Mit Gefäßerkrankungen ist nicht zu spaßen: Nicht zögern, Arzt aufsuchen

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Im Bild (v.l.): Professor Dr. Dr. Konstantinos Donas, der Chefarzt der Klinik für Gefäß-Chirurgie der Asklepios Klinik Langen und Professor Dr. Dr. Ernst Hanisch, früherer Ärztlicher Direktor und ehemaliger Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Endokrine Chirurgie der Asklepios Klinik Langen. (Foto: LPR)

Bei einer Informationsveranstaltung im evangelischen Gemeindehaus in Rodgau-Dudenhofen gab Professor Dr. Dr. med. Konstantinos Donas, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie der Asklepios Klinik Langen, mehr als 100 Besuchern einen Einblick in die unterschiedlichen Behandlungsmethoden von Gefäßerkrankungen.

Gefäßerkrankungen sollte niemand auf die leichte Schulter nehmen, denn sie haben manchmal dramatische Folgen. Das Spektrum ist breit: Wenn im Gehirn eine Ader platzt oder die Halsschlagader verstopft ist, kann dies einen Schlaganfall hervorrufen. Eine Erweiterung der Bauchschlagader, Aneurysma genannt, kann platzen; der Betroffene schwebt dann in Lebensgefahr. Auch plötzliche starke Schmerzen in Wade oder Oberschenkel, die beim Laufen schon nach kurzer Wegstrecke auftreten, deuten möglicherweise auf eine ernsthafte Gefäßerkrankung hin. Mediziner sprechen hier von der „Schaufensterkrankheit“: Betroffene halten an und geben vor, sich die Auslagen von Geschäften anzuschauen. Der diabetische Fuß mit offenen Wunden gehört gleichermaßen zum medizinischen Fachgebiet der Gefäßmedizin. Sucht der Patient zu spät ärztliche Hilfe, droht eine Amputation.

Er sehe den Patienten immer „als eine Einheit“, verriet Professor Dr. Dr. Konstantinos Donas, der Chefarzt der Klinik für Gefäß-Chirurgie der Asklepios Klinik Langen, bei einer Informationsveranstaltung im evangelischen Gemeindehaus von Rodgau-Dudenhofen, bei der der Mediziner kürzlich über das Thema Gefäßmedizin und Gefäßchirurgie referierte. Aus welchem Grund ein Patient auch immer zu ihm komme: Er nehme in jedem Fall eine Ultraschall-Untersuchung der Halsschlagader, der Bauchschlagader und der Beine vor, ehe er eine Diagnose stelle, machte Donas deutlich. Den mehr als 100 meist älteren Besuchern gab der Mediziner einen Rat: Bei Hinweisen auf eine Gefäßerkrankung und Beschwerden, die damit zu tun haben könnten, sollte man sofort einen Arzt konsultieren, der den Fall beurteilen und das weitere Vorgehen festlegen könne. Donas ist sowohl an der Asklepios Klinik Langen als auch an der Asklepios Klinik Seligenstadt tätig und bietet an beiden Standorten Gefäß-Sprechstunden an. Seit kurzem sind Gefäß-Operationen nicht nur in Langen, sondern auch in Seligenstadt möglich.

Raucher stärker gefährdet

Manche Gefäßerkrankungen treten auf, ohne dass der Betroffene es merkt: Ein Aneurysma der Bauchschlagader fällt in der Regel erst bei einer Ultraschall-Untersuchung auf. Mediziner bezeichnen solche Erkrankungen als „Silent Killer“. Vor allem Männer im Alter über 65 Jahren sind betroffen. Manchmal verspürt der Patient Rückenschmerzen, deren Ursache zunächst rätselhaft bleibt. Bei der Untersuchung frage er den Patienten zuerst, ob er rauche, sagte Donas. Neben dem Alter spiele nämlich auch der Tabakkonsum eine wesentliche Rolle: Raucher seien wesentlich stärker gefährdet, dass bei ihnen ein Aneurysma auftrete, als Nichtraucher. Das Risiko bei Nichtrauchern bezeichnete Donas als „minimal“.

