Seit 50 Jahren im Einsatz für die deutsch-italienischen Beziehungen in Obertshausen

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Seit 50 Jahren unterrichtet Ferdinando Tallarico (Mitte) an der Volkshochschule Obertshausen Italienisch. Aus diesem Grund gratulierten Obertshausens Bürgermeister Manuel Friedrich (rechts) und Generalkonsul Andrea Sama dem Jubilar. (Foto: Christina Schäfer/Stadt Obertshausen)

Es ist ein besonderes Jubiläum, welches Ferdinando Tallarico jüngst in munterer Runde feierte: Seit 50 Jahren unterrichtet er an der Volkshochschule (vhs) Obertshausen – ehemals Volksbildungswerk – Italienisch. In seinen Kursen geht es bei Weitem nicht nur ums pure Vokabel pauken. Ferdinando Tallarico bringt seinen Teilnehmerinnen und Teilnehmern das italienische Lebensgefühl näher, er berichtet von der Geschichte des Landes und seiner Kultur. Bei so viel Engagement und Enthusiasmus macht es den Kursteilnehmenden Spaß, eine neue Sprache zu lernen. Und so feierten diese gemeinsam mit ihrem Professore Tallarico in den Räumen der Joseph-von-Eichendorff-Schule. Satt Unterricht gab es an diesem Tag italienisches Büfett.

Unter den Gästen waren neben dem italienischen Generalkonsul Andrea Sama auch Bürgermeister Manuel Friedrich, Fachbereichsleiter Jürgen Hofmann und vhs-Mitarbeiterin Natalia Calaciura. „Es ist schön, dass wir dieses besondere Jubiläum hier in den Räumen der Schule feiern können. Dieser Ort ist ein wichtiges Zeichen dafür, dass uns Bildung wichtig ist“, betonte der Rathaus-Chef. Er überbrachte die Glückwünsche des Magistrats der Stadt Obertshausen und gleichzeitig den Dank für den engagierten Einsatz an der vhs. „Es ist etwas Hervorragendes, dass ein Mann solange lehrt“, sagte Generalkonsul Andrea Sama und führte weiter aus, dass dies auch wichtig für die deutsch-italienische Beziehung sei.

Ferdinando Tallarico bedankte sich für die Glückwünsche und Worte der Wertschätzung aus dem italienischen Generalkonsul und dem Obertshausener Rathaus. Gleichzeitig blickte der vhs-Kursleiter auf sein Leben. 1947 wurde er in Verzino, einem kleinen Bergdorf in der Provinz Crotone, geboren. Dort wuchs er auf und kehrt jedes Jahr im Sommer dorthin zurück, um Freunde und Verwandte zu besuchen. Nach seiner Schulzeit studierte Ferdinando Tallarico erst in Bari dann in Urbino, wo er 1978 in Literatur-und Geschichtswissenschaften promovierte.

„Meine Geschichte in Deutschland begann im Januar 1970, als ich das erste Mal nach Deutschland kam, um meinen in Hamburg lebenden Bruder zu besuchen“, berichtete Ferdinando Tallarico. „Ich wollte ein bisschen arbeiten und anschließend nach Italien zurückkehren, um mein Studium an der Universität weiterzuführen.“ Doch es kam anders: Er fand eine feste Arbeitsstelle. In dieser Zeit hatte er Kontakt zu vielen Italienern.

In den deutschen Schulen wurden damals „Vorbereitungsklassen“ für die Gastarbeiterkinder eingeführt. Darin sah der Italiener für sich eine Chance: Er bewarb sich und erfuhr einige Tage vor seiner Abreise nach Italien, dass er an der Goetheschule in Mühlheim anfangen konnte. Trotz allem war es kein einfacher Start in der neuen Heimat. „Am 13. April 1970 fand ich mich, im Alter von 23 Jahren, ohne die deutsche Sprache zu beherrschen, ohne Freunde und Familie, in einer fremden Stadt wieder, deren Namen ich nie gehört hatte und nicht mal aussprechen konnte.“ Und doch erinnert sich Ferdinando Tallarico an einen herzlichen Empfang am ersten Schultag. „Ich hatte das Glück 40 Jahre lang, die italienische Sprache und die italienische Kultur zu unterrichten und an die Kinder der zahlreichen italienischen Gastarbeiter im Offenbacher Raum weiterzugeben und ihnen somit die Möglichkeit zur Integration als europäischer Bürger zu geben“, berichtet Ferdinando Tallarico nicht ohne Stolz.

Neben seiner Tätigkeit an der Schule begann Ferdinando Tallarico 1971 auch an der Volkshochschule (vhs) Obertshausen zu lehren. „Ich war 24 und ziemlich aufgeregt“, gesteht der sympathische Mann. Bei ihm lernten auch viele Obertshausener Geschäftsleute die italienische Sprache. „Sie brauchte es nicht nur für den Urlaub, sondern auch für ihre Geschäftsbeziehungen.“

Seit vielen Jahren organisiert Ferdinando Tallarico zudem kulturelle Reisen nach Italien – zum Beispiel mit der vhs Obertshausen dreimal in die Toskana oder privat in seine Heimatregion Kalabrien. 2015 bekam der Lehrer aus Leidenschaft den Rittertitel „Cavaliere dell’Ordine delle Stella d’Italia“ verliehen. Der Titel ist eine Anerkennung für Verdienste im Rahmen des sozialen und kulturellen Engagements und der Förderung des deutsch-italienischen Verhältnisses.

Seit 1980 ist Ferdinando Tallarico mit meiner Frau Hedwig verheiratet. Auch sie und ihr gemeinsamer Sohn Giulio gehörten zu den Gästen anlässlich des Jubiläums.

(Text: PM Stadt Obertshausen)