo sie sich hinsetzen, vorsichtig essen und Trinkgefäße im Freien abdecken oder Strohhalme benutzen.

Wie gelingt das Miteinander?

„Bei einem vernünftigen Umgang mit diesen Tieren ist in aller Regel ein Miteinander ohne gegenseitige Beeinträchtigung möglich!“ In Nestnähe können sich Wespen durch dunkel gekleidete Personen bedroht fühlen. „Es könnte ja auch ein Bär sein“, ergänzt Hollerbach schmunzelnd. Allerdings können sie sich relativ schnell an Menschen in ihrem Umfeld gewöhnen, solange diese sich ruhig bewegen und nur langsam auf das Nest zugehen. Auffällig helle Kleidung auf gebräunter Haut, also hoher Kontrast, kann in Nestnähe bei Honigbienen und Wespen Aggression auslösen, wenn sich die Träger hastig bewegen. Deshalb gilt: Ruhe bewahren und nicht nach anfliegenden Tieren schlagen. „Es ist übrigens kein Witz: Angstschweiß löst Angriffe aus.“

Die Nester der mitteleuropäischen Wespen, Hornissen und Hummeln, die in Staaten leben, existieren immer nur ein Jahr. Im Spätsommer wachsen junge Königinnen und Männchen heran, die zum „Hochzeitsflug“ die Nester verlassen. Die Männchen sterben nach der Paarung, die Jungköniginnen suchen sich außerhalb des Nistbereichs geschützte Überwinterungsplätze. Die alte Königin und ihre Arbeiterinnen sterben im Herbst. Die verlassenen Nester können dann gefahrlos beseitigt werden. Selbst in Wohngebäuden sollte geprüft werden, ob es bis zum Herbst möglich ist, den Rollladen nicht zu betätigen, wenn Wespen oder Hornissen im Rollladenkasten nisten. Möglich wäre das nächstgelegene Fenster mit Fliegengaze zu verschließen, um ohne Belästigung lüften zu können. Bei vorsichtiger Annäherung an die Nester und mit der Bereitschaft, innere Vorbehalte und Vorurteile zu überwinden, können sich hier interessante Beobachtungsmöglichkeiten bieten.

Lediglich zwei der insgesamt acht häufigeren „sozialen“ Wespenarten naschen vom Hochsommer bis zum Herbst gerne an Lebensmitteln und süßen Getränken. „Also Vorsicht beim Essen und Trinken im Freien! Kleinkindern dabei öfter den Mund abwischen, damit keine Wespen durch Speisereste angelockt werden.“

Wenn aus Wespennestern im Boden oder Gebäuden abfliegende Tiere stark begangene Wege kreuzen, genügt es zur Vermeidung gefährlicher Begegnungen meist, in geringer Entfernung vor dem Flugloch, am besten nachts, ein breites Brett oder eine Pappe quer zur Flugrichtung anzubringen, um die Tiere in eine andere Richtung zu lenken. Wenn dies mit ruhigen Handgriffen und ohne Hast oder Erschütterungen geschieht und vermieden wird, die Einflugöffnung direkt anzuleuchten, sind Angriffe nicht zu erwarten.

Hornissen sind trotz ihrer eindrucksvollen Größe friedliche und lernfähige Tiere: Sie lernen durch Abwehrbewegungen (bei Tisch, nicht am Nest!), dass sie unerwünscht sind und flüchten.

Beseitigung eines Nestes bedarf einer Genehmigung

„Wenn Sie Hilfe brauchen, können wir Sie beraten. Sollte die Beseitigung eines Hornissen- oder Hummelnestes trotz aller Toleranz und Sympathie unvermeidlich sein, so ist neben der erforderlichen Genehmigung durch die untere Naturschutzbehörde aber auch immer zunächst die umweltfreundlichere Methode der Umsetzung angezeigt“, erläutert Hollerbach.

Nur in Notfällen, wenn eine Umsetzung technisch nicht möglich ist, sollte von einem anerkannten Schädlingsbekämpfer (Branchenverzeichnis) nach Genehmigung durch die Untere Naturschutzbehörde eine Vernichtung vorgenommen werden. Notfälle können sein: Nest in Wohnräumen, Kleinkinder oder Kranke im Raum oder bei den seltenen Fällen echter Wespenstichallergie. Von eigenen Vernichtungsversuchen ist dringend abzuraten, da dies mit unkalkulierbaren Risiken wie Schwarm-Attacken verbunden ist. Zu beachten ist: Auch die oft als umweltverträglich bezeichneten modernen Insektizide können bei Anwendung in Wohnräumen durchaus für Menschen negative gesundheitliche Wirkungen haben.

Bienenschwärme treten hauptsächlich im Frühsommer (April bis Juli) auf. Es handelt sich immer um Honigbienen. Meistens fallen sie erst auf, wenn sie sich als sogenannte „Schwarmtraube“ in Sträuchern, Baumkronen oder auch an Balkongeländern niederlassen. Diese Tiere wirken zwar durch ihr anfänglich wildes Umherfliegen bedrohlich, sind jedoch in der Regel friedfertig, da sie kein Nest zu verteidigen haben und alle Kräfte brauchen, um einen neuen Nistplatz zu suchen. Zum Einfangen der Bienenschwärme können Betroffene sich an den Imkerverein Offenbach wenden: www.imkerverein-offenbach.de

(Text: PM Stadt Offenbach)