Odenwaldkreis: Großes Interesse an Kampagne gegen sexuelle Gewalt

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Haben bei der Aktion mitgemacht: Yeliz Can (links) und Nergis Ergöz vom Kaffeehaus Erbach. (Foto: Odenwaldkreis)

Wer im Sommer und Herbst im Freibad war oder in Gaststätten, ist auf ungewöhnliche Weise mit einem wichtigen Thema konfrontiert worden: der sexuellen Belästigung. Unter dem Motto „Einmischen erwünscht“ haben große, im Comic-Stil gestaltete Banner in vier Schwimmbädern, auf dem Wiesenmarkt und dem Pferdemarkt sowie Bierdeckel in mehreren Gaststätten darauf aufmerksam gemacht und dazu aufgerufen, in solchen Fällen einzuschreiten und nicht wegzusehen. Der Arbeitskreis gegen sexualisierte Gewalt Odenwaldkreis hatte die Aktion organisiert und zieht eine positive Bilanz. Ihm gehören Repräsentanten von mehr als zehn Organisationen an.

„Wir haben etliche positive Rückmeldungen bekommen, die uns zeigen, dass wir viele Menschen sensibilisieren konnten“, sagt Petra Karg, die Gleichstellungsbeauftragte des Odenwaldkreises. Aus dem Landratsamt gehören dem Arbeitskreis auch Carmen Mundelius von der Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern sowie Martina Thoms vom Sozialpsychiatrischen Dienst des Gesundheitsamts an. „Unser Erfolg hat alle Erwartungen übertroffen“, so Mundelius die stolz darauf ist, dass der Arbeitskreis seine Kräfte bündeln und die Aktion „nach all den Hindernissen durch die Corona-Krise umsetzen konnte“.

Auftaktveranstaltung für pädagogische Fachkräfte

Anfang Mai hatte eine Online-Auftaktveranstaltung für pädagogische Fachkräfte stattgefunden, in der eine Kriminologin über aktuelle Studienergebnisse zum so genannten Catcalling informierte. Damit sind sexuelle Aufdringlichkeiten ohne Körperkontakt gemeint, also zum Beispiel anzügliche Bemerkungen oder Beleidigungen, die für Opfer erhebliche Folgen haben können.

Es folgte die Bierdeckel-Aktion, bei der das Kaffeehaus Erbach, das Restaurant „Hotzi’sTennisklause“ in Erbach, das Michelstädter Rathausbräu und das Black Bull Michelstadt mitgemacht haben. Alle Gaststätten haben zurückgemeldet, dass die Bierdeckel Aufmerksamkeit erregt haben und von den Gästen genau angeschaut wurden. Auf der Vorderseite der Bierdeckel stellen Comic-Bilder Situationen sexueller Grenzverletzungen und Übergriffe dar, auf der Rückseite stehen Tipps für Verhaltensweisen, zum Beispiel entschlossenes Einschreiten und das Holen von Hilfe.

Entsprechend waren die Banner in den Schwimmbädern gestaltet. Auch von den Bademeistern kam ein positives Feedback: Gerade in Schwimmbädern sei es wichtig, auf diese Thematik aufmerksam zu machen. Die Banner waren von August bis zum Ende der Freibadsaison im Erbacher Alexanderbad, im Michelstädter Waldschwimmbad sowie den Freibädern in Höchst und Breuberg-Sandbach angebracht gewesen.

„Verbale Übergriffe so alltäglich, dass viele sie gar nicht bemerken“

„Der Comic-Stil der Bilder hat sich bewährt“, urteilt Thoms. „Sie laden ein, hinzuschauen und ins Gespräch zu kommen.“ Dem Arbeitskreis sei es nach wie vor wichtig, Menschen für dieses Thema zu sensibilisieren, „denn Anzüglichkeiten und verbale Übergriffe sind so alltäglich, dass viele sie gar nicht bemerken“. Deswegen werde die Aktion auch zukünftig wieder aufgegriffen und fortgesetzt.

Karg, Mundelius und Thoms danken den Förderern der Bierdeckel- und Banner-Aktion. Finanziell unterstützt wurde sie von der Sparkasse Odenwaldkreis, dem Kiwanis-Club Erbach/Odenwald, dem Antidiskriminierungsnetzwerk Südhessen, dem Netzwerk gegen Gewalt Hessen und von AZ Werbetechnik.

Hintergrund: Der Arbeitskreis gegen sexualisierte Gewalt Odenwaldkreis

Hauptanliegen des Arbeitskreises ist die Vernetzung von Fachstellen mit dem Ziel der Aufklärung sowie der Sensibilisierung für sexualisierte Gewalt. Der Arbeitskreis trifft sich viermal im Jahr im Landratsamt. Organisiert wird er von der Gleichstellungsbeauftragten des Odenwaldkreises, Petra Karg (gleichstellung@odenwaldkreis.de), und Carmen Mundelius von der Fachstelle Prävention der Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern (c.mundelius@odenwaldkreis.de).

Dem Arbeitskreis gehören an: die Gleichstellungsbeauftragte des Odenwaldkreises; die Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern; der Sozialpsychiatrische Dienst des Gesundheitsamts; der Allgemeine Soziale Dienst des Jugendamts; das Diakonische Werk; das Antidiskriminierungsnetzwerk Südhessen; das Netzwerk gegen Gewalt Hessen; Vitos Riedstadt; die AWO Odenwald; das Frauenhaus Erbach; das Familienhilfezentrum Odenwald; die Polizeidirektion Odenwald; die Katholische Kirche Odenwaldkreis; die Jugendwerkstätten Odenwald e.V./Interkommunale Jugendpflege Breuberg und Lützelbach; das Gymnasium Michelstadt.

(Text: PM Odenwaldkreis)