Waldzustandsbericht 2022: Der Frankfurter Stadtwald leidet weiter unter Hitzestress

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Selbst die als wärmetolerant geltende Kiefer leidet unter Wassermangel. (Foto: Grünflächenamt Stadt Frankfurt am Main)

Klima- und Umweltdezernentin Heilig fordert Investitionsprogramm für klimastabilen Waldumbau

Der Gesundheitszustand des Frankfurter Stadtwaldes hat sich laut aktuellem Waldzustandsbericht nach einer geringfügigen Verbesserung im vergangenen Jahr wieder verschlechtert. Insgesamt kränkeln 97,6 Prozent der Waldbäume. Im vergangenen Jahr waren 96,4 Prozent krank, 2020 98,9 Prozent.

Deutlich werden die Schädigungen laut Untersuchungen unter anderem in den Verlichtungen der Baumkronen, dort zeigt sich ein verminderter Blattaustrieb und verfrühter Laubfall über alle Laubbaumarten hinweg. Bei den Nadelbäumen zeigen sich die Schäden durch weniger Nadelbildung und vermehrten Nadelabwurf.

„Nach dem unsagbar trockenen Sommer mit wochenlanger Hitze und ohne nennenswerte Niederschläge war dieses Ergebnis leider zu erwarten“, sagte Klima- und Umweltdezernentin Rosemarie Heilig bei der Vorstellung des Berichts am Donnerstag, 3. November, im StadtWaldHaus in Frankfurt. „Obwohl der letzte Winter immerhin außergewöhnlich regenreich war; es hat nicht gereicht, um die Bäume für den Sommer ausreichend mit Wasser zu versorgen. Der Klimawandel findet statt, die aus ihm folgenden Trockenperioden sind eine Bedrohung für unsere Wälder. Sie schwächen die Bäume, Pilze und Schädlinge haben leichtes Spiel. Der Stadtwald bleibt unser Sorgenkind.“ Laut Deutschem Wetterdienst war der Sommer 2022 mit nur etwa 40 Prozent des durchschnittlichen Niederschlages viel zu trocken. Die Durchschnittstemperatur lag 2,4 Grad Celsius über dem langjährigen Mittel.

Waldzustandsbericht wird seit 1984 durchgeführt

Der Waldzustandsbericht wird seit 1984 auf ausgewiesenen Probeflächen im Frankfurter Stadtwald durchgeführt. Dabei werden insgesamt 1660 Bäume in ihrer Entwicklung untersucht. Diese Stichproben entsprechen in ihrer Zusammensetzung der Verteilung der Hauptbaumarten im Stadtwald mit 30 Prozent Eiche, 24 Prozent Kiefer und 26 Prozent Buche.

Klassifiziert werden vier Stufen
Stufe 0 – ohne Kronenverlichtung, Blatt- und Nadelverlust bis 10 Prozent
Stufe 1 – schwache Kronenverlichtung, Blatt- und Nadelverlust 11 bis 25 Prozent
Stufe 2 – mittelstarke Kronenverlichtung, Blatt- und Nadelverlust 26 bis 60 Prozent
Stufe 3 – starke Kronenverlichtung, Blatt- und Nadelverlust 61 bis 100 Prozent

Der Schwerpunkt bei den Absterbeerscheinungen liegt wie schon im vergangenen Jahr deutlich bei den Altbäumen. Im Gegensatz zum Vorjahr sind aber jetzt auch vermehrt junge Waldbäume und die Bodenvegetation betroffen. Selbst die Kiefer, die im Gegensatz zu Eiche und Buche mit trockeneren Bedingungen üblicherweise besser umgehen kann, kommt immer weiter an ihre physiologische Belastungsgrenze. Eichen und Buchen bildeten nach einem „entspannteren“ Jahr 2021 wieder große Mengen an Eicheln und Bucheckern. Eine natürliche Reaktion der Bäume auf Stress, erklärte Rosemarie Heilig. „Die Bäume kämpfen ums Überleben ihrer Art. Mit jeder Eichel, jeder Buchecker sichern sie den Erhalt ihrer Population.“

Neben den Schäden an Waldbäumen bringt der Klimawandel weitere negative Folgen mit sich. Wärmeliebende Insekten wie der Eichenprozessionsspinner können sich leichter entwickeln. Während der unscheinbare Falter nachts unauffällig unterwegs ist, sind die in Massen auftretenden Raupen des Eichenprozessionsspinners in ihren mehrreihigen Prozessionen und großen Gespinsten kaum zu übersehen und haben für den Menschen bei Berührung der Brennhaare sehr unangenehme Folgen. Der Eichenprozessionsspinner ist kein Forstschädling, allerdings kann ein Befall die Eichen im Trockenstress zusätzlich schwächen.

Alle Baumarten im Stadtwald von Trockenschäden gleichermaßen betroffen

Im Ergebnis sind alle Baumarten im Stadtwald von den Trockenschäden gleichermaßen betroffen und weitere niederschlagsreiche Jahre sind im Zuge des Klimawandels nicht zu erwarten. Daher werden die Anstrengungen des Grünflächenamtes, den Wald mit verschiedenen Maßnahmen wiederaufzuforsten, fortgesetzt. Dazu gehören zum Beispiel die Fortentwicklung naturnaher Mischbestände, die Wiederaufforstung der klimageschädigten Waldflächen mit trockenresistenterem Saat- und Pflanzgut und die Anlage von Versuchsflächen mit verschiedenen heimischen und nicht-heimischen Baumarten.

„Es ist Wunschdenken zu hoffen, alles wird wieder wie wir es kennen und wie es gut für unsere Bäume ist: warme, nicht zu trockene Sommer und niederschlagsreiche Herbste und Winter“, sagte Umweltdezernentin Heilig. „Wir stecken mitten in einer Klimakrise. Unsere Antwort darauf wird ein klimastabiler Waldumbau sein, mit möglicherweise anderen Baumarten, als wir sie kennen.“ Für sie habe sich die Bedeutung der beim zweiten Waldkongress im September verabschiedeten „Frankfurter Erklärung“ nach diesem aktuellen Bericht über den Zustand des Waldes noch einmal verstärkt: „Wir haben uns als Stadt verpflichtet, den Stadtwald als grüne Lunge und Naherholungsgebiet für die folgenden Generationen zu erhalten. Dieses Versprechen werden wir einlösen. Aber dafür benötigen wir ein groß angelegtes Investitionsprogramm. Ein klimastabiler Waldumbau kostet viel Geld.“

Der Waldzustandsbericht 2022 ist im Internet auf der Seite des Grünflächenamtes unter gruenflaechenamt.stadt-frankfurt.de abrufbar. Weitere Informationen gibt es unter Telefon 069/212-33118.

(Text: PM Grünflächenamt Stadt Frankfurt)