Sparkasse Dieburg vergibt Rekordwert an Krediten

480
Ramon Moral, Markus Euler und Kathrin Herr (v. l.) präsentierten für die Sparkasse Dieburg eine Geschäftsbilanz, die 2022 eine Rekordvergabe bei Krediten beinhaltete. (Foto: jedö)

Geschäftsbilanz: Nach Zinswende keine Strafzinsen mehr für hohe Einlagen auf dem Tagesgeld-Konto

Die Sparkasse Dieburg hat ihre Bilanz zum Geschäftsjahr 2022 präsentiert. Für die öffentlich-rechtliche Universalbank mit Geschäftsgebiet im Ostkreis Darmstadt-Dieburg sowie in Rödermark und Rodgau stellten Vorstandsvorsitzender Markus Euler, sein Stellvertreter Ramon Moral sowie Kathrin Herr (Abteilungsdirektorin Kommunikation und Vertrieb) nicht nur die nackten Zahlen zu den vergangenen zwölf Monaten vor, sondern erläuterten auch Einflüsse von Megatrends wie Zinswende, Inflation und konjunktureller Abkühlung.

Ein Überblick über zentrale Fakten, die jüngsten Entwicklungen und die Perspektiven.
Wie viele Menschen arbeiten bei der Sparkasse Dieburg?

Im gesamten Geschäftsgebiet und über alle Bereiche hinweg beschäftigte die Sparkasse Dieburg Ende 2022 insgesamt 446 Mitarbeiter. Das waren zwölf weniger als 2021. Zur Belegschaft gehören derzeit 32 Auszubildende. „Auch wir suchen gute und motivierte Leute“, beschrieb Markus Euler, dass die von den Kommunen im Geschäftsgebiet sowie vom Landkreis Darmstadt-Dieburg über einen Zweckverband getragene Anstalt gerne neues Personal einstellen würde. Ausdrücklich offen sei man dabei auch für Quereinsteiger.

Wie sehen die wichtigsten bilanziellen Eckdaten für 2022 aus?

Die Bilanzsumme über alle Sparten hinweg betrug im vergangenen Jahr rund 3,2 Milliarden Euro, 2,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Das Betriebsergebnis belief sich auf 27 Millionen Euro, der Nachsteuer-Gewinn fiel von 7 auf 3 Millionen Euro. Dies habe vor allem mit Kurswert-Abschreibungen auf Zinspapiere zu tun, was aber nur „temporäre Bewertungsaspekte“ seien, erläuterte Euler. Bei anderer Berechnung – dann allerdings unter Mitschleppen „stiller Lasten“ in die Folgejahre – hätte man aktuell einen höheren Bilanzgewinn ausweisen können. In späteren Jahren werden die schon jetzt vorgenommenen Abschreibungen im Umkehrschluss aber nicht mehr nötig, was dann positiv auf eine höhere Marge einzahlen wird. Jetzt jedoch sind dadurch erstmal auch die Gewerbesteuer-Zahlungen der Sparkasse gesunken. Das gemeinnützige Engagement aus Spenden, Sponsoring und Stiftungsmitteln blieb mit 420.000 Euro hingegen stabil.

Wie lief das Kreditgeschäft?

Wesentlich für die Profitabilität der Sparkasse Dieburg ist alljährlich der erwirtschaftete Zinsüberschuss aus dem Kreditgeschäft. Da ist es eine gute Nachricht, dass die Bank 2022 so hohe Kredite zugesagt hat wie noch nie zuvor: 450 Millionen Euro. Davon entfielen 235 Millionen auf Privatkunden, 133 Millionen auf Firmenkunden und der Rest auf Kommunen. „Das erste Halbjahr war ein außerordentlich gutes, im zweiten Halbjahr ist die Nachfrage schon deutlich zurückgegangen“, berichtete Ramon Moral. Den „erneuten Rekordwert“ an neu vergebenen Krediten (das Gesamtvolumen, mit dem Kunden bei der Sparkasse Dieburg verschuldet sind, beträgt nun 2,2 Milliarden Euro) hätten im Privatsektor vor allem die Investitionen in Wohneigentum erzeugt.

Was bedeutet die Zinswende des vergangenen Jahres fürs Geschäft?

Euler wie Moral gaben zu, dass auch sie mit einem solch stark gestiegenen Leitzins der EZB und seinen Folgen fürs Geschäftsmodell praktisch aller Banken nicht gerechnet hatten. „Das war eine fulminante Rückkehr der Zinsen“, so Euler. Zuvor habe man ein Jahrzehnt lang Null- oder gar Minuszinsen verzeichnet.

Die Strafzinsen für hohe Sichteinlagen – etwa auf dem Tagesgeldkonto – hat die Sparkasse Dieburg wieder abgeschafft, verzinst dortige Guthaben aber noch nicht wieder positiv. Zwar liegen die Zinsen auf Festgeld-Verträge nun wieder höher (zum Beispiel bei 1,5 Prozent für eine Anlage auf zwei Jahre), bei den Immobilienkrediten ist der Anstieg aber noch stärker.
Deshalb wird der Wind auf dem Immobilienmarkt nach Ansicht der Sparkasse auch in der boomenden Region Darmstadt-Dieburg abflauen. Neben den höheren Zinsen dürfte auch die im Bausektor noch höher als allgemein ausfallenden Preissteigerungen dämpfend auf neue Bauvorhaben wirken, sowohl von Privatpersonen als auch professionellen Bauträgern. Schon voriges Jahr war der Wert der von der Sparkasse vermittelten Immobilien von 34 auf 29 Millionen Euro etwas gesunken. Von einem Einbruch geht das Institut allerdings nicht aus, „dafür ist die Region einfach zu attraktiv“, so Moral.

Was passiert 2023 im Filialnetz?

Die Phase der Schließung kleiner Filialen und SB-Standorte ist bei der Sparkasse Dieburg fürs Erste vorüber. 2023 soll keine Filiale geschlossen werden, lediglich ein Geldautomat in der Groß-Umstädter Innenstadt abgebaut werden. Unter anderem die Filiale in Groß-Zimmern wird zur „Nachbarschaftsfiliale“ ertüchtigt, wozu unter anderem ein großer Tisch zum Austausch örtlicher Akteure auch jenseits von Finanzthemen sowie Präsentationsflächen für lokale Vereine gehören. Eine solche „Filiale der Zukunft“ existiert beispielsweise bereits am Dieburger Marktplatz. Nachdem 2022 am Morgen des 24. Dezembers mit einem Schrecken geendet hatte, als Kriminelle in der Babenhäuser Servicestelle einen Geldautomaten gesprengt hatten, ist der 200 000 Euro hohe Schaden inzwischen behoben. In den Jahren zuvor hatte die Sparkasse Dieburg bereits Automatensprengungen in Schaafheim und Mosbach erlebt. Um hierbei noch bessere Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, fand vor wenigen Tagen ein Treffen mit dem Landeskriminalamt Hessen statt.

(Text: jedö)