Rödermark: Umzug vom „Groschengrab“ zum Badehaus?

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Zwischen Badehaus und Skatepark könnte ab Ende 2024 ein neues JUZ entstehen. Auch ein Spielpark ist auf dem Gelände geplant. (Foto: PS)

Die Stadtverordnetenversammlung ist mit den Stimmen von CDU, Anderer Liste und SPD einen weiteren Schritt auf dem Weg zum Neubau eines Jugendzentrums hinter dem Badehaus gegangen. Kritik gab es von FDP und Freien Wählern.

Bereits im Februar gaben die Stadtverordneten mit einem Grundsatzbeschluss grünes Licht zur detaillierten Prüfung des Projekts. Daraufhin hat die Verwaltung mit dem Büro Rittmannsperger Architekten das zur Diskussion stehende Gebäude „vorgedacht“. Vorgeschlagen wird ein zweigeschossiges Bau mit einer Nutzungsfläche von insgesamt 530 Quadratmetern, unter anderem mit einem großen Jugend- und Veranstaltungsraum, mehreren Funktionsräumen sowie Lounge-Flächen. Der Verwaltungstrakt für die Fachabteilung Jugend mit sieben Arbeitsplätzen soll im Obergeschoss untergebracht werden.

JUZ-Neubau nimmt zweite Hürde in der Stadtverordnetenversammlung

Nächster Schritt ist nach den Beschlüssen der Stadtverordnetenversammlung in deren jüngster Sitzung eine konkrete Planung und Kostenschätzung, dann werden die Parlamentarier final über den Neubau entscheiden. Auf eine Anfrage der FDP-Fraktion zu Beginn der Sitzung hatte Bürgermeister Jörg Rotter mit Blick auf einen JUZ-Neubau die Kosten grob auf rund vier Millionen Euro geschätzt. Die Stadt muss im Fall der Umsetzung ein Drittel der Kosten übernehmen, der Rest würde aus dem Bund-Länder-Programm „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“ kommen. Die Planungen für den JUZ-Neubau sehen laut Rotter einen Baubeginn für Ende 2024 und eine Fertigstellung für 2026 vor.

Der geplante „Spielpark am Badehaus“ mit Beach-Area, Allwetterplatz und Skate-Plaza wurde am Dienstag in der Sitzung mit dem JUZ-Neubau gemeinsam aufgerufen. Die Anträge seien „logische Meilensteine“, meinte Gerhard Schickel (AL). Die Vorschläge zum JUZ-Neubau und zum Spielpark am Badehaus würden von einer breiten Bürgerbeteiligung begleitet. Mit den Projekten wolle man auch die „berechtigte Kritik“, dass in der Stadt zu wenig für Jugendliche getan werde, aufgreifen. Mit einem JUZ-Neubau stünde für die Jugendarbeit deutlich mehr Raum zur Verfügung, so Schickel. Zudem spreche auch die derzeitige bauliche Situation des alten Feuerwehrhauses, das energetisch ein „Groschengrab“ sei, für einen Neubau. „Wir sollten etwas Neues bauen, sonst fressen uns die Energiekosten auf“, meinte Schickel.

In der Vorlage seien alle Forderungen seiner Fraktion berücksichtigt worden, meinte Florian Brehm (CDU) auch mit Blick auf die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an den Planungen. Zudem würden im Zeitraum der Baumaßnahmen der Kinder- und Jugendarbeit alternative Räume zur Verfügung gestellt. Dank des Bund-Länder-Programms könne mit einem „verhältnismäßig geringen finanziellen Aufwand“ etwas Tolles geschaffen werden. Die Kombination aus JUZ-Neubau und Spielpark als moderne Freizeitfläche sei optimal, so Brehm.

Gülbahar Karademir-Altun (SPD) freute sich, „dass es endlich voran geht“. Die 1,4 Millionen Euro städtischer Anteil an einem JUZ-Neubau seien gut investiertes Geld.

Augen vor der Realität verschlossen

Dr. Rüdiger Werner (FDP) hat das Gefühl, dass man in Rödermark immer noch im „Wünsch-Dir-Was-Modus“ ist und die Augen vor der Realität verschließt. „Die Rezession wird kommen, die Einnahmen werden wegbrechen. Rödermark plant aber weiter, als gäbe es diese Krise nicht.“ Vor dem Hintergrund weiterer teurer Großprojekte, wie Feuerwerhaus-Umbau, Stadterneuerungsprogramm und Straßensanierung, sei die Wahrscheinlichkeit „sehr groß“, dass man letztlich schweren Herzens auf den JUZ-Neubau verzichten müsse. Die dringende Notwendigkeit für einen teuren JUZ-Neubau sieht Werner nicht, da es die Option gibt, das JUZ nach dem Umbau des alten Feuerwehrhauses an der bisherigen Stelle zu belassen. Die FDP enthielt sich sowohl beim Tagesordnungspunkt JUZ-Neubau als auch beim Spielpark.

Die Freien Wähler begrüßten den Spielpark am Badehaus, der laut dem Fraktionsvorsitzenden Peter Schröder ein „Eingang zur grünen Mitte“ sein könnte, und stimmten diesem Punkt zu. Beim JUZ-Neubau stimmten sie als einzige Fraktion dagegen. „Wir glauben einfach nicht, dass sich die Jugendzentren alle auf Urberach konzentrieren sollten“, erneuerte Schröder mit Blick auf SchillerHaus und katholisches Gemeindezentrum St. Gallus, wo ebenfalls Jugendarbeit angeboten wird, einen Kritikpunkt, den er bereits in einer früheren Debatte vorgebracht hatte. Schröder schlägt für die Jugendarbeit verstärkt mobile Lösungen vor.

„Junge Menschen brauchen Räume – die kosten Geld“, unterstrich Jörg Rotter im Laufe der Debatte die Wichtigkeit eines JUZ-Neubaus, der eine große Chance und notwendig sei – auch vor dem Hintergrund, dass es in der Jugendhilfe des Kreises so hohe Fallzahlen wie nie zuvor gibt. Die Jugendlichen müssten mit entsprechenden Angeboten vor Ort abgeholt werden. Der Bürgermeister betonte auf die FDP-Anfrage zu Beginn der Sitzung auch, dass es in Sachen JUZ-Neubau und Spielpark erst ein Auftaktbeschluss gewesen sei. „Der finale Beschluss wird erst dann getroffen, wenn wir Klarheit haben übe die Kosten“, meinte Rotter. Es könne sein, dass man dann beim Umfang des Projektes Abstriche machen müsse.

(Text: PS)