Zuwanderung weiter essentiell für Zukunft des Odenwaldkreises

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Aufschlussreich: Der neue Integrationsmonitor enhält auf 90 Seiten viele interessante Informationen, die auch in Tabellen oder als Grafiken aufbereitet sind. (Foto: Odenwaldkreis)

Gäbe es keine Zuwanderung, wäre der Odenwaldkreis stark von Überalterung betroffen: Ohne Einwanderung wäre die Bevölkerung im Vergleich zu den seit über 15 Jahren stabil gebliebenen circa 97.000 Einwohnerinnen und Einwohnern um 15 Prozent geschrumpft. Das hätte viele negative Folgen unter anderem für die Wirtschaft und die Infrastruktur.

Das geht aus dem aktuellen Integrations- und Teilhabemonitor hervor, den das für dieses Themenfeld zuständige WIR-Vielfaltszentrum im Landratsamt nun vorgelegt hat. Der Monitor ist hier nachzulesen.

Dank Einwanderung Fachkräftemangel entgegenwirken

„Dank der Einwanderung wird nicht nur dem demografischen Wandel entgegengewirkt, sondern auch dem Arbeitskräftemangel“, betont Landrat Frank Matiaske. „Ohne Bürgerinnen und Bürger aus dem Ausland, die schon länger hier leben und die aktuell zu uns kommen, würde bei uns kein Krankenhaus öffnen, keine Baustelle funktionieren, kein Betrieb Produkte herstellen. Das gilt für alle Berufsgruppen, bis in die Chefetagen.“

Im Odenwaldkreis sind die ausländischen Staatsangehörigen durchschnittlich 7,7 Jahre jünger als die deutschen; in Bad König sogar über elf Jahre jünger. „Dadurch werden nicht zuletzt auch Steuereinnahmen gesichert, mit denen staatliche Aufgaben finanziert werden“, so Matiaske.

Allerdings braucht der Kreis dem Monitor zufolge (wie auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel ganz Deutschland) künftig eine noch stärkere Zuwanderung, ansonsten wird die Bevölkerung bis 2040 um zehn bis 15 Prozent im Vergleich zu 2018 sinken. „Sich der Menschen mit Einwanderungsgeschichte zu widmen, heißt also, sich für die Zukunft des Odenwaldkreises einzusetzen“, so die beiden WIR-Koordinatoren Christin Hauer und Diego Mileli. „Damit der Odenwaldkreis weiterhin von Zuwanderung profitiert, müssen sich alle wohlfühlen und unabhängig von Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung, Religion oder Hautfarbe gefördert werden.“

Bildung und Soziales wichtige Handlungsfelder

Für eine Gleichbehandlung aller Menschen müssen auch strukturelle Benachteiligungen und Zugangsbarrieren identifiziert und abgebaut werden, etwa in den Feldern Bildung und Soziales. Trotz eines Anteils von ausländischen Staatsangehörigen an der Gesamtbevölkerung von circa 15 Prozent sind Kinder ohne einen deutschen Pass lediglich mit fünf Prozent in der gymnasialen Oberstufe vertreten. Zudem ist das Armutsrisiko dieser Kinder dreimal höher als bei den deutschen Kindern. Ältere Menschen ohne deutschen Pass sind sogar fünfmal mehr von Armut betroffen als ihre deutschen Mitbürgerinnen und Mitbürger.

Diese und andere Aspekte der Sozialisation von Eingewanderten werden im Integrations- und Teilhabemonitor identifiziert. „Ungleichheiten kann durch aktive Beteiligung der Verwaltungen und Zivilgesellschaft entgegengewirkt werden“, betonen Hauer und Mileli. Dabei hat der Monitor die unterschiedliche Situation im Odenwaldkreis im Blick. Während 2020 in Fränkisch-Crumbach lediglich 4,3 Prozent der Bevölkerung ausländische Staatsangehörige waren, machten sie in Erbach 17,4 Prozent und in Breuberg 23,4 Prozent aus (im Vergleich: Hamburg 16,8, Berlin 19,6 und Wiesbaden 21,9 Prozent).

Nächster Schritt: Integrations- und Teilhabekonzept mit Maßnahmen

Damit bestehende und absehbare Herausforderungen bewältigt werden können, wollen die beiden WIR-Koordinatoren mit den Städten und Gemeinden sowie wie mit Akteurinnen und Akteuren der Integrationspolitik vor Ort zusammenarbeiten.

So wird in einem zweiten Schritt gemeinsam mit diesen Partnerinnen und Partnern sowie betroffenen Mitbürgerinnen und Mitbürgern bis Ende 2023 ein Integrations- und Teilhabekonzept entwickelt. Daraus werden dann Ziele und Maßnahmen abgeleitet, die zu einer Gleichbehandlung aller im Odenwaldkreis lebenden Menschen und folglich zu einer nachhaltigen Zukunft führen.

(Text: PM Odenwaldkreis)