Rödermark: Neue Bücherei-Blüte nach Corona-Delle

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Der Lesefrühling 2023 kann kommen. Lisa Schmitt, die Leiterin der Rödermärker Stadtbücherei, bestückt regelmäßig Tische mit Literatur-Empfehlungen. (Foto: Stadt Rödermark)

Statistik für die Jahre 2019 bis 2022 vorgelegt

Endlich wieder Menschen, die die Bücherregale durchstöbern, wieder Kommen und Gehen an der Ausleihtheke, wieder ein gemütlicher Plausch im Lesecafé… Wer dieser Tage durch die Stadtbücherei Rödermark an der Trinkbrunnenstraße schlendert, beobachtet ein Frühlingserwachen im sprichwörtlichen Sinn. Das Rödermärker Haus der Literatur lebt spürbar auf. Die Fesseln der Corona-Hochphase wirken wie abgestreift. Geistige Anregung, Begegnung, Kommunikation: Der Anspruch ist wieder Realität, praktischer Alltag – und nicht bloß graue Theorie.

Wie sehr das wichtige Puzzleteil der örtlichen Kulturlandschaft unter den Kontakt-Beschränkungen im Zuge der Pandemie gelitten hatte, zeigt eine Statistik für die Jahre 2019 bis 2022, die von Büchereileiterin Lisa Schmitt erstellt wurde. Im Jahr vor dem Corona-Einschnitt wurden rund 25.500 Besucherinnen und Besucher im Bücherturm begrüßt. 2020 und 2021, als jeweils über viele Monate hinweg der Betrieb mit Publikum vor Ort komplett eingestellt werden musste, erfolgte keine Zählung der Köpfe, frei nach dem Motto „zu mickrig, nicht der Rede wert“.

Im vorigen Jahr, nach einer Zeit des vorsichtigen Wieder-Herantastens mit 3G-Vorgaben, kamen unterm Strich knapp 9.000 Gäste. Auffällig: Während es bei der Summe all jener Bücherfans, die in der Stadtbücherei regelmäßig stöbern oder zu Lesungen und anderen Sonderveranstaltungen dorthin kommen, eine deutliche Corona-Delle gab, verharrten die Ausleihzahlen auf einem relativ stabilen Niveau.

Jeweils zirka 80.000 ausgeliehene Medien im großen Spektrum vom gedruckten Wort über Hörbücher bis hin zu Musik- und Film-Angeboten: Diese Zahl nennt die Auswertung der Daten für die Jahre 2019, 2020 und 2022. Lediglich dazwischen, also 2021, war ein Knick nach unten auf rund 73.000 Ausleih-Vorgänge zu verzeichnen.

Trend hin zu mehr Onleihe ist unverkennbar

Dass mittlerweile gut ein Viertel der Büchereidienste über die Schiene namens „Onleihe“ abgewickelt wird, überrascht Lisa Schmitt und ihren Kollegen Bernhard Nowak nicht. Der Trend hin zu mehr Digitalisierung, der die Welt ein Stück anonymer macht und Phänomene wie Vereinzelung und Vereinsamung fördert, zieht sich quer durch alle gesellschaftlichen Bereiche. Freilich: Bequem und effizient ist das Lesestoff-Ordern per Mausklick allemal. Schmitt und Nowak registrieren die Entwicklung aufmerksam: „Unser Haus hat mittlerweile einige Leserinnen und Leser, die nur die Onleihe nutzen und keine Medien vor Ort ausleihen.“

Eine lebendige Institution, die das Begriffspaar „Service und Dialog“ in vielfältiger Weise bedient, will die Stadtbücherei trotz alledem bleiben. Welche Entwicklung lassen die Kennziffern aufschimmern? Wohin wird die Reise in den Jahren bis 2030 gehen? Bleibt der Lesetempel ein Magnet mit Breitenwirkung?

Auf all diese Fragen antwortet Schmitt verhalten optimistisch. Die Bibliothekarin betont: „Wir können mit unserem Angebot zugkräftig bleiben, wenn es gelingt, attraktive und bezahlbare Veranstaltungen zu organisieren. Parallel dazu sollte der Medienbestand interessant und ansprechend gehalten werden. Dafür muss langfristig und regelmäßig der Etat für Veranstaltungen und Neu-Anschaffungen angehoben und angepasst werden.“
Im laufenden Jahr stellt die Stadt einen Medien-Etat von knapp 16.000 Euro zur Verfügung. Damit, erläutert Schmitt, können die anfallenden Kosten für die Onleihe-Angebote gedeckt und rund 200 Bücher sowie einige Audio-Dateien beschafft werden. Was gekauft wird: Das kann das Lesepublikum im Rahmen einer regelmäßigen „Wunschbuch“-Befragung ein Stück weit selbst mitbestimmen.

Dass die Rahmenbedingungen schwierig sind, will Schmitt nicht verschweigen. Ihr Hinweis: „Durch steigende Papierpreise und die Inflation werden Bücher immer teurer. Das bedeutet, dass bei einem gleichbleibenden Etat tendenziell weniger Medien angeschafft werden können.“

(Text: PM Stadt Rödermark)