Insolvenz von Galeria Karstadt-Kaufhof: Offenbachs OB Schwenke in Kontakt mit Unternehmensführung

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Die Frankfurter Straße mit Galeria Karstadt-Kaufhof. (Foto: SOH/Habermehl)

Seit Bekanntwerden der Insolvenz der Warenhauskette Galeria Karstadt-Kaufhof verschafft sich Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke einen Überblick über die Lage und sucht den Austausch mit anderen möglicherweise betroffenen Städten, um zu klären, ob es für die Stadt Einflussmöglichkeiten gibt.

„Die zwei entscheidenden Punkte hat die Stadt nicht in der Hand: Wie viele Menschen kaufen bei Kaufhof ein und welche Miete verlangt der Vermieter“, macht OB Schwenke klar, wo die Grenzen der Stadt liegen. „Für ein attraktives Angebot ist das Management von Kaufhof verantwortlich, für realistische Mieten die Gebäudeeigentümer“, betont Schwenke und ergänzt: „An keinem Beispiel sieht man deutlicher, dass nicht nur Offenbach, sondern alle Städte Probleme in den Innenstädten haben, weil die Menschen eben viel mehr im Internet kaufen. Deshalb ist klar: Die Läden wie früher werden nicht zurückkommen. Wir brauchen deshalb auch andere Angebote als Grund, in die Innenstadt zu kommen.“

Unmittelbar nach Bekanntwerden der Insolvenz hatte sich OB Schwenke statt öffentlicher Apelle bereits direkt an den Deutschlandchef von Galeria Karstadt-Kaufhof gewandt. Schwenke und die Leiterin der Wirtschaftsförderung, Bozica Niermann, hatten anschließend ein Gespräch mit Miguel Müllenbach, Geschäftsführer von Galeria Karstadt-Kaufhof Deutschland. Schwenke und Niermann nutzten das Gespräch vor allem, um die Potenziale Offenbachs deutlich zu machen: Die Bevölkerung der Stadt wächst, die Anzahl der Beschäftigten am Wohnort, die sozialversicherungspflichtig sind, ist auf 56.000 angestiegen – Tendenz weiter steigend. Mit ihrem Zukunftskonzept hat die Stadt eine klare Strategie zur Entwicklung der Innenstadt auf den Weg gebracht, um die Innenstadt mit neuen Angeboten zu stärken und zu einem zukunftsfähigen Standort zu entwickeln. Auch auf die geplante Verlagerung der Stadtbibliothek in die Fußgängerzone, die baulichen Entwicklungen rund um den Marktplatz und das ab Februar geplante Gutscheinprogramm der Stadt wiesen sie hin. Schwenke war ausdrücklich dafür, Kaufhof solle am Gutscheinprogramm teilnehmen. Müllenbach versprach, dies zu prüfen.

Austausch zwischen Bundesregierung und betroffenen Städten

Anfang Dezember nahmen Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke und die städtische Citymanagerin Birgitt Möbus dann an einem zweistündigen Video-Austausch mit Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, und Vertretern aus weiteren betroffenen Städten sowie Verbänden teil. Dabei ging es um die Auswirkungen einer möglichen Schließung von Filialen für die Innenstädte und um die Frage, wie Warenhausstandorte umgewandelt werden können. Schwenke erklärt den Sinn: „Auch wenn wir bis zuletzt sowohl im Sinne der Beschäftigten als auch für unsere Stadt hoffen, dass es eine Rettung für Kaufhof in Offenbach geben wird, bereiten wir uns darauf vor, für alle Entscheidungen gerüstet zu sein. Dabei hilft es auch zu sehen, welche Ideen andere Städte haben.“

Während der Videokonferenz mit der Bundesministerin vertrat Hilmar von Lojewski vom Deutschen Städtetag sehr deutlich die Auffassung, dass es auch Korrekturen bei den zu hohen Mietpreisen für Warenhäuser geben müsse.

Mit Blick auf zukünftige Angebote in den Fußgängerzonen plädierten sowohl der Handelsverband Deutschland (HDE) als auch der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) für eine Aufrechterhaltung publikumswirksamer Nutzungen und Einzelhandelsflächen. Vorstellbar sei beispielsweise eine Mischnutzung mit Verkaufsflächen in der ersten und zweiten Etage und darüber Wohnungen, Dienstleistungen und Büros. Hier seien individuelle Lösungen gefragt. Der Deutsche Städtetag sprach sich für leichtere Umnutzungsverfahren aus. Zusätzlich könnten verbliebene Fördermittel für Innenstadtprojekte in einen Notfallfonds fließen, um in konkreten Einzelfällen geeignete Maßnahmen ergreifen zu können.

Im Anschluss an den regen Austausch kündigte Bundesministerin Geywitz einen weiteren Workshop für die betroffenen Städte an, sobald Anfang des nächsten Jahres die Entscheidungen zu den Karstadt- und Kaufhof-Filialen getroffen wurden.

Oberbürgermeister Schwenke wird sich nun im Januar auch mit den Gebäudeeigentümern treffen, um zu klären, welche Vorstellungen sie haben und zugleich dafür werben, dass sie nach einem Kompromiss bei der Miethöhe suchen. Denn der Erhalt von Kaufhof bleibt bis zuletzt die Wunschvariante für den OB, sowohl im Interesse der Beschäftigten als auch im Interesse der Stadt.

(Text: PM Stadt Offenbach)