Bensheimer Feuerwehrfahrzeug auf dem Weg in die Ukraine

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Die ukrainische Delegation mit vier FeuerwehrkameradInnen und Ruslan Dadashov (5. v. l.), Egon Sponagel (4. v. l./hinten; Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Bensheim-Auerbach), Jens-Peter Karn (Stadtbrandinspektor), Bürgermeisterin Christine Klein und Familie Finkenwerth aus Auerbach. (Foto: Stadt Bensheim)

Bei der jüngsten Angriffswelle Russlands gegen die Ukraine gerieten kürzlich das Zentrum von Kiew und weitere ukrainische Städte unter Beschuss. Zudem war es der größte Angriff gegen das ukrainische Hinterland seit mehreren Monaten. Umso erleichterter waren Bürgermeisterin Christine Klein und Stadtbrandinspektor Jens-Peter Karn, dass vier ukrainische Feuerwehr-Kamerad*innen vergangene Woche nach Bensheim kommen konnten. Für sie abholbereit, stand ein ehemaliges und vollfunktionsfähiges Tanklöschfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Bensheim-Auerbach. Nachdem der Magistrat die Sachspende in Form des gebrauchten Feuerwehrfahrzeuges an die Ukraine beschlossen hatte, war ursprünglich vorgesehen, dieses über einen Hilfsgütertransport der Berufsfeuerwehr Frankfurt an die Region Odessa zu überführen. Ein Hilfeersuchen der Familie Finkenwirth aus Bensheim-Auerbach berichtete allerdings zwischenzeitlich über die dramatische Notlage des staatlichen Feuerwehr- und Rettungsdienstes der Region Khmelnytskyj.

„Nachdem wir die Lage dort erkannt haben, stand für den Magistrat sofort fest, dass das Fahrzeug an die Region Khmelnytskyj gespendet werden soll. Eine Übergabe war jedoch in den vergangenen Wochen mehr als kritisch“, erklärte Bürgermeisterin Christine Klein bei der offiziellen Fahrzeugübergabe die schwierigen Umstände und betonte: „Für uns ist es ein großes Anliegen, alles zu tun, um die Menschen in der Ukraine zu unterstützen. Daher sind wir froh, dass Oberst Ruslan Dadashov und seine Kamerad*innen das Fahrzeug nun in das Kriegsgebiet bringen können, wo es dringend benötigt wird. Diese Unterstützung ist für uns selbstverständlich. Denn die Ukrainerinnen und Ukrainer kämpfen für die Demokratie und für Europa. Dafür gilt ihnen meine größte Hochachtung.“

Gemeinschaft und Zusammenhalt an oberster Stelle

Den Kontakt nach Khmelnytskyj hatte die Familie Finkenwirth aus Auerbach beziehungsweise deren Tochter hergestellt, die bei der Auerbacher Jugendfeuerwehr im Einsatz ist. Erst als am vergangenen Mittwochvormittag der Befehl zur Ausreise-Genehmigung erlassen wurde, war es den vier ukrainischen Kamerad*innen möglich, nach Deutschland zu reisen. Nach 26 Stunden Fahrt wurden sie von Familie Finkenwirth in Empfang genommen. Stadtbrandinspektor Jens-Peter Karn war sichtlich erfreut, dass das Fahrzeug „unter diesen schwierigen Umständen“ am vergangenen Samstag „in gute Hände“ übergeben werden konnte: „Für uns Feuerwehrkammeradinnen und -kameraden stehen Gemeinschaft und Zusammenhalt an oberster Stelle. Das gilt über alle Grenzen hinweg. In 33 Dienstjahren habe ich viel erlebt – aber das, was unsere ukrainischen Kolleginnen und Kollegen im Krieg unter Beschuss leisten, ist kaum vorstellbar und verdient meinen höchsten Respekt.“

Für die Unterstützung und die Bensheimer Gastfreundschaft bedankte sich die ukrainische Delegation mit zahlreichen Geschenken. Ruslan Dadashov betonte, „dass das Fahrzeug in Deutschland gute Dienste geleistet hat. Nun wird es für eine freie, demokratische Ukraine einen überaus wichtigen Dienst leisten.“

Er und seine KameradInnen traten damit am Sonntag die Heimreise an. Es ist eine Fahrt ins Ungewisse. Doch eins steht fest: Der Kontakt und die weitere Unterstützung von Seiten der Stadt Bensheim nach Khmelnytskyj bleiben bestehen.

Angaben zum Fahrzeug

Das Tanklöschfahrzeug besteht aus dem Fahrgestell Mercedes-Benz Typ MB 1224 SK und einem Aufbau der deutschen Firma GFT (Baujahr 1993). Es kann mit einer Löschgruppe von neun Personen besetzt werden und ist in einem guten sowie einsatzfähigen Zustand. Das Fahrzeug hat einen Kilometerstand von 16965 Kilometer und zusätzlich eine Betriebsstundenzahl von 231 Stunden. Der Kraftstofftank des Fahrzeuges fasst 125 Liter Diesel.

Das Tanklöschfahrzeug führt einen Löschwasservorrat von 2.500 Litern und 120 Liter Schaummittel mit sich. Im Heck ist eine Feuerlöschkreiselpumpe eingebaut, die pro Minute 1600 Liter bei 8 bar Ausgangsdruck freigibt. Die Pumpe verfügt über eine Hochdruckstufe, mit der eine Schnellangriffseinrichtung mit 40 bar betrieben werden kann. Zusätzlich zur Normbeladung besitzt das Fahrzeug eine dreiteilige Schiebleiter Mit dieser 14 Meter langen Leiter ist es möglich, eine Menschenrettung bis zum 3. Obergeschoß durchzuführen.

(Text: PM Stadt Bensheim)