Wird eine Aussackung an der Bauchschlagader festgestellt, rät Donas nicht in jedem Fall zur sofortigen Operation. Bei einem sehr kleinen Aneurysma reiche es aus, erst einmal abzuwarten und den Patienten in regelmäßigen Abständen zu untersuchen. Schließlich stelle auch jeder Eingriff ein Risiko für den Patienten dar. Wenn das Aneurysma wachse, müsse man neu abwägen und entscheiden. Je mehr sich die Aussackung vergrößere, „desto kürzer sind die Abstände, in denen wir uns sehen“. Lässt sich ein Eingriff nicht mehr vermeiden, setzt Donas, wo immer es geht, auf minimal-invasive Techniken, bei denen auf große Schnitte verzichtet werden kann. Winzige Inzisionen von der Leiste her reichen oftmals aus, um eine Prothese in der Arterie anzubringen. Das Blut wird danach nicht mehr durch das Aneurysma, sondern durch die Prothese geführt. Ob eine Verengung der Halsschlagader vorliegt und ein Schlaganfall droht, lässt sich ebenfalls durch eine Ultraschall-Untersuchung abklären.

Individuelle Therapie

Donas stammt aus Athen; schon sein Vater war Gefäßchirurg. Er folgte dem Beispiel, studierte in Wien, war anschließend an Kliniken in Köln, Zürich und Münster tätig und wurde zum Professor an der Universität Münster berufen. Anfang 2020 wechselte er als Chefarzt an die neu eingerichtete Klinik für Gefäß-Chirurgie der Asklepios Klinik Langen.
Seit drei Jahren biete man an den Asklepios Kliniken in Langen und Seligenstadt das „Konzept aus einer Hand“ an, hob Donas bei seinem Vortrag hervor. Man versuche, dem jeweiligen Patienten je nach dessen Alter und der Schwere seiner Erkrankung eine ganz individuelle Therapie anzubieten. Die Patienten profitierten davon. Viele Verengungen und Blutgerinnsel ließen sich minimal-invasiv beseitigen. Bei einem sehr langen Verschluss etwa der Oberschenkelader könne man zwar auch einen Bypass, eine Umleitung, legen. Dies bedeute jedoch einen großen invasiven Eingriff. Alternativ sei ein minimal-invasiver Eingriff ohne großen Schnitt möglich: Dabei werde ein Katheter mit rotierender Spitze eingeführt, die die Kalkablagerungen im Gefäß zertrümmere. „Das kann man mit örtlicher Betäubung machen; der Patient kann am nächsten Tag nach Hause gehen“, sagte Donas. Falls nötig, könne man später immer noch einen Bypass legen, „aber ich habe das erst einmal verschoben, und vielleicht brauche ich das gar nicht“.

Bei einer Verkalkung der Halsschlagader sei für ihn allerdings eine „offene“ chirurgische Therapie die erste Empfehlung, ließ Donas erkennen: Ein minimal-invasiver Eingriff so nahe am Gehirn berge nämlich das Risiko, dass gerade damit ein Schlaganfall ausgelöst werde. Diabetikern mit offenen Wunden an den Füßen empfahl Donas dringend, die Gefäß-Sprechstunde aufzusuchen, um eine Wundinfektion und eine spätere Amputation zu vermeiden.

Genetische Risikofaktoren

Zahlreiche Besucher der Veranstaltung nutzten die Gelegenheit, Fragen zu stellen – etwa die, ob es auch eine genetische Disposition für Gefäßerkrankungen gebe. Professor Dr. Dr. Ernst Hanisch, früherer Ärztlicher Direktor und ehemaliger Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Endokrine Chirurgie der Asklepios Klinik Langen, der die Veranstaltung moderierte, bejahte dies. Für Gefäßerkrankungen gebe es grundsätzlich genetische Risikofaktoren. Im Gespräch mit dem Patienten über dessen aktuelle Beschwerden mache man als Arzt immer eine Familien-Anamnese: Dabei frage man nach Erkrankungen von Eltern und anderen Familienangehörigen, um festzustellen, ob bei dem Patienten ein größeres Risiko vorliege.

An der Asklepios Klinik Langen wird nach den Worten von Donas gerade ein Hybrid-Operationssaal gebaut. Die Geräte, die dort zum Einsatz kommen, werden es ermöglichen, kleinste Gefäße mit wenig Bestrahlung noch besser zu visualisieren. Komplexe Eingriffe werden dort minimal-invasiv, nur über kleine Inzisionen an der Leiste, auszuführen sein, ohne dass der Bauch- oder der Brustraum des Patienten geöffnet werden muss. Außerdem wird dort ein intravaskulärer Ultraschall zur Verfügung stehen. Donas und seine Kollegen können damit Gefäße von innen sehen und bekommen Informationen darüber, wie eng es an einer bestimmten Stelle einer Ader ist. Nach den Worten von Donas kann dabei auf Kontrastmittel verzichtet werden, was besonders für Patienten mit Nierenproblemen oder Kontrastmittelallergie von großem Vorteil sei.

(Text: PM LPR)