Hoher Krankenstand und keine Pause

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Symbolbild (Foto: Pixabay)

Diesen Berufen drohen hohe Belastungen in der Weihnachtszeit

Hohe Krankenstände und eine stressige Weihnachtszeit können zur Belastung im Arbeitsleben werden. Wer etwa Lebensmittel verkauft, Pflegebedürftige versorgt oder Post zustellt, kann nicht ins Homeoffice und in der Weihnachtszeit nimmt häufig das Arbeitsaufkommen zu. Weiter ansteigende Krankenstände können die Folge sein, warnt Martin Till, Landeschef der BARMER in Hessen: „Kommt auf krankheitsbedingt verkleinerte Teams in der Vorweihnachtszeit eine große Menge Arbeit zu, kann die zusätzliche Belastung zu einer Krankheitsspirale führen, in der immer mehr Beschäftigte wegen einer Arbeitsunfähigkeit ausfallen.“ Über alle Berufe hinweg seien hessische Erwerbstätige im Jahr 2021 im Schnitt 17,9 Tage krankgeschrieben gewesen, 0,4 Tage weniger als im Vorjahr. In bestimmten Berufen liege der Krankenstand allerdings weit über dem Durchschnitt. Gerade diesen Beschäftigten drohe in der Weihnachtszeit Überlastung, so Till. Rücksichtnahme sei deshalb oberstes Gebot.

Krankenstand in Hessens Altenpflege liegt fast 69 Prozent über dem Durchschnitt

Hessens Altenpflegekräfte stehen enorm unter Druck. Im Jahr 2021 waren Beschäftigte in diesem Beruf im Schnitt 30,6 Tage krankgeschrieben. Der Krankenstand lag mit rund 8,4 Prozent weit über dem Durchschnitt aller anderen Berufe in Hessen, der bei 4,9 Prozent bestimmt wurde. „Die aktuell eingesetzte Zahl der Beschäftigten ist insgesamt nicht ausreichend, um gesunde Arbeitsbedingungen in der Altenpflege zu gewährleisten“, sagt Till. Hauptursache für die krankheitsbedingten Fehlzeiten seien Muskel-Skelett-Erkrankungen gewesen, die häufig in der Form von Rückenleiden auftreten. Sie führten unter den hessischen Altenpflegekräften zu im Schnitt 8,2 Fehltagen. Dieser Wert liege doppelt so hoch wie der hessische Durchschnitt, der bei 4,1 Tagen gemessen wurde. Auch psychische Erkrankungen führten mit durchschnittlich 7,5 Arbeitsunfähigkeitstagen zu höheren Fehlzeiten als im hessischen Durchschnitt, der bei 3,9 Tagen lag. „Nur eine ausreichende Personalbemessung, in der das Arbeitsaufkommen auch auf Pflegehilfskräfte verteilt wird, kann derzeit nachhaltig zur Entlastung der Branche beitragen“, meint Martin Till. Es sei Aufgabe der Politik, die Pflegebranche auf dem Weg zu gesünderen Beschäftigungsverhältnissen zu begleiten.

Konsum in der Vorweihnachtszeit erhöht den Druck auf Post-Beschäftige und Zustellbranche

Lagerwirtschaft, Post und Zustelldienste sind in der Weihnachtszeit besonders gefordert. „In Hessen waren Beschäftigte dieser Berufsgruppe im Jahr 2021 im Schnitt 24,5 Tage krankgeschrieben. Das sind fast 6,6 Tage mehr als der berufsübergreifende Durchschnitt aller Beschäftigten. Hauptursache waren Muskel-Skelett-Erkrankungen. Diese Diagnose war ursächlich für rund 7,4 krankheitsbedingte Fehltage pro Kopf“, so Till. Laut Bundesverband der Paket- und Expresslogistik (BIEK) seien im Weihnachtsgeschäft des Vorjahres täglich 16 Millionen Kurier-, Express- und Paketsendungen verschickt worden, fast neun Millionen gingen an private Haushalte. „Ein maßvoller Umgang mit Post- und Lieferdienstleistungen kann helfen, die Branche in der nächsten Zeit zu entlasten. Wer seine Weihnachtsgeschenke anliefern lässt, kann beispielsweise darauf achten, dass möglichst viele Artikel in einer Bestellung zusammengefasst werden“, rät Till.

Psychische Belastungen unter Beschäftigten im Lebensmittelhandel hoch

23,2 krankheitsbedingte Fehltage und ein Krankenstand von 6,4 Prozent kamen im Jahr 2021 im hessischen Lebensmittelhandel zusammen. Auffällig ist, dass mit im Schnitt 4,4 Fehltagen pro Person ein relativ hoher Anteil auf psychische Erkrankungen entfiel. Der hessische Durchschnitt lag bei 3,9 Tagen. „Auch dieser Beruf wird im Weihnachtsgeschäft verstärkt gefordert sein. Der relativ hohe Anteil psychischer Erkrankungen an den Fehlzeiten kann auf Überlastungen hindeuten“, mutmaßt Till. Wichtig sei deshalb, dass Führungskräfte nun besonders auf die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden achten. Die Einhaltung von Arbeits- und Pausenzeiten sowie ausreichender Phasen zur Erholung seien entscheidend für die Gesundheit der Beschäftigten.

Hintergrund

Die Auswertung basiert auf dem jährlich erscheinenden BARMER Gesundheitsreport und untersucht in der aktuellen Ausgabe das Arbeitsunfähigkeitsgeschehen unter rund 308.000 Erwerbspersonen in Hessen im Jahr 2021. Als Erwerbspersonen gelten alle Menschen mit Krankengeldanspruch, also sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, freiwillig Versicherte, die mit Anspruch auf Krankengeld versichert sind, und Arbeitslosengeld-I-Empfänger:innen. Die Analyse ist deshalb besonders repräsentativ für die Situation der Berufstätigen. In Hessen sind insgesamt rund 746.000 Menschen bei der BARMER versichert.

(Text: PM BARMER in Hessen)