Interview mit Ernst Schwarz: „Wir sitzen alle in einem Boot – bekenn Dich zu Deinem Viertel!“

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Ernst Schwarz (Fotos: BT)

Ernst Schwarz im Interview über die Stadtentwicklung und seine Visionen für Frankfurts Stadtviertel

Der Vorsitzende des „Dachverband Frankfurter Gewerbevereine e.V.“ will das Sprachrohr für seinen Verein sein und die Perspektiven für „Handel, Handwerk und Hunger“ in den Vierteln verbessern. Mit seiner Frau Anita führt er das Pelzgeschäft „Pelze am Dornbusch“. Als Macher war Schwarz schon immer für die Belange der Gewerbevereine aktiv. Zunächst im Bereich der Unteren Bergerstraße.

Beate Tomann: Was treibt Sie an, sich für die Frankfurter Gewerbevereine in den Stadtvierteln einzusetzen?

Ernst Schwarz: Angefangen hat es damit, dass wir lange vor Corona uns gemeinsam stark gemacht haben, für einen eigenen verkaufsoffenen Sonntag in allen Stadtvierteln. Um das durchzusetzen, brauchte es eine gemeinsame Stimme, um die Stadt Frankfurt davon zu überzeugen. So ist von mir initiiert der Dachverband der Gewerbevereine entstanden.

Was für Aufgaben stellen Sie sich mit dem Verband heute?

Frankfurt ist voller Vielfalt. Jedes Viertel hat seinen eigenen Charakter. Die Mischung der Einzelhändler, der Handwerker und der Gastronomie machen zusammen mit seinen Bewohnern das besondere Flair aus. Nun hat die Pandemie viel zu viele Konsumenten trainiert, sich weitgehendst und vermeintlich bequem, dem Online-Handel zu bedienen. Das hat bittere Folgen für die Angebote und Läden in der Stadt. Hier müssen wir ganz stark intervenieren!

Warum sollte hier eine Änderung geschehen? Wettbewerb gab es doch schon immer?

Es geht nicht im den einzelnen Online-Kauf. Es geht um unser gesellschaftliches Leben in den Vierteln. Die ausgewogene Mischung macht es. Die persönliche Begegnung ist wichtig. Das Wiedererkennen auf der Straße macht es aus. Das kurze Gespräch mit der alten Dame. Der „Ouzo“ vom Griechen auf dem Heimweg. Das ist Lebensqualität, die wir unbedingt erhalten müssen.

Was tun Sie dafür? Wie lässt sich gewachsene Struktur erhalten?

Wenn wir weiterzusehen, wie die kleinen Läden aufgeben, haben wir ein echtes Problem. Deshalb haben wir mit der Stadt Frankfurt und dem Dachverband eine Werbekampagne ausgelöst. Es geht um die Aufrüttelung der Bewohner Frankfurts. Wir sitzen alle in einem Boot. Wenn jeder Einzelne auch zukünftig die bunte Angebotsstruktur genießen will, gilt es seine Umgebung nicht selbstverständlich zu nehmen. Es geht darum, ganz bewusst die Nachbarn, die Gastronomen und die Gewerbetreibenden mit dem persönlichen Handeln zu unterstützen.

Die aktuelle Werbe- und Aktionskampagne „Main <3 Viertel – Handel – Handwerk – Hunger!“ richtet sich mit der Frage an die Frankfurter: Warum liebst Du Dein Viertel? Was macht es liebenswert und lebenswert? Dieses Bewusstsein ist die wichtigste Grundlage für unsere gemeinsame Zukunft. „

Was soll diese Kampagne bewirken?

Sie ist ein Motivationsprojekt, um aus Nutzern der „Vierteln“ regelrechte Förderer der Lebensqualität zu machen. Es geht um Identifikation, um Sympathie, um Aufmerksamkeit, um Kundengewinnung/-bindung. Es geht um das Überleben der Vielfalt und die Weiterentwicklung der Angebote in jedem Stadtteil.

Was können wir dafür tun?

Jeder Leser, jeder Frankfurter, jeder Besucher kann einen wundervollen Beitrag leisten, indem er sich Zeit nimmt für Nähe und Menschlichkeit. Darin verbirgt sich auch die Entscheidung, wo will ich meine Euros einsetzen. Hier bei mir im Viertel oder in der anonymen Welt des Online-Handels. Lasst uns alle die Zukunft durch ein fürsorgliches Handeln gestalten. Das tut allen gut – uns und allen denen, die die großartigen Angebote für uns bereithalten.

Vielen Dank Herr Schwarz. Wir sind dabei.

(Text: BT)