Offenbach: Sicherer und einfacher mit dem Rad auf der Waldstraße

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(Symbolfoto: Pixabay)

Magistrat stimmt Umgestaltung zu

Das Radfahren in Offenbach soll sicherer und einfacher werden. Hierzu hat der Magistrat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, dass auf der Waldstraße zwischen Bleichstraße und Hessenring/Friedrichsring für einen Probebetrieb jeweils ein Radfahrstreifen in jede Richtung eingerichtet werden soll. Sofern die Stadtverordneten dem Vorschlag folgen, soll der Probebetrieb für die Dauer von einem Jahr nach Ausschreibung und Vergabe der Markierungs- und Beschilderungsleistungen im Frühjahr 2023 starten. Das Projekt ist Teil des Maßnahmenkatalogs, den die Stadt nach dem gescheiterten Bürgerbegehren der Initiative Radentscheid Offenbach beschlossen hat.

Bürgermeisterin und Mobilitätsdezernentin Sabine Groß erläutert: „Eine zunehmende Anzahl von Menschen möchte schnell und sicher auch mit dem Fahrrad Wege zurücklegen und Eltern wollen ihre Kinder unbesorgt auf sicheren Wegen mit dem Rad beispielsweise in die Schule, zum Verein oder zu Freunden fahren lassen. Mehr Radverkehr bedeutet zugleich weniger Staus, weniger Luftschadstoffe, weniger Lärm und mehr Schutz für das Klima. Alle diese Ziele steigern die Lebensqualität in unserer Stadt. Deshalb ist es sinnvoll und geboten, neben dem automobilen Verkehr auch dem Radverkehr angemessenen Raum in unserer Stadt zu geben. Mit dem Probebetrieb an der Waldstraße setzen wir das erste größere Projekt aus der Vereinbarung mit dem Radentscheid um.“

Mehr Sicherheit und damit Platz für Fahrräder

In einer dicht besiedelten Stadt wie Offenbach stellt sich bei Verbesserungen für eine Verkehrsart die Frage, wie der vorhandene Raum neu aufgeteilt wird. Die Aufgabe für die Waldstraße bestand darin, mehr Sicherheit und damit Platz für Fahrräder zu schaffen.

Für die Umsetzung der Maßnahmen aus dem Radentscheid haben die Stadtverordneten die Einrichtung eines Begleitgremiums beschlossen. Dieses besteht aus Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Verwaltung, ADFC, VCD, Handwerkskammer, IHK, ADAC und des Radentscheids.

Für die Sitzung des Begleitgremiums hat die Verwaltung zwei Alternativen erarbeitet, wie die Waldstraße zwischen Hessenring und Bleichstraße fahrradfreundlicher werden kann. Aufgrund der räumlichen Gegebenheiten ist eine Umsetzung nur möglich, indem derzeit für den Autoverkehr genutzte Flächen neu aufgeteilt werden. Ein Vorschlag bestand darin, durch den Wegfall von Parkplätzen Platz für einen Radweg zu schaffen. Der zweite darin, durch den Wegfall einer Fahrspur für den motorisierten Verkehr Platz für Radfahrerinnen und Radfahrer zur Verfügung zu stellen. Die Mitglieder des Begleitgremiums haben diese beiden Varianten diskutiert und sich für die Variante entschieden durch die eine Fahrspur entfällt. Denn dadurch kann mehr Sicherheit für den Radverkehr ermöglicht werden. Danach hat sich die Verkehrskommission mit der Planung befasst. Die in den Gremien jeweils eingebrachten Ideen wurden in die weitere Planung übernommen. Die betraf zumeist Markierungen und andere Details. Ein größerer Punkt war die Frage, ob der ÖPNV in der eingeplanten Zeit die Strecke zurücklegen kann, wenn eine Fahrspur entfällt. Darauf wurde reagiert, indem die zukünftig für den Radverkehr vorgesehene Spur auch von Bussen genutzt werden darf.

Umsetzung erfolgt zunächst im Probebetrieb

„Die Umsetzung erfolgt zunächst in einem Probebetrieb. Die Auswirkungen werden überwacht und geprüft“, betont Groß und verweist darauf, dass es in der Verkehrsplanung viele Interessen abzuwägen gilt: „Die Anzahl der Radfahrenden hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen. Am Mainradweg haben wir genaue Zahlen durch die Zählstelle. Sind im Jahr 2019 dort noch 509.345 Fahrradfahrer gezählt worden, waren es im Jahr 2022 schon 721.992. Die große Anzahl von Unterschriften, die der Radentscheid in Offenbach gesammelt hat, unterstreicht dies ebenso. Mit der Umgestaltung der Waldstraße reagieren wir auf die Belange dieser wachsenden Gruppe in Offenbach. Wir starten mit einem Probebetrieb, weil wir durch andere Vorhaben wissen: Der Verkehr sucht sich immer seine Wege, um möglichst schnell und einfach von A nach B zu kommen. Diese Veränderung wollen wir genau auswerten und begleiten. Deshalb sprechen wir von einer Erprobungsphase – erst nach deren Ende kann entschieden werden, ob die umgesetzte Lösung dauerhaft bleiben soll.“

Während des einjährigen Probebetriebs wird die Maßnahme evaluiert und in den entsprechenden Gremien erneut diskutiert und bewertet. Die gewonnenen Erkenntnisse werden zudem im Rahmen der Erarbeitung des Radverkehrskonzepts genutzt.

„Die Umwidmung eines Fahrstreifens für den Radverkehr ist ein wichtiger Schritt, insbesondere für die vielen Menschen, die an der Waldstraße wohnen, arbeiten, zur Schule oder in die Kita gehen“, betont auch Jochen Teichmann, Sprecher der Initiative Radentscheid Offenbach. „Wo Radfahrenden bisher gar kein Angebot gemacht wurde, können sie auf den breiten Radfahrstreifen künftig mit ausreichendem Abstand zu parkenden Autos fahren und werden auch nicht zu eng überholt. Nur wenn Radfahren sicher, komfortabel und schnell ist, wird das Fahrrad stärker genutzt werden. Wir freuen uns, dass nun Tempo in die Umsetzung der geplanten Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs kommt und mit der Waldstraße die erste Maßnahme sichtbar wird.“

Hintergrund Optimierung des Radverkehrs in Offenbach

Die Bürgerinitiative „Radentscheid Offenbach“ hatte im Oktober 2021 einen Katalog von Forderungen und Unterschriftenlisten eingereicht mit dem Ziel, durch einen Bürgerentscheid die Bedingungen für den Radverkehr in Offenbach weiter zu verbessern. Das Bürgerbegehren war jedoch aus rechtlicher Sicht unzulässig. Weil Stadt und Bürgerinitiative jedoch dieselben Ziele verfolgen, wurde stattdessen eine abgestimmte Maßnahmenliste für die nächsten fünf Jahre vereinbart. In dieser Vereinbarung verpflichtet sich die Stadt, jährlich rund 600.000 Euro eigene Mittel für Planung und Umsetzung in Form von Markierung, Beschilderung und gegebenenfalls Baumaßnahmen zur Verfügung zu stellen. Zudem wurde für die Umsetzung der Maßnahmen ein Begleitgremium mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Verwaltung, Radentscheid, ADFC, VCD, Handwerkskammer, IHK und ADAC eingerichtet.

(Text: PM Stadt Offenbach)