Kerb in Ober-Roden steht im Zeichen der Nachhaltigkeit

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Bürgermeister Jörg Rotter war für den Bieranstich zuständig. (Foto: PS)

Kerbbaum wird gepflanzt, nicht gefällt

Endlich wieder Kerb in Ober-Roden. Erstmals seit 2019 wurde so gefeiert, wie man es vor der Pandemie gewohnt war. Wobei eine Kleinigkeit dann doch (noch) fehlte.

Kerbborschen gab es in diesem Jahr nämlich keine, sie wurden aber würdig vertreten. Zwar ist man beim Kerbverein optimistisch, dass es im kommenden Jahr, wenn einige Kandidaten volljährig oder aus dem Prüfungsstress heraus sind, wieder einen Kerbborschen-Jahrgang geben wird. Für die 2022er Auflage ging es sich aber nicht aus. So schlüpfte Thomas Gotta, Pressewart beim Kerbverein, am Sonntag in die Kerbvadder-Rolle und hielt im Beisein früherer Kerbborsche-Jahrgänge den Kerbspruc. „Das ist mir eine große Ehre“, sagte Gotta.

Werbung für das Kerbborsche-Amt

Der Kerbvadder machte in seinem Kerbspruch fleißig Werbung für das Kerbborsche-Amt und beleuchtete gleich mal den FFH-Ortsfrieden zwischen Ober-Roden und Urberach, in der Hoffnung dass es die „Utzerei“ zwischen beiden Stadtteilen trotzdem auch künftig weiter geben wird. So ging Gotta dann gleich mit gutem Beispiel voran und widmete sich den Abstiegen der Urbercher Fußballvereine Viktoria und KSV und der Orwischer Ortsumgehung. Weitere Themen im Kerbspruch waren die Gastronomie am Bahnhof und die nicht minder beliebte und preisgekrönte Gastronomie in der Ortsmitte, die Erderwärmung, das erste Weinfest in Ober-Roden und ein Nachruf auf Schausteller Peter Stein. In Sachen Ortskernsanierung hatte Gotta einige Anregungen: „Die Dockendorfstraß werd e Prachtallee, mer orientiert sich nur an de Champs-Elysee. Es Weihgässje wird e Nobel-Einkaufsstroß…“

Thomas Gotta schlüpfte in der Kerbvadderrolle und war am Sonntag auch für den Kerbspruch zuständig. (Foto: PS)

Thomas Gotta sprach am Sonntag auch die Sache mit dem Kerbbaum an. Da hatte der Kerbverein bereits am Samstag vor dem Bieranstich von Bürgermeister Jörg Rotter für eine Überraschung gesorgt. Die übliche Birke fehlte jedenfalls diesmal. „Zu fälle en gesunde Boam unn uffstelle fer wenische Tage, des kam uns des Joahr net in Frage“, meinte Gotta wie schon Moderator Thomas Wolf am Samstag. Stattdessen gab es ganz im Sinne der Nachhaltigkeit einen Speierling, den der Kerbverein gemeinsam mit dem Naturschutzbund ausgesucht hatte. „Der wird am Ortseingang oigepflanzd unn net gefällt, sou trage mer e Stückche bei zu ner besseren Welt.“

Ansonsten war vom Kerbausgraben am Freitag im Dinjerhof, an dem sich der Mundartabend des Heimat- und Geschichtsvereins mit Kerbtheater und weiteren Beiträgen anschloss, bis zur Kerbbeerdigung am Montag im Gleisdreieck für gute Stimmung gesorgt. Unter anderem dank des Aprés-Ski-Komitees, das auch viel Live-Musik bot. Am Samstag bekam der Kerbwald beim TG-Sportplatz Zuwachs. Die zwei neu eingepflanzten Kerbbäume waren dem Kerbborsche-Nachwuchs Lilly Weiland und Karla Zerling, die im vergangenen Jahr geboren wurden, gewidmet.

(Text: PS)