Asklepios Neurologische Klinik Falkenstein: Fachklinik mit Ambitionen

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Geschäftsführerin Stefanie Bauer (Foto: LPR)

Die Asklepios Neurologische Klinik Falkenstein versorgt Schlaganfall- und neurologisch schwersterkrankte Patienten und macht zahlreiche Angebote zur Rehabilitation. In Zukunft will Geschäftsführerin Stefanie Bauer stärker auf Intensivmedizin und die Erweiterung des Versorgungsangebots setzen.

Auf Größe allein kommt es nicht an. Die medizinische Kompetenz ist für ein Krankenhaus noch wichtiger. Über 177 Betten verfügt die Asklepios Neurologische Klinik Falkenstein im gleichnamigen Stadtteil von Königstein im Taunus. Das ist zwar weniger, als manches Akutkrankenhaus vorweisen kann, für eine Fachklinik aber schon recht viel. Jedenfalls wissen die Patienten die Expertise der dort tätigen Ärzte und des Pflegepersonals zu schätzen: Aus einem Umkreis von rund 150 Kilometern und darüber hinaus kommen nach Angaben von Geschäftsführerin Stefanie Bauer die Patienten, die in der Asklepios Neurologischen Klinik Falkenstein behandelt werden.

Der Begriff Neurologie bezeichnet die Lehre von den Krankheiten des zentralen Nervensystems, das sich beim Menschen vom Gehirn bis zu den Armen und Beinen erstreckt und somit den gesamten Körper umfasst. Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben, aber auch Patienten, die ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten haben, das oft die Folge von schweren Arbeits- oder Verkehrsunfällen ist, benötigen die Hilfe eines Neurologen ebenso wie Menschen, die an Multipler Sklerose oder der Parkinson-Erkrankung leiden. Bei allen Unterschieden der einzelnen Krankheitsbilder ist ihnen doch eins gemeinsam: Sie können gravierende Nervenstörungen hervorrufen.

Standort kann eine lange Krankenhaus-Tradition

1999 wurde die Asklepios Neurologische Klinik in idyllischer Hanglage in Falkenstein eröffnet. Der Standort kann eine lange Krankenhaus-Tradition vorweisen: Schon 1874 gab es dort eine Heilanstalt für Lungenkranke. 1909 weihte Kaiser Wilhelm II. eine Heilanstalt für kaiserliche Offiziere ein. Von 1964 an befand sich dort die „Taunusklinik“, die ebenfalls bereits neurologische Patienten behandelte. Die heutige Asklepios Neurologische Klinik mit sechs Stationen nimmt mehr als 1500 Patienten im Jahr auf, davon rund 800 mit Schlaganfall.

Neurologische Fachkliniken seien in Hessen „Mangelware“, hob Bauer hervor. So gebe es etwa in Frankfurt direkt kein stationäres Angebot dieser Fachrichtung. Weil neurologische Plätze eigentlich immer gesucht werden, ist die Asklepios Neurologische Klinik Falkenstein nach den Worten der Geschäftsführerin stets gut ausgelastet: Man habe keine Probleme, Patienten zu bekommen, sondern müsse personell die Herausforderung meistern, alle Patienten adäquat unterzubringen und zu versorgen. Daher wird die Belegung an die personelle Kapazität angepasst geplant und umgesetzt.

Drei Phasen der Behandlung

Menschen, die einen Schlaganfall erleiden, werden in der Regel zuerst auf der Intensivstation eines Akutkrankenhauses behandelt. Fachleute sprechen hier von der Phase A. Im Idealfall verfügt die Akutklinik über eine sogenannte „Stroke Unit“, also eine Spezialstation für Schlaganfälle. Auch Unfallopfer mit Schädel-Hirn-Trauma werden zunächst in ein Akutkrankenhaus zur Behandlung gebracht. Dem Aufenthalt dort folgt die neurologische Frührehabilitation, Phase B genannt, in spezialisierten Fachkliniken wie der Asklepios Neurologischen Klinik Falkenstein, wo dafür eine eigene Akutstation zur Verfügung steht. Die Patienten sind zu diesem Zeitpunkt in der Regel noch bettlägerig und bedürfen intensiver Pflege. Ein Teil von ihnen musste vorher beatmet werden oder erhielt eine künstliche Luftröhre, ein sogenanntes Tracheostoma, was ständige Überwachung am Monitor erforderte. Die Zahl der Betten für Patienten der Phase B in der Falkensteiner Klinik erhöhte sich im vergangenen Jahr um 22 auf 77. Den Erweiterungs-Neubau förderte das Land Hessen mit drei Millionen Euro; den Rest finanzierte Asklepios aus eigenen Mitteln.

Schlaganfälle treten besonders häufig bei älteren Menschen auf. Kann der Patient wieder selbständig aufstehen, mit dem Rollator gehen, selbständig atmen, wieder sprechen und essen, verringert sich die erforderliche Pflegeintensität. Dies ist der Zeitpunkt, an dem sich der neurologischen Frührehabilitation die neurologische Rehabilitation, die sogenannte Phase C, anschließt. Auch sie gehört zum Leistungsspektrum der Asklepios Neurologischen Klinik Falkenstein. 100 Betten stehen dafür bereit. Nach Angaben von Bauer bleiben die Schlaganfall-Patienten zwischen 30 Tagen und mehreren Monaten in der Falkensteiner Klinik. Anschließend werden sie nach Hause oder in eine weiterbetreuende Einrichtung, etwa in ein Pflegeheim oder ins betreute Wohnen, entlassen. Viele Patienten lebten auch schon im Pflegeheim, als der Schlaganfall bei ihnen auftrat. Bei Patienten, die an Multipler Sklerose oder Parkinson leiden, kann der Hausarzt ebenso wie die behandelnde Akutklinik bei der Krankenkasse gleich einen Antrag auf neurologische Rehabilitation (Phase C) stellen.

Neben Chefarzt Dr. Martin Voß, der Facharzt für Neurologie ist, sind an der Falkensteiner Klinik sechs Oberärzte tätig: drei Neurologen, zwei Internisten und eine Neurochirurgin. Insgesamt 300 Mitarbeitern werden dort beschäftigt. Neben den rund 20 Ärzten gehören dazu vor allem Pflegekräfte und Therapeuten: Allein etwa 60 Mitarbeiter machen den Patienten unterschiedliche Therapieangebote wie Sprach-, Physio- und Ergotherapie sowie Neuropsychologie. Dabei geht es darum, dass die Patienten so viel wie möglich von ihrer früheren Selbständigkeit zurückgewinnen. In der Phase B sollen sie mindestens 300 Therapieminuten am Tag absolvieren. In der Phase C sind täglich drei oder vier Therapieeinheiten zu jeweils 30 bis 60 Minuten vorgesehen.

Exzellenzcenter für Therapie-Robotik

Die Asklepios Neurologische Klinik Falkenstein ist ein Exzellenzcenter für Therapie-Robotik. Dabei setzen die Ärzte und Therapeuten verschiedene Groß- und Kleinroboter ein, um die manuelle Therapie zu unterstützen. Ein spezielles Laufband ermöglicht es etwa, sich ändernde Untergründe zu simulieren. Mittels Videoprojektion lassen sich Schrittfolgen nachvollziehen. Ein Roboter hilft Patienten, deren Beine aufgrund einer Nervenschädigung den Dienst versagen, wieder zu laufen, indem er die Beine führt: Der Patient hängt dabei in einer Art Korsett; der Roboter aktiviert bei den Übungen die Nervenstränge wieder. Auf diese Weise absolviere der Patient deutlich mehr Schritte, als er mit einem Therapeuten laufen könne, sagte Bauer. Patienten, die ihren Arm oder ihre Hand aufgrund einer Lähmung nicht mehr bewegen können, profitieren von einem anderen Roboter: Das Gerät unterstützt dabei, die Bewegungsfreiheit des Arms und die Feinfühligkeit zurückzuerlangen.

Durch die Bewegungen werden die Nerven stimuliert. Die meisten Patienten könnten einen gewissen Grad an Selbständigkeit zurückgewinnen, hob Bauer hervor. Allerdings komme es immer darauf an, wie schwer die Schädigung vorher gewesen sei. Die Klinik lebe „von sehr komplexen Patienten und von sehr schönen Therapieerfolgen, die manchmal relativ klein scheinen, für den Patienten aber einen ganz großen Schritt ausmachen“.

Bauer, 38 Jahre alt und in Sankt Pölten in Österreich geboren, ist seit 2019 Geschäftsführerin der Asklepios Neurologische Klinik Falkenstein. Berufserfahrung sammelte sie zuvor in einer katholischen Klinik in Niedersachsen und bei einem privaten Krankenhausträger, ehe sie für mehrere Jahre zu Kliniken in der Schweiz und in Österreich wechselte. 2017 kam sie zu Asklepios und wirkte als stellvertretende Geschäftsführerin an den Kliniken in Bad Wildungen, ehe sie die ihre heutige Position in Falkenstein übernahm.

Exoskelett, hilft, selbständig zu gehen

Die Verbindung zum Krankenhauswesen liegt in der Familie: Die Mutter war, die Schwester ist in der Pflege tätig. Als Bauer in Falkenstein anfing, habe es dort gerade einen Roboter gegeben, erinnert sie sich. Seither kamen weitere hinzu. Heute verfüge die Klinik über drei Großgeräte, ein sogenanntes Exoskelett, das hilft, selbständig zu gehen, und fünf Armeo-Spring-Handtherapiegeräte. Dafür wurden ein Arm- und ein Ganglabor eingerichtet.

Für die Zukunft hat sich Bauer einiges vorgenommen: Mit dem 2022 eröffneten Erweiterungsgebäude seien die baulichen Voraussetzungen geschaffen worden, „perspektivisch“ auch Intensivmedizin wie in den Schwesterkliniken Bad König und Bad Salzhausen anbieten zu können. Konkret heißt dies: Die Falkensteiner Klinik möchte gerne auch Phase-B-Akutpatienten aufnehmen, die nach einem Schlaganfall noch an eine Beatmungsmaschine angeschlossen sind und intensivmedizinisch betreut werden müssen.

Ausbau der IT-Netzwerke, Digitalisierung, einfachere und für die Mitarbeiter attraktivere Arbeitsabläufe: Auch diese Stichworte stehen auf Bauers Liste, mit denen sich die Asklepios Neurologische Klinik Falkenstein in der nächsten Zeit beschäftigen müsse. Weiterhin wolle man einen wichtigen Versorgungsschwerpunkt für die Region bilden: Die Klinik strebe an, sich in Richtung Intensivmedizin zu entwickeln und „am Standort ‚das‘ fachliche neurologische Zentrum im Rhein-Main-Gebiet zu werden“, machte Bauer deutlich. Wichtiges Thema sei dabei der Fachkräftemangel: Man müsse möglichst attraktiv für potentielle Mitarbeiter sein, die überlegten, in der Falkensteiner Klinik zu arbeiten. Die Konkurrenz der Krankenhäuser in der Region um das Fachpersonal sei sehr groß. Auch in Zukunft müsse man eine Qualität bieten, die die Patienten überzeuge, sich für die Falkensteiner Klinik zu entscheiden. Wäre es nötig, das Haus dafür ein weiteres Mal zu vergrößern? „Erst einmal nicht“, sagte Bauer. Bei Bedarf könnte der Erweiterungs-Neubau aber aufgestockt werden.

Neurologie „kein einfaches Fach“

Neurologie ist nach Bauers Worten „kein einfaches Fach“. Manche Patienten könnten sich im Bett nicht umdrehen und müssten umgelagert werden, damit sie sich nicht wundliegen. Für die Pflegekräfte sei dies auch körperlich herausfordernd. Zudem sei der Erfolg der Therapie nicht immer garantiert. Man lerne, die kleinen Erfolge zu schätzen; dies sei „das Bewegende an der Arbeit hier in der Klinik“. Man könne für die Neurologie eine „große Leidenschaft“ entwickeln, machte Bauer deutlich. Durch die lange Aufenthaltsdauer der Patienten habe man sehr dankbare Patienten und Angehörige, „die man auf einem sehr intensiven Lebensweg begleiten darf“. Die Tätigkeit in der Neurologie habe Sinn: Man sei „nicht nur systemrelevant, sondern wir sind einfach wichtig für die Gesellschaft“. Bauer sprach von einer „sehr befriedigenden Aufgabe“.

(Text: PM LPR)