Viertklässler am Brummi-Lenkrad: Unterricht der besonderen Art in Rödermark

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Matthias Schickedanz erklärte jedem Einzelnen geduldig und ganz praxisnah, was für den jeweiligen Chauffeur problematisch ist. (Foto: Stadt Rödermark)

Wenn ein knapp 20 Meter langer Lkw-Gigant von der Rödermärker Ordnungspolizei durch den Urberacher Ortskern eskortiert wird… Wenn der Fahrer des 40-Tonners dabei einige Manövrieraktionen mit zentimetergenauer Maßarbeit zu erledigen hat… Und wenn der Riese schlussendlich auf dem Festplatz am Feuerwehrhaus geparkt wird… Dann gibt es einen außergewöhnlichen Anlass. Anschauungs-Unterricht der besonderen Art für die vierten Klassen der Schule an den Linden war angesagt, nachdem der Laster zum Stehen gekommen war.

Möglich gemacht hatte das Szenario der Fuhrpark- und Präventionsmanager Matthias Schickedanz. Er ist auf Stichworte wie Schadensvorbeugung und Unfallverhütung im Hinblick auf den Lkw-Verkehr spezialisiert. Und wie’s der Zufall so will, besucht sein Sohn Luke die Schule an den Linden, was eine Gedankenbrücke zur Folge hatte. „Wenn Interesse besteht, könnte ich mit meinen Kontakten mal einen Brummi nach Urberach holen, um dort das Thema ‚Warnung vor dem toten Winkel‘ zu beleuchten.“ So bot Schickedanz seine Vermittlungsdienste an – und tatsächlich konnte das Projekt mit Hilfe der im bayerischen Niederwinkling ansässigen Spedition Semmer eingefädelt werden.

Die Firma, die Schulleitung, Lehrkräfte und kommunale Ordnungsbehörde: Alle Beteiligten zogen an einem Strang. So kamen die Viertklässler in den Genuss einer speziellen Unterrichtseinheit. Alle durften sie nacheinander die Führerkabine des XXL-Transporters besteigen und hinterm Lenkrad die imposante Aussicht auf sich wirken lassen.

Schickedanz erklärte jedem Einzelnen geduldig und ganz praxisnah, was für den jeweiligen Chauffeur problematisch ist. Denn trotz einer Vielzahl von Spiegeln, die rund um die Frontscheibe angeordnet sind, lässt sich das Geschehen in bestimmten Winkelbereichen nicht einsehen.

Dass die Thematik vornehmlich bei Abbiegemanövern manchmal brandgefährliche Situationen heraufbeschwört, dass es gelegentlich zu Unfällen (oft mit Radfahrern) kommt und dass im Extremfall auch Todesfälle bei derartigen Zusammenstößen zu beklagen sind: Das alles hatten die Mädchen und Jungen aus dem letzten Grundschuljahrgang bestimmt schon häufiger gehört. Doch die Perspektive am Steuer und auch neben dem Lkw, wo die potenziellen Gefahrenbereiche mit rot-weißen Flatterbändern markiert waren, führte das Ganze plastisch und direkt vor Augen.

Was theoretischer Unterricht nur ansatzweise schafft – das verdeutlichte Schickedanz mit nachdrücklichen Worten am PS-starken Objekt: „Wichtig ist immer, dass ihr Blickkontakt zum Fahrer aufnehmen könnt. Wenn das nicht möglich ist… Dann denkt an den toten Winkel, haltet ausreichend Abstand, macht langsam und seid vorsichtig.“

Fazit nach der Lehrstunde der besonderen Art: Alle konnten profitieren und waren zufrieden. Für die Klassen, die sich aktuell auf die Fahrrad-Führerscheinprüfung vorbereiten, kam die Schulung wie gerufen. Thematisch interessant, zum passenden Zeitpunkt: „Ein tolles Angebot, das uns hier gemacht wurde“, lobte Lena Smolik, die Klassenlehrerin der 4b.

Schickedanz fühlte sich in seiner Erwartungshaltung bestätigt: „Wenn man es den Kindern so unmittelbar erklärt, spürt man Resonanz und erzielt auch einen nachhaltigen Effekt. Es hat mich gefreut, dass die Stadtverwaltung so kooperativ an meiner Seite war. Vielen Dank dafür.“

Zwei Rödermärker Ordnungspolizisten, Christian Hauck und Alexander Voigt, flankierten das Projekt vom frühen Morgen bis zur Mittagszeit. Sie sorgten dafür, dass der Koloss sicher auf den Festplatz gelangte – und nach dem Info-Marathon wieder zur Stadtgrenze Richtung Autobahn.

(Text: PM Stadt Rödermark)