GKV Lotus Eppertshausen: Die meisten Mitglieder zahlen keinen Beitrag

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Gut besucht ist beim GKV Lotus Eppertshausen unter anderem das Karate-Kindertraining in der Bürgerhalle. Der für seinen sozialen und integrativen Ansatz bekannte Verein besteht seit 20 Jahren. (Foto: jedö)

Der für seinen sozialen und integrativen Ansatz bekannte Eppertshäuser Verein besteht seit 20 Jahren

Wenn in einem Sportverein nur 70 von 300 Mitgliedern ihren Beitrag selbst bezahlen und der Rest dank Sponsoren kostenfrei trainieren darf, ist das allemal ein Fakt für den ersten Satz dieses Artikels. Ein Artikel, der vom Gesundheits- und Kampfsportverein (GKV) Lotus Eppertshausen handelt: Der für seinen sozialen und integrativen Ansatz bekannte Verein ist dieses Jahr 20 geworden, recht unbemerkt von der Öffentlichkeit. Ein Jubiläum, das der GKV zwar nicht größer gefeiert hat, zu dem der Vorsitzende und Mitgründer Ernes Erko Kalac aber einiges zu sagen hat. Das meiste, aber nicht alles, ist erfreulich.

Aktuell hat der GKV Lotus Eppertshausen, der auch mit einem ähnlich gelagerten Ober-Röder Verein kooperiert, 300 aktive und passive Mitglieder, der größte Anteil davon Kinder und Jugendliche. Es waren schon mal ein paar Dutzend mehr, „wir spüren aber immer noch die Nachwirkungen von Corona“, berichtet Kalac. „Viele Eltern von Kindern, die bei uns Mitglied sind, mussten die Mitgliedschaft zum Beispiel wegen Kurzarbeit einstellen. Auch die Energiekrise macht einigen finanziell enorm zu schaffen.“ Was zu einem Aderlass geführt habe, obwohl der Verein nach bester Kraft versucht, soziale Härten mit einer äußerst großzügigen Einstellung abzufedern.

Wie beschrieben müssen viele Mitglieder des Vereins keinen Beitrag zahlen, was der GKV mittels Zuwendungen von Gönnern abfängt. Bekanntester und großzügigster Unterstützer ist seit vielen Jahren der Groß-Zimmerner Michael Killer alias Maximilian Michael Prinz von Anhalt. Aber längst nicht nur. Gerade erst sei auf dem Konto wieder eine anonyme Spende von 100 Euro eingegangen, freut sich Kalac in diesen Tagen. Obwohl er den Eindruck habe, dass sein Verein und auch er selbst gerade in der Epperthäuser Kommunalpolitik und auch bei Bürgermeister Carsten Helfmann (CDU) nicht das höchste Ansehen genieße („Als ich das Bundesverdienstkreuz erhalten habe, hat mir von der Gemeinde nicht mal jemand gratuliert, auch sonst schaut man auf uns immer besonders genau auf die Finger“), seien es solche Momente, die ihm zeigten, dass der GKV wertvolle Arbeit leiste.

Karate ist der Renner

Die fünf Kickbox- und vier Karate-Trainer des Vereins (plus ein Trainer für Selbstverteidigung) coachen dabei nicht nur Kinder und Erwachsene aus Eppertshausen, sondern auch aus Münster, Hergershausen, Babenhausen und Messel. Karate – auch Para-Karate für Menschen mit Behinderung – macht den Löwenanteil der Sportler und Einheiten aus, gefolgt von Kickboxen, Selbstverteidigungs-Kursen und Taekwondo. Im Karate brachte der Verein schon Deutsche Meister und Weltcup-Sieger hervor; auch manch einst als Jugendlicher erfolgreich gewordener Athlet zählt heute – als gemachte(r) Mann oder Frau – zu den Unterstützern.

Dabei greife der GKV Lotus Eppertshausen finanziell nicht nur Mitgliedern anderer Kulturräume unter die Arme, betont Kalac. „Wir unterstützen auch Sportler aus deutschen Großfamilien.“ Er nennt das Beispiel eines „Deutschen, der arbeitet und fünf Kinder hat“. Als der eines Tages alle Kids zum Probetraining geschickt und anschließend gefragt habe, wer am meisten Talent besitze, weil er sich nur für ein Kind den Beitrag leisten könne, entschied der Verein, die vier anderen beitragsfrei aufzunehmen.

Diesem Ansatz wolle man weiter treu bleiben, solange es die wirtschaftlichen Ressourcen irgendwie erlaubten, verspricht Kalac. Zelebriert wurde das 20-jährige Bestehen nur im kleinen Kreis, mit einem Abendessen für die Mitglieder und Anfang Dezember mit dem „Nikolaus-Cup“ der Kampfkünste für die Kinder.

(Text: jedö)