Münster: Ein Leben für die Musik

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Seit vielen Jahren ein eingespieltes Team; Betreuerin Daniela Michel (links) und die musikalische Leiterin des MGV-Regenbogenchors Theresia Uglik. Mit den Aufführungen von „Aladin“ beendet „Resi“ ihre beeindruckende Karriere als Leiterin des MGV-Regenbogenchors. (Foto: MGV Münster)

Nach 25 Jahren endet die „Ära Theresia Uglik“ beim MGV 1845 Münster e.V.

25 Jahre war Theresia Uglik eine Institution beim alt-ehrwürdigen Männer-Gesang-Verein 1845 Münster als Leiterin des dortigen Regenbogenchors. Jetzt hat sie den Dirigentenstab an ihren Nachfolger übergeben, wobei Uglik – wie sie liebevoll von allen genannt wird – nicht wirklich einen Dirigentenstab benötigte, denn allein mit ihrer Gitarre, mit viel Liebe, Einfühlungsvermögen und Engagement begeisterte sie jahrzehntelang junge Sängerinnen und Sänger für den Chorgesang.

Zu ihrem musikalischen Wirken beim MGV gehören ungezählte Auftritte mit den Kindern bei den verschiedensten Gelegenheiten wie Weihnachtsfeiern, Fastnachtsitzungen oder Kinderchortreffen im Sängerkreis. Allein elf Mal stand sie mit den Kindern auf der närrischen Bühne in der MGV-Fastnacht. Ein fröhlicher, bunter Auftakt der Sitzungen war mit Uglik und ihrem Kinderchor stets garantiert. Immer wieder gelang es den jungen Künstler*innen mit ihrer Uglik aber auch allein den großen Saal der Kulturhalle Münster mit verschiedenen Musicalaufführungen zu füllen. Ob „Tarzan“ in 2001, „Melwins Stern“ im Jahr 2013, „Tabaluga und Lilli“ in 2016 und 2017 oder die „Weihnachtsgeschichte“ in 2018, immer wieder spielten sich die jüngsten MGV-Sänger*innen in die Herzen ihrer Zuhörer. Und stets lag die musikalische Gesamtverantwortung in den Händen von Theresia Uglik.

Die gute Freundin der Kinder

Für die Kinder, aber auch für den MGV, war Uglik viel mehr als „nur“ musikalische Leiterin. Sie ermunterte, motivierte und trieb an, wenn es sein musste. Sie war aber auch Vorbild und manchmal Seelentrösterin für die jungen Sänger*innen. Durch ihre sympathische Art, ihr Können und die Fähigkeit den Nerv der Kids bei der Liedauswahl zu treffen, gelang es ihr, Kinder für das Singen im Chor zu gewinnen. Da wurden auch einmal aktuelle Hits aus den Charts für den Kinderchor umgeschrieben und neu arrangiert.

500 Kinder pro Woche

Schon Ende der achtziger Jahre entschied sich Theresia Uglik dafür, ihr musikalisches Können an die jüngsten unserer Gesellschaft weiter zu vermitteln. Im zarten Alter von 14 Jahren leitete sie eine Schola der kath. Kirche in Nieder-Roden und auch ihr erster Kinderchor war derjenige in ihrer Heimatgemeinde. Doch es sollten bald zahlreiche weitere Kinderchöre folgen: Langenselbold, Albstadt, Zellhausen, Dudenhofen, Mainflingen, Groß-Zimmern, Eppertshausen und Münster. Überall war „Tausendsassa“ Uglik aktiv und konnte mit ihrer professionellen Art Kinder fürs Singen begeistern und stets aufs Neue mitreißen. In der „Hochzeit“ ihrer Aktivität waren es bis zu 500 Kinder pro Woche, die mit und durch Uglik erste Erfahrungen mit der Musik und dem Gesang sammeln konnten. Viele der ehemals kleinen Sänger*innen sind inzwischen erwachsen und so kam es des Öfteren vor, dass schon wieder deren Kinder gemeinsam mit Uglik sangen.

Würde man heute all diejenigen Sängerinnen und Sänger „zusammentrommeln“, die schon einmal als Kind unter ihrer Leitung gesungen haben und heute noch aktiv Musik betreiben, es käme sicherlich ein großer Chor und ein nicht weniger kleines Orchester zusammen.

Ein vielfaches musikalisches Wirken

Das musikalische Wirken von Theresia Uglik beschränkt sich nicht nur auf ihre Chorleitungstätigkeit beim MGV 1845 Münster. Hineingeboren in eine musikalische Familie – ihr Vater Kurt Herdt war als Sänger und Dirigent weit über die Grenzen seiner Heimatstadt Nieder-Roden bekannt – wurde ihr das musikalische Talent gewissermaßen mit in die Wiege gelegt. Schon in jungen Jahren trat Uglik zusammen mit ihrem Vater als Duo „Uglik & Kurt“ auf. Gemeinsam gestalteten sie ungezählte Familienfeiern und andere Festivitäten mit ihrer Musik und ihrem Gesang. Und weil bekanntermaßen der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, wurde das musikalische Talent der Familie auch an Ugliks Kinder Mirco und Tatjana weitervererbt.

Auch als Solosängerin begleitete Uglik zahlreiche Hochzeitspaare am schönsten Tag des Lebens in der Kirche oder sie unterhielt die Hochzeitsgäste bei anschließenden Hochzeitsfeiern mit Musik und Gesang. Unvergessen auch ihr Mitwirken in der MGV-Fastnacht mit den „Hermandos“ oder die Gründung und Leitung der „Uglik Singers“ in Nieder-Roden. Und weil der Kinderchor sie dienstags regelmäßig nach Münster geführt hatte, unterstützte sie einige Jahre auch noch aktiv den MGV-Popchor FUTURE VOX.

Soziales Engagement

Neben ihrem musikalischen, ist das soziale Engagement von Theresia Uglik besonders erwähnenswert. 1987 hatte ihr Vater, Kurt Herdt, ein weihnachtliches Benefizkonzert der Familie Uglik/Herdt im Bürgerhaus Nieder-Roden ins Leben gerufen. 18 Ausgaben dieser sehen- und hörenswerten Weihnachtsshow sollten folgen. Gemeinsam mit ihrer Familie, Freunden und den Kindern ihrer Kinderchöre gestaltete Uglik regelmäßig eine „klingende Weihnachtsgeschichte“. Die Erlöse der Veranstaltung flossen regelmäßig der Kinderhilfestiftung in Frankfurt zu, die das Geld zugunsten erkrankter, behinderter oder notleidender Kinder direkt vor Ort einsetzt. Weitere Benefizveranstaltungen der Kinderhilfestiftung führten Uglik mit ihren jungen Sänger*innen u.a. auch in die Alte Oper, die Jahrhunderthalle oder die Paulskirche in Frankfurt. Unvergessliche Erlebnisse für die Kinder waren mit diesen Events verbunden.

Auch im Terzett mit den Töchtern des ehemaligen MGV-Vorsitzenden erfreute sie zusammen mit Christina und Angelika Ellermann die Menschen bei zahlreichen Seniorenweihnachtsfeiern der Gemeinden oder des VDK. Selbst in hessischen Justizvollzugsanstalten gab sie im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Theater hinter Gittern“ Solokonzerte für die dortigen Insassen. „Das sind doch auch Menschen mit Gefühlen, den man eine kleine Freude bereiten kann“, so ihr Statement zu diesem eher ungewöhnlichen Engagement.

Abschied von Theresia Uglik

Die beiden Aufführungen von „Aladin und die Wunderlampe“ waren die letzten Auftritte des MGV-Regenbogenchors unter der Leitung von Theresia Uglik. Nach 25 Jahren hatte Uglik darum gebeten, eine Nachfolge für sie zu finden was dem MGV inzwischen auch gelungen ist. Andreas Stein wird künftig die Leitung des MGV-Regebogenchors übernehmen.

Nach der Aufführung am Sonntag wurde Uglik von „ihren“ Kindern des Regenbogenchors und den Verantwortlichen des MGV 1845 Münster feierlich verabschiedet. Es war sicherlich einer der emotionalsten Moment in der Geschichte des Kinderchors.

„Mit dem Abschied von Resi verlieren wir einen liebgewonnen, hochgeachteten Menschen, der sich mit Herzblut, viel Liebe und einem außergewöhnlichen Engagement für die musikalische Erziehung unserer Kinder eingesetzt hat“, erklärt der MGV-Vorsitzende Lothar Pistauer. „Natürlich bedauern wir ihren Entschluss sehr, können aber verstehen, dass sich Resi nach so langer Zeit ihrer engagierten Arbeit mit den Kindern, jetzt mehr Zeit für sich selbst und ihre Familie nehmen will. Wir gönnen es ihr von Herzen!

Wir verlieren sie als Leiterin unseres Kinderchors, wir behalten sie aber als Mitglied und gute Freundin des MGV und Unterstützerin unserer gemeinsamen Sache. Mit unserm Dank für ihre unnachahmliche Lebensleistung verbinden wir die besten Wünsche für eine glückliche und gesunde Zukunft“, erklärt Lothar Pistauer abschließend.

(Text: PM MGV 1845 Münster e.V.)