Asklepios Paulinenklinik Wiesbaden: Qualität und Patientenzufriedenheit in der Urologie

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Dr. Ralf Thiel (Foto: LPR)

Interview mit Dr. Ralf Thiel, Chefarzt der Asklepios Paulinenklinik Wiesbaden

Frage: Dr. Thiel, Sie sind nun fast 10 Jahre Chefarzt in der Paulinenklinik und sind gerade erneut mehrfach mit Ärztesiegeln ausgezeichnet worden. Sind Sie stolz auf Ihre Abteilung?
Thiel: Ja, selbstverständlich. Ich sehe die Auszeichnungen als Verdienst der gesamten Klinik an. Medizin ist Teamwork und viele tragen zum Erfolg bei – das geht vom Pförtner bis zum Chefarzt oder Geschäftsführer. Ohne gute Mitarbeiter wie Ärzten und Pflegepersonal sind keine Operationen oder sonstige Behandlungen möglich. In einem OP arbeiten schon mal 10 Leute Hand in Hand. Unsere jahrelangen Bemühungen um die Behandlungsqualität und Patientenzufriedenheit trägt langsam Früchte.

Frage: Hatten Sie denn in der vergangenen Corona-Situation noch genügend Mitarbeiter zur Verfügung?
Thiel: Da können wir im Moment nicht klagen. Die Arztstellen in der Urologie waren und sind alle besetzt und bei einer kürzlichen Stellenausschreibung haben sich fast 30 Assistenzärzte und –Ärztinnen aus ganz Deutschland beworben. Das spricht für unser hervorragendes Betriebsklima, aber auch für die Attraktivität der Region. Im Pflegebereich ist die Lage zum Teil noch angespannt, aber das betrifft heutzutage ja fast jede Branche. Natürlich kam und kommt es auch bei uns immer noch zu Ausfällen beim Personal durch Erkrankungen.

Frage: Sie haben die Urologie in Wiesbaden erheblich ausgebaut und die Paulinenklinik zu einer renommierten Fachabteilung entwickelt. Wie kam es dazu?
Thiel: Als ich 2014 hier anfing gab es nur eine kleine Quasi-Belegabteilung mit 6 Ärzten ohne Bereitschaftsdienst und etwa 700 stationären Fällen im Jahr. Wir haben sowohl baulich als auch personell und seitens des innovativen Spektrums tatsächlich viel geleistet und ausgebaut. Unser Ärzteteam ist auf 11 Kolleginnen und Kollegen angewachsen und die stationären Patientenfallzahlen gingen vor Corona an die 2000 pro Jahr. Jetzt sind weitere Baumaßnahmen vorgesehen, die noch in diesem Jahr insbesondere den zahlreichen ambulanten Patienten aller Abteilungen ein moderneres und gut strukturiertes ambulantes Behandlungszentrum bieten werden.

Frage: Das passt zum Thema „ambulant vor stationär“ und der sogenannten „Ambulantisierung der Medizin“ des Bundesgesundheitsministers?
Thiel: Richtig – darauf müssen sich die Kliniken einstellen. Viele kleinere Untersuchungen und Eingriffe werden künftig auch in der Urologie ambulant stattfinden wie z.B. Steinentfernungen oder kleinere Operationen an der Blase und Prostata. Aus medizinischer Sicht ist das auch gut möglich, braucht aber eine entsprechende Infrastruktur, da die Behandlungsqualität und Komplikationsraten darunter nicht leiden dürfen. Nicht jeder Patient ist für einen ambulanten Eingriff geeignet. Die Versorgung und Überwachung zu Hause muss auch gewährleistet sein.

Frage: Sie arbeiten bei einem privaten Krankenhausträger. Geht da nicht Kommerz vor Qualität?
Thiel: Ich bin seit 35 Jahren Arzt und seit über 20 Jahren Chefarzt und habe in meiner Laufbahn schon bei fast allen Krankenhausträgern gearbeitet, vom städtischen Haus über kirchliche Träger bis zu den sogenannten privaten Trägern. Die Unterschiede sind heutzutage sehr klein. Alle müssen versuchen, mit den knappen Ressourcen des Gesundheitswesens und den immer strengeren Reglementierungen zurechtzukommen. Es ist bei Asklepios aber nicht so, dass im medizinischen Bereich seitens der Betriebswirte eine Einflussnahme auf die ärztliche Entscheidung genommen würde. Allerdings wird schon sehr genau hingesehen, wofür das knappe Geld ausgegeben wird und dass ökonomisch hausgehalten wird. Das empfinde ich als verantwortlichen Umgang, aber nicht verwerflich.

Frage: Es heißt, dass die Krankenkassen immer weniger zahlen und häufiger sogar von den Kliniken Geld zurückverlangen?
Thiel: Das ist richtig. Sie sprechen den Medizinischen Dienst der Krankenkassen an. Dieser kontrolliert immer strenger die Notwendigkeit von Maßnahmen oder die Aufenthaltsdauer in einer Klinik. Da kann es schon mal sein, dass die Zahlung ganzer Behandlungstage gestrichen wird, nur weil die vorgegebene Verweildauer überschritten ist und ein 90-jähriger Patient länger bleiben musste als üblich. Aber ein Mensch ist halt keine Maschine und viele Erkrankungen verlaufen sehr individuell. Das bedeutet für uns Ärzte und unsere Geschäftsführung leider immer mehr Diskussionen mit den Kostenträgern.

Frage: Verleidet einem das nicht die Tätigkeit als Arzt?
Thiel: Ein bisschen schon. Am liebsten würde man sich als Chirurg ja im OP verkriechen oder sich nur um die Patienten kümmern. Aber das ist wie in vielen Berufen ein Wunschdenken. Mittlerweile verbringen Krankenhausärzte etwa 50% ihrer Tätigkeiten mit rein administrativen Aufgaben vornehmlich der Dokumentation. Trotzdem empfinde ich den Arztberuf nach wie vor als Berufung und den schönsten von allen.

Frage: Was liegt Ihnen noch am Herzen?
Thiel: Seit einigen Jahren engagiere ich mich auch außerberuflich für eine Reduktion der Plastikvermüllung unserer Umwelt. Erfreulicherweise nimmt dies auch in den Kliniken einen immer größeren Stellenwert ein. Der Anfall von Abfall in Kliniken und vor allem in Operationssälen – insbesondere von Plastikverpackungen von sterilen Einmalmaterial – ist dramatisch. Pro Patient fallen im Durchschnitt an einer deutschen Klinik fast 1 Tonne Abfall im Jahr an. Seit kurzem können Medizinprodukthersteller zum Recycling von hochwertigen Einmalgeräten bewogen werden und so Kosten und Umweltverschmutzung reduziert werden. Da bleibt aber noch viel zu tun.

(Text: PM LPR)