Rodgau: Biber ist wieder ein fester Bestandteil des Biosystems Rodau

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Symbolbild Biber (Foto: miloszelezny auf Pixabay)

Nachdem der Biber zu Beginn des vorigen Jahrhunderts in Deutschland als fast ausgerottet galt, wurden Mitte der 1980er Jahre in- und ausländische Biber vorrangig in Bayern, aber auch in Hessen und anderen Bundesländern, wieder angesiedelt. Sie wurden unter strengen Artenschutz gestellt und haben so wieder in Deutschland Fuß fassen können.

Über den Main kommend, besiedelte der Biber die Rodau erst in Mühlheim und Obertshausen und inzwischen auch in Rodgau. Besonders in den Renaturierungsabschnitten Weiskirchen, Hainhausen und Jügesheim fühlt er sich Zuhause. Neueste Funde zeigen, dass sich mindestens ein Tier auch im Bereich der Renaturierung in Nieder-Roden eingefunden hat. In seinem Lebensumfeld staut er mit Hilfe von Dämmen die Rodau auf, so dass er hier genügend Wasser zum Transport der Nahrung und zum Erreichen der Biberburg hat. Der Einstieg zur Biberburg liegt immer unter Wasser. Er ist selten zu sehen, da er nachtaktiv und scheu ist. Als Vegetarier frisst er im Sommer gerne frische Kräuter, aber auch Mais und Rüben vom Acker. Im Winter gibt er sich mit Baumrinde zufrieden. Die Äste dafür deponiert er nicht selten schon im Herbst in der Nähe seiner Biberburg. Die abgenagten Äste werden zum Bau der Dämme und der Biberburg genutzt. In der Burg verschläft er die meiste Zeit des Tages.

Er gilt als soziales Wesen, da er eine lebenslange Partnerschaft eingeht und seine Jungen in einem Familienverband aufzieht. Jungtiere verlassen nach zwei Jahren die Eltern und suchen sich in einiger Entfernung ein eigenes Revier, indem sie nach erfolgreicher Partnersuche eine eigene Familie gründen.

Leider ist der Biber nicht überall gern gesehen, da sein Wasser- und Futtermanagement zu Nutzungskonflikten mit der Landwirtschaft aber auch anderen Personen führen kann. Solche Probleme gilt es gemeinsam mit den zuständigen Naturschutzbehörden unter Einbeziehung der Gewässereigentümerin zu lösen. Auf keinen Fall jedoch darf durch eigenständiges Handeln, so wie es leider in der Vergangenheit schon mehrfach im Bereich des Finkensees in Jügesheim passiert ist, Damm oder Bau zerstört werden. Solche unbedachten und unkoordinierten Eingriffe an Biberdämmen führen in der Regel zu verschlimmbessernden Situationen. Der Biber baut innerhalb kurzer Zeit einen meist stabileren und nicht selten noch höheren Damm wieder auf.

Die Lösung eines Problems sollte im Gespräch erfolgen. Aus diesem Grund macht die Stadt Rodgau allen Betroffenen und Interessierten im Bereich des Finkensees Ende September/Anfang Oktober ein Gesprächsangebot mit den Fachbehörden, Untere- und Obere Naturschutzbehörde. Der genaue Zeitpunkt und Ort wird in einer gesonderten Pressemitteilung Mitte September bekannt gegeben. Jeder sollte sich trotz möglicher Konflikte aber auch über die Vorteile der Biberaktivitäten für das Gewässer, die Natur und damit letztendlich auch uns Menschen im Klaren sein. So ist das entstandene Feuchtbiotop Heimat für viele seltene Pflanzen, Libellen, Amphibien, Fische und vieles mehr. Ein größerer Artenreichtum in Zeiten des Artenschwundes kann doch nur wünschenswert sein. Dazu kommt der Hochwasserschutz, den der Biber kostenlos für die Kommune betreibt. Er schafft Retentionsflächen und kontrolliert durch seine Dämme den schnellen Durchfluss des Gewässers. Retentionsflächen entstehen meist in den dafür vorgesehenen Überschwemmungsgebieten, die vorrangig dafür vorgesehen sind.

Zu guter Letzt sei auch darauf hingewiesen, dass es Untersuchungen zur Filterwirkung von Biberdämmen gibt. Schwebstoff, Phosphate und Nitrate werden an dem Damm zurück gehalten und lagern sich davor ab. Die sich dort ansiedelnden Pflanzen nutzen diese Stoffe und entziehen sie somit dem Gewässer.

(Text: PM Stadt Rodgau